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Israel:
Nazi-Kollaborateure dürfen nicht an Auschwitz verdienen
Das revolutionäre
Internet, das Ende der Sowjetunion mit der Öffnung von brisanten Archiven in
ganz Osteuropa und der allgemeine Progress [Fortschritt] in Kriminalistik und
Geschichtsforschung bringen den
von Polen so heissverteidigten "nur"-Opfer-
Status vor, während und nach den beiden Weltkriegen immer mehr in Bedrängnis.
Nach den weltweiten Diskussionen über die Verschleierung und Leugnung polnischer
Pogrome an Juden in Jedwabne, Kielce und anderswo, sowie über die polnische
Rolle im Zusammenhang mit unzähligen Todes- und Vermisstenfällen bei den
Nachkriegsvertreibungen und Enteignungen an deutschen - und jüdischen
Zivilisten, beschuldigt der prominente israelischer Rabbi Shlomo Aviner nun
sogar Polen einer umfassenden Zusammenarbeit mit den Nazis gegen Juden während
des II Weltkrieges und fordert das Jerusalemer Kultusministerium auf, die Reisen
junger Israelis zu den ehemaligen NS-Vernichtungslagern wie Auschwitz und Majdanek umgehend zu unterbinden, um damit die Finanzierung der Nazi-Kollaborateure zu stoppen.
Dem Nachrichtenmagazin "YnetNews" sagte Rabbi Aviner, dass die Reisen zu den
Nazi-Vernichtungslagern verboten werden müssen, da dies nur den Polen helfen
würde, die solche finanzielle Zuwendungen von jüdischer Seite überhaupt nicht
verdient hätten. Man habe bereits wissenschaftliche Hinweise, dass solche
Ausflüge in die Konzentrationslager in Polen vielmals bei den jungen Israelis
dauerhafte Traumatisierungen hinterlasse, was also alleine schon von daher den
Sinn solcher Reisen in Frage stelle. Shlomo Aviner verwies aber darauf hin, dass
es absolut wichtig sei, dass der Holocaust nicht in Vergessenheit gerate, doch
dazu brauche man keine Todeslager mehr, denn es gäbe ja Filme, Bücher, das
Yad-Vashem-Museum und unzählige Aussagen von Zeitzeugen die sogar noch leben.
"Ich hege keinen Groll gegen Polen, aber wir sollten nicht die Lebensgrundlage
für Menschen bilden die es erlaubt hatten, dass Vernichtungslager in ihrem Lande
gebaut wurden. Sie haben darüberhinaus auch mit den Nazis zusammengearbeitet und
wollen dafür noch von unseren Besuchen leben. Die Polen sind nicht meine Freunde
und von daher wünsche auch ich persönlich nicht deren Unterstützung" -
argumentierte der Rabbi.
Laut Aviner war es auch kein Zufall, dass die Nazis ausgerechnet in Polen ihre
Vernichtungslager eingerichtet hatten, da man wusste, dass die Menschen dort
nichts dagegen unternehmen würden. "Ein einziger Pole hätte genügt um die
Eisenbahn-Schienen zu einem Konzentrationslager in die Luft zu sprengen. Warum
wurde dieses nicht getan? Weil man sagte "gut", lächelte und wartete auf das
was da kommt. Viele Juden die aus den Lagern geflohen waren wurden später durch
Polen ermordet. Als die befreiten- oder geflohenen Juden in ihre Heimat und
Häuser zurückkehren wollten, stellten sie fest, dass diese bereits durch Polen
bewohnt waren und sie standen teilweise vor einem Pogrom. Bis heute dauern die
Versuche an, die von Polen gestohlenen Immobilien in polnischem Besitz zu
behalten" - sagte der Geistliche der 1943 in Frankreich geboren wurde und 1966
nach Israel auswanderte.
Erst am Montag hatte der polnische Aussenminister
Radoslaw Sikorski um finanzielle Hilfe für Auschwitz in Höhe von 120 Millionen
Euro (!) bei der EU in Brüssel gebeten. Auschwitz und die in der Nähe liegende
Großstadt Krakau haben gewaltige Einnahmen aus dem Tourismus-Geschäft. Ein
bedeutender Faktor hierbei sind die Gäste aus Israel und den USA wo die weltweit
größten jüdischen Gemeinden leben. Neben dem Besuch des nahen
Konzentrationslagers zieht aber auch das unübersehbaren jüdische Kulturerbe
Krakaus Touristen aus aller Welt an.
