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Falschinformationen über die EUFV Die „Sudetendeutsche Zeitung“ hat am 30. Januar 2009 als Aufmacher auf Seite 1 einen Artikel unter der Überschrift „Eigentor? Nein – rote Karte!“ über die „Europäische Union der Flüchtlinge und Vertriebenen“ (EUFV) veröffentlicht. Dieser Artikel enthält gravierende Unwahrheiten über den Europäischen Vertriebenenverband. Der Generalsekretär der EUFV, Dr. Massimiliano Lacota, wird in fast unanständiger Weise schlechtgemacht. Erkennbar zielt der Beitrag darauf ab, die in der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) seit längerem anhaltende Debatte über den Beitritt des Gesamtverbandes zur EUFV im Sinne einer Ablehnung zu beenden. Bemerkenswert erscheint zunächst, daß zwei bislang regelmäßig vorgetragene Argumente gegen einen Beitritt des SL-Bundesverbandes – die SL Baden-Württemberg sowie die SL Österreich haben den Beitritt beschlossen bzw. gehören der EUFV bereits an – nun nicht mehr wiederholt werden: Weder die Behauptung, die deutschen Vertriebenenverbände verlören als Mitglieder der EUFV ihre Handlungsfreiheit in Sachen Heimatpolitik noch der Vorhalt, einzelne Mitgliedsverbände der EUFV verträten fragwürdige Randpositionen wird vorgebracht. Zu Recht, denn diese Vorhaltungen sind unhaltbar. Statt nun den Schluß zu ziehen, der EUFV endlich beizutreten, wie dies Schlesier und Ostpreußen, aber auch die Sudetendeutschen in Österreich und Baden-Württemberg bereits getan haben, werden Pseudoargumente angeführt, von denen mehrere offensichtlich irrelevant, andere hingegen sachlich falsch sind. Ihnen soll hier widersprochen werden. Verfasser des Artikels ist Professor Rudolf Grulich, ein sudetendeutscher Theologe und Kirchenhistoriker. Grulich ist seit 1990 Honorarprofessor für Kirchengeschichte an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Er gilt als renommierter Wissenschaftler. Umso bedauerlicher, daß er nun in einem sehr politischen Zusammenhang falsche Behauptungen erhebt. So schreibt Grulich, daß die EUFV ungeprüft einzelne Organisationen aufgenommen habe, ohne deren demokratische Legitimation zu hinterfragen. Das ist falsch! Als Gegenbeispiel sei angeführt, daß der „Zentralverband der Vertriebenen Deutschen“ sich um die Mitgliedschaft in der EUFV bemüht hatte. Sie wurde nicht gewährt. Es gibt weitere Beispiele. Weiter behauptet Professor Grulich, daß die Gremien der Sudetendeutschen Landsmannschaft endgültig einen Beitritt zur EUFV abgelehnt hätten. Auch das ist glatt unwahr, einen derartigen Beschluß gibt es nicht! Die „Sudetendeutsche Zeitung“ sah sich denn auch genötigt, in ihrer neuesten Ausgabe vom 6. Februar 2009 diese Falschaussage zu korrigieren. Der Theologe und Kirchenhistoriker Grulich führt in seinem irreführenden Beitrag weiter aus, daß die Dachverbände der Ungarn, der Karelier, der Armenier sowie der Donauschwaben analog dem BdV nicht der EUFV beigetreten sind. Auch das ist in wesentlichen Teilen falsch: Der Weltverband der Ungarn und die Karelier sind Mitglieder der EUFV. Die Unrichtigkeit gerade in diesem Punkt ist bedrückend, denn Grulich gehört anerkanntermaßen zu den besten Kennern der nationalen Minderheiten und ihrer Verbände in Europa. Fast schon bösartig wirkt die Behauptung, daß sich das Präsidium der EUFV von den zypriotischen Griechen nach Südzypern einladen ließ und die Hoffnung hegte, die zypriotische Regierung werde den nächsten EUFV-Kongreß ausrichten und dazu nach Nikosia einladen. Ein eigentliches „Präsidium“ des EUFV gibt es nicht. Die Gremien der EUFV sind der Generalrat (Vorstand), an dessen Spitze der Generalsekretär Dr. Lacota steht, und die Generalversammlung (Mitgliederversammlung), an deren Spitze der Präsident der Generalversammlung steht. Derzeit ist das der Autor dieses Artikels. Eine Sitzung des Generalrats in Zypern hat aber nie stattgefunden, und was mich selbst angeht, so war ich weder privat noch in meiner Eigenschaft als Präsident der Generalversammlung der EUFV jemals in Zypern. Herr Professor Grulich geht in seinem Artikel auch auf die nationalen Wirren auf dem Balkan sowie in Südtirol und in Kärnten am Ende des Ersten Weltkrieges und im Zweiten Weltkrieg ein. Es kann nicht strittig sein, daß in diesen Konflikten Beteiligte auf jeweils beiden Seiten schuldhaft verstrickt waren, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität. Unstrittig ist auch, daß terroristische Einzelaktivitäten den Nationalhaß gesteigert haben. Diese – Gott sei es gedankt – überwundene Zeit aber heute mit der Person des jungen Generalsekretärs der EUFV, Dr. Lacota, indirekt in Zusammenhang zu bringen, wie es in diesem Beitrