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Rote Karte Elf Monate nach der Veröffentlichung eines Kommentars in der „Sudetenpost“ (Folge 5 vom März 2008!) folgte nun in der „Sudetendeutschen Zeitung“ die Antwort in Form einer geharnischten Kritik. Die „Sudetenpost“ hatte seinerzeit Anstoß daran genommen, daß der Bund der Vertriebenen (BdV) und dessen Präsidentin Erika Steinbach genau das getan hatten, worüber sich die Vertriebenen immer wieder zu Recht beklagen: Sie hatten die neu gegründete Europäische Union der Flüchtlinge und Vertriebenen (EUFV) ins rechte Eck gerückt. Der BdV-Bundesausschuß hatte mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen, der EUFV nicht beizutreten, weil, so die Begründung, „aus Deutschland auch Gruppierungen und Personen mitgewirkt haben, die laut dem Verfassungsschutzbericht Verbindungen zum rechtsextremen Spektrum aufweisen und sichtbar ist, daß bis heute in diesen Kreisen massiv Werbung für die EUFV gemacht wird“. WENN DEM SO gewesen wäre, wäre das in der Tat schlimm. Tatsache ist aber – und dafür verbürgte sich immerhin der Vizepräsident des BdV, Wilhelm von Gottberg – daß an der Gründung der EUFV rechtsextreme Gruppierungen keinerlei Anteil hatten. Versuche von solchen Gruppierungen, sich anzuhängen, wurden vom EUFV von vornherein unterbunden. Wilhelm von Gottberg ist auch Vizepräsident der EUFV, hat also offensichtlich nicht die Berührungsängste anderer Funktionäre. DIE „SUDETENPOST“ bezeichnete diese Vorgangsweise des BdV seinerzeit als „Eigentor“. Schließlich kann sich nach dem Beschluß jeder auf den – unverdächtigen – Steinbach-Bund berufen, wenn er die EUFV als von rechtsextremen Kräften durchsetzte Organisation diffamieren möchte. Mit diesem einfachen Trick haben sich schon viele um eine ehrliche Auseinandersetzung mit Vertriebenen-Anliegen gedrückt. IN DER „Sudetendeutschen Zeitung“ schoß nun Prof. Rudolf Grulich mit einem Kommentar unter dem Titel „Eigentor? Nein – Rote Karte!“ zurück. IST DIE EUFV doch schon so bedeutend, daß die „Sudetendeutsche Zeitung“ ihr die größte Schlagzeile auf der Titelseite widmet – und für den gerade dem tschechischen Außenminister Kar(e)l Schwarzenberg in Prag ein Kochbuch (!) überbracht habenden Sudetendeutschen-Sprecher Bernd Posselt nur einen Zweispalter übrig hat? Gab es mit dem tschechischen Außenminister nichts anderes zu besprechen, als lukullische Neuheiten? Der Leser jedenfalls durfte es nicht erfahren. ABER ZURÜCK zur „Hauptgeschichte“: „Rote Karte“ also für die EUFV!? Der seinerzeitige Rechtsextremismus-Verdacht wird zwar aus gutem Grund nicht wiederholt, doch mit der EUFV will Professor Grulich trotzdem nichts zu tun haben. Er führt in seinem Konvolut sogar Fakten an, die sachlich durchaus korrekt sein mögen, aber dennoch nicht automatisch als Argumente gegen eine Anerkennung der EUFV gelten können. Daß die EUFV unterschiedliche Vertriebenenorganisationen mit ebenso unterschiedlichen, teils sogar widerstrebenden Geschichten vereint, ist nicht einmal von der Hand zu weisen. Es ist doch klar, daß deren Vorsitzender Lacota als gleichzeitiger Chef der „Unione degli Istriani“ in der historischen Betrachtung geradezu zwangsläufig auf Österreich-Ungarn eine andere Sichtweise hat und äußert, als Vertriebenenverbände aus eben dieser Region. Die Widersprüche liegen in der Geschichte der jeweiligen Verbände. Entscheidend ist jedoch: Sind diese Widersprüche heute Sand im Getriebe? In der aktuellen Arbeit der EUFV ist davon jedenfalls nichts zu bemerken, weil offenbar alle Teile dieses Ganzen das übergeordnete Ziel erkannt haben, in dem sie sich selbst bei unterschiedlicher Herkunft finden können: Das große Thema Vertreibung endlich gemeinsam auf die europäische Ebene tragen! HISTORISCHE WIDERSPRÜCHE werden nur dann zum Problem, wenn daraus widerstrebende Interessen entstehen. Das ist bislang nicht zu erkennen. Historische Gegenläufigkeiten können der EUFV sogar mehr Gewicht und größere Glaubwürdigkeit verleihen, wenn sie an sich selbst beweist, daß in der Vergangenheit liegende Widersprüche eine auf die Zukunft gerichtete Kooperation nicht verhindern. INSOFERN SOLLTE sich die „Sudetendeutsche Zeitung“ beziehungsweise deren Herausgeber, also die Sudetendeutsche Landsmannschaft, weniger mit dem Verteilen Roter Karten beschäftigen als vielmehr mit der Gefahr, daß der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe eine solche erhalten könnte. Posselts CSU rennt bei den Europawahlen im kommenden Juni um ihr Leiberl. Überspringt die bayerische Partei nicht die 5-Prozent-Hürde – wohlgemerkt: Gerechnet auf ganz Deutschland –, dann ist Schluß mit der CSU im Europaparlament. Und auch Schluß mit Bernd Posselt als Vertreter der Sudetendeutschen dort. Die Gelbe Karte hat die CSU bei den Landtagswahlen im September schon erhalten. Ob man mit „Kochbuchdiplomatie“ eine drohende Rote Karte abwenden kann, wäre vielleicht einmal einen ausführlichen Kommentar in der „Sudetendeutschen Zeitung“ wert. Die „Sudetenpost“ jedenfalls wünscht keinem, der Interessen von Vertriebenen vertritt, eine Rote Karte. Weder der EUFV, noch Bernd Posselt!
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