Das neue Zeitalter, natürlich verbunden mit dem Internet und neuen Methoden von
DNA-Analysen und Recherchen bringt aber nicht nur Polen in Bedrängnis, wie zur
Zeit durch ein im vergangenen Oktober in Malbork
[Marienburg] entdecktem zivilen Massengrab,
sondern auch anderen Ländern die sich bisher als "nur" Opfer der Nazis
bezeichnet hatten. Hierzu gehören z.B. Frankreich, Finnland, Schweden und sogar
die Schweiz die derzeit wegen ihrem unmoralischem Bankgeheimnis erheblichem
Druck der USA ausgesetzt ist. Dieses Bankgeheimnis soll in der jüngsten
Geschichte auch vielen Massenmördern zugute gekommen sein. In anderen
Ländern hat man sich mehr oder weniger gerade in den letzten Monaten freiwillig
als Nazi-Kollaborateure geoutet, weil durch neue Erkenntnisse die eigene,
teilweise verfälschte Geschichte immer mehr unter Druck kam. In Russland, Polen
und Tschechien fällt es den Politikern nach wie vor nicht ein, auch einmal zu
den eigenen Greueltaten vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg zu stehen,
was offensichtlich auch ein großer Teil der Bevölkerungen unterstützt.
In Polen ist man generell unschuldig, obwohl jedermann weiß, dass dies eine Fabel
aus vergangenen Zeiten ist. Es wird gelogen, verschleiert und verschoben wie
beim Fußball. Aber nicht alle Polen sind so, und das betrifft vor allen Dingen
junge Leute mit höherer Bildung und viele Schriftsteller und Historiker. Sie
wollen auch die polnische Geschichte ausserhalb aller Heldentaten kennenlernen
und machen überall versteckten Druck. Überall werden sie aber noch, teilweise
mit Drohungen, abgebremst wenn es bei der Veröffentlichung von Wahrheiten um
Nachteile für Polen geht. Der Nationalismus in Polen wird auch im 21.
Jahrhundert immer noch von der Kirche und den Politikern gefördert, wenig EU-typisch und überhaupt wenig zeitgemäß. Es ist auch verständlich dass die
jüdische Welt neuerdings immer öfters mit dem Finger Richtung Polen zeigt, denn
man erinnert an horrende Rechnungen. Diese sind nicht nur die Entschuldigungen
für die Pogrome an Juden unter der Schirmherrschaft von Nazis und Rotarmisten,
sondern vor allen Dingen auch die weiterhin nicht ersetzten oder zurückgegeben
Liegenschaften ehemaliger jüdischer Bewohner Polens. Gleichwohl
reklamieren auch
Deutsche ihre Immoblien auf dem Gebiete des heutigen Polens, welche damals
entschädigungslos enteignet wurden.
Wie tief die Angst vor der Rache der Nationalisten Polens sitzt und wie man auch
viele Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg weiterhin die Weltöffentlichkeit und
das eigene Volk an der Nase rumführen will, beweisen uns viele Ereignisse im
Zusammenhang mit dem neulich entdeckten zivilen
Massengrab im ehemaligen westpreußischen Marienburg. Ohne hier jetzt an dieser Stelle tiefer darauf
eingehen zu wollen, ist doch zu bemerken, dass zur Zeit eine
Verschleierungsaktion in dieser Sache läuft die seinesgleichen sucht, an der
nicht nur Behörden und Institute, sondern sogar (polnischstämmige) Journalisten
in Deutschland und Polen beteiligt sind. Gerade diese Verschleierungen, die
teilweise so plump und unbeholfen durchgeführt wurden, das man garnicht umhin
kommt diese nicht zu erkennen, haben uns bei unseren Recherchen um diverse
solcher zivilen Massengräber in Polen entscheidend weitergebracht. Es gibt
unzählige Massengräber in Polen, was erst einmal historisch bedingt ist, aber
wir sprechen von zivilen Massengräber mit Frauen, Kindern und Alten, welche
immer wieder die gleichen Merkmale aufweisen: Keine Hinweise auf die Identität
der Opfer, keine persönlichen Gegenstände, alle Opfer wurden nackt verscharrt
nachdem man auch ihren Zahnersatz, usw. entfernt hatte. Viele Opfer, auch Kinder,
haben Einschusslöcher in ihren Schädeln. Wie z.B. auch in Danzig, einem weiteren
Massengrab mit diesen Umständen, auf dem Terrain der Universität in der ul.
Smoluchowskiego, wo bei Bauarbeiten mindestens mehrere Hundert solcher Opfer
gefunden wurden.
