Sudetendeutscher
Tag 2009: Aufruf zum Dialog
Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Pany warf Tschechien
eine "destruktive Haltung" vor und forderte Präsident Klaus zum Dialog auf.
Bayerns Ministerpräsident Seehofer sagte den Vertriebenen dabei seine Unterstützung
zu.
Pfingsttreffen der Sudetendeutschen:
Gemeinsam Zukunft gestalten (BR)
Sudetendeutscher
Tag 2009: Gemeinsam Zukunft gestalten Beim 60. Sudetendeutschen Tag in Augsburg würdigte Bundesinnenminister Schäuble
die
Leistungen der Heimatvertriebenen bei Aufbau der Bundesrepublik. Den Karlspreis
der
Landsmannschaft erhielt in diesem Jahr Bayerns Ex-Ministerpräsident Beckstein.
Seehofer
sichert Sudetendeutschen Solidarität zu
Der
bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hat den Vertriebenenverbänden
im Streit um ihren Sitz im Stiftungsrat des "Zentrums gegen Vertreibung" die "totale
uneingeschränkte Solidarität" der bayerischen Staatsregierung zugesichert. Wen die
Vertriebenen in den Stiftungsrat entsendeten, gehe weder die deutschen Parteien
noch die Polen etwas an, sagte Seehofer auf der Hauptkundgebung des 60. Sudetendeutschen
Tages in Augsburg in Anwesenheit der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen Erika
Steinbach.
Das "unwürdige Gezerre" um die Frage der Repräsentation der deutschen Heimatvertriebenen
in den Gremien des "Zentrums gegen Vertreibung" habe wieder einmal gezeigt, dass
in Deutschland "nicht alle politischen Kräfte zu einem natürlichen und selbstbewussten
Patriotismus fähig sind", sagte der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Franz Pany.
Seehofer sprach zum ersten Mal als bayerischer Ministerpräsident und damit in seiner
Eigenschaft als Schirmherr der Sudetendeutschen auf dieser Veranstaltung. Dabei
kündigte er an, im nächsten Jahr der Tschechischen Republik einen offiziellen Besuch
abstatten zu wollen. Sowohl bei der Vorbereitung wie bei der Reise selbst würden
die Sudetendeutschen dabei sein, versprach Seehofer.
Wegen der unterschiedlichen politischen Auffassungen zur Vertreibung der Sudetendeutschen
nach dem Zweiten Weltkrieg hat bisher noch kein bayerischer Regierungschef Prag
einen offiziellen Besuch abgestattet. Seine Reise solle ein Schritt zu noch mehr
Normalität werden, so Seehofer.
Gute Nachbarn dürften offene Fragen nicht ausklammern, so Seehofer weiter. So blieben
die tschechischen Gesetze und
Dekrete von 1946, die Verbrechen an Deutsche straffrei stellten und die Vertreibung
sanktionierten, Unrecht und dürften in einem modernen Europa "nicht einfach stehen
bleiben". Die "Unrechtsdekrete" gehörten "endlich auf den Müllhaufen der Geschichte",
sagte der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt.
Ministerpräsident Seehofer erneuerte seine Zusage, in Bayern mit staatlicher Hilfe
ein Sudetendeutsches Museum einzurichten. Die Staatsregierung werde sich "nicht
hinter der Wirtschaftskrise verstecken", betonte Seehofer.
Zuvor hatten Pany und Posselt der tschechischen Seite mehrfach einen offenen Dialog
angeboten. Während Pany den tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Klaus aufforderte,
die "ausgestreckte Hand" der Sudetendeutschen "endlich" zu ergreifen, setzte Posselt
auf die "proeuropäischen Kräfte" in Tschechien, die Klaus mit seiner Politik "geeint"
habe. Man sollte auf den "Konsens der Demokraten" setzen und den "Egomanen" Klaus
an der Spitze "allein lassen", sagte Posselt. Er empfange eine ganze Menge "positiver
Signale" aus Tschechien.
Posselt kündigte die Gründung eines "Europäischen Kompetenzzentrums für Außen- und
Europapolitik". Dieses "sudetendeutsche Außenministerium" solle sich mit allen Volksgruppen
in der Europäischen Union beschäftigen. Diese Volksgruppen seien teilweise älter
als die Nationalstaaten und zählten zusammen rund 80 Millionen Menschen. "Wir hängen
uns nicht an die Rockschöße eines Nationalstaats, sondern sind entschlossen, die
internationalen Kontakte mehr und mehr in die eigenen Hände zu nehmen", sagte Posselt,
der sich bei der Europawahl am nächsten Sonntag erneut für die CSU um einen Sitz
im europäischen Parlament bemüht.
Karlspreis für Seehofer
Bayerns früherer Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) wurde bereits am Samstag
wegen seiner Verdienste um eine gerechte Völker- und Staatenordnung in Europa mit
dem diesjährigen europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen ausgezeichnet. Er
sei ein «Vorkämpfer des Rechts» und habe das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen
und besonders der Sudetendeutschen stets zu seinem persönlichen Anliegen gemacht,
sagte Posselt zur Begründung für die Auszeichnung. Beckstein wandte sich in seiner
Dankesrede an die tschechische Seite und sagte, die Zeit für eine Auseinandersetzung
auf der Basis der historischen Wahrheit sei reif. «Wir sind auf gutem Weg, aber
noch nicht am Ziel.»
Der undotierte Preis wurde von der Landsmannschaft in Erinnerung an den deutschen
Kaiser und böhmischen König Karl IV. für eine gerechte Völker- und Staatenordnung
gestiftet. Zu dem zweitägigen 60. Jubiläumstreffen sind nach Angaben der Veranstalter
zehntausende Sudetendeutsche und Angehörige aus Deutschland, Österreich und Besucher
aus Tschechien nach Augsburg gekommen.