Hinweis für alle diejenigen
Leser aus Deutschland und Polen die uns mit unverschämten Emails und Kommentaren
zu den Marienburg Artikeln bombardieren:
"Polskaweb" ist nicht antipolnisch wie uns in Deutschland lebende Polen
vorwerfen, das einmal vorweg. Wir haben unser Internetprojekt im Sinne der
deutsch-polnischen Verständigung gegründet und wollen vor allen Dingen die
deutschsprachige Welt über das Leben in Polen, dessen Geschichte und natürlich
auch über Mißstände und Problematiken informieren. Wir sind keine "Schönwetter-
Zeitung" die aus EU-Töpfen finanziert wird, sondern nähren unseren
Verständigungs- und Freundschaftswillen auch über das Maß an Ehrlichkeit zur
deutsch-polnischen Sache auf beiden Seiten der Oder. Hierbei stossen wir aber
immer öfter auf Problematiken, deren Inhalt Sie bitte unseren Artikeln
entnehmen. Ein Beispiel wie groß Mißstände und psychische Folgen von
Unwahrheiten immer noch den Wahrheitswillen vieler Menschen in Polen
beeinflussen, zeigt ein Interview aus der letzten Woche als wir zu der
leidlichen Geschichte um das Marienburger Massengrab einen polnischen Zeitzeugen
befragten, der uns mehrmals fragte: "Haben Sie eigentlich keine Angst so etwa zu
veröffentlichen?" Wenig Angst muss allerdings der prominente Danziger
Schriftsteller Stefan Chwin haben, denn er klagt auf der einen Seite die
Verantwortlichen der Stadt Malbork an, dass man keine Deutschen Kriminologen ans
Massengrab geladen habe, lässt aber im Übrigen nichts Gutes über die Behandlung
der deutschen Opfer in der bedeutenden "Gazeta Wyborcza" vom Stapel, welche
beweisvernichtend mit einem Bagger exhumiert wurden:
Chwin: "Sie müssen den Malborker Bürgermeister verstehen, er will
das neue
Hotel für die Euro 2012 schaffen und da nicht mehr viel Zeit bleibt, hatte er
keine anderen Möglichkeiten als den Bagger einzusetzen". Weiter auszugsweise aus
dem Interview: "Das Zusammentreiben und Töten von fast zweitausend Menschen ist
eine schwierige Operation. Es müssten eigentlich Berichte von Zeugen hierüber
vorliegen. Vorläufig gibt es aber nichts aus den letzten 60 Jahren. Darum sind
für mich einzelne Zeugen die erst jetzt aussagen wenig glaubwürdig. Man sollte
genaustens prüfen was sie zu sagen haben". "Ich kann den Malborkern nur raten
die Deutschen zur Mitarbeit einzuladen. Wozu den Verdacht aufbauen, dass wir
etwas zu verstecken haben? Die Behörden der Stadt Malbork sollten verstehen, dass der größte Anteil ihres Tourismusgeschäftes aus Deutschland kommt". "Man
sollte aufhören in dieser Sache mit politischen Maßstäben zu recherchieren. Dies
ist nun eine Arbeit von Sachverständigen unter Beteiligung anständiger deutscher
Forschungsanstalten. Hier braucht man Historiker, Anthropologen und Archäologen
und keine Amateure. Malbork muss zeigen, dass es innerhalb der Grenzen einer
zivilisierten Welt liegt". Irgendwo in Malbork sollte dann ein Friedhof mit
individuellen Gräbern entstehen. Man kann das intelligent machen, ohne hierbei
die deutsche Schuld am zweiten Weltkrieg zu relativieren, aber dennoch unter der
Prämisse, dass es hier um an deutschen Zivilisten begangenes Unrecht handelte".
Zu der Debatte um Erika Steinbach und das Zentrum der Vertreibungen machte der
Schriftsteller behutsam aber doch mit Nachdruck deutlich, dass sich die
deutsch-polnischen Beziehungen nur dann bessern können, wenn sich beide Seiten
der gemeinsamen Vergangenheit stellen (wovon auch wir absolut überzeugt sind).
"ich war vor nicht allzulanger Zeit Teilnehmer einer Debatte in Deutschland wo
es um das Thema der Vertreibungen ging. Mich hatte es fast erschlagen in der
Erkenntnis mit welcher Vehemenz man Polen und Tschechien zu diesem Thema
anklagt, aber nicht ein einziges Wort über die Russen und deren Einverleibung
von Teilen Ostpreußens (auch das sehen wir genauso). Aber das mag daran liegen,
dass die Deutschen bis heute der russischen Peitschenhiebe gedenken, welche man
reichlich bekommen hatte und das erfüllt sie mit Achtung" - ekelte Chwin dann
etwas.
Diskutieren Sie diese Meldung in
unserem Forum
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weitere Informationen:
16.12.2009:
Auschwitz-Stiftung: Deutschland sagt finanzielle Unterstützung zu
Massaker von Jedwabne
http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Jedwabne;
http://lexikon.meyers.de/wissen/Jedwabne;
Polen als Täter: Die Debatten um Jedwabne
www.europa-studien.uni-bremen.de/de/forum/376-polen-als-taeter-die-debatten-um-jedwabne;
10.07.2009: 68. Jahrestag des Pogroms von Jedwabne
http://polskaweb.eu/juden-progrome-in-polen-897666.html;
18.05.2009: Handlanger des Holocaust
http://www.ostdeutsches-forum.net/aktuelles/2009/Handlanger.htm;Pogrom von Kielce
http://de.wikipedia.org/wiki/Pogrom_von_Kielce;
Pogrom von Kielce ist auch nach 52 Jahren ungeklärt
http://www.hagalil.com/archiv/98/07/kielce.htm;
Polen - Gedenkfeiern zum Pogrom von Kielce
http://polskaweb.eu/nachkriegs-pogrome-in-polen-564777.html;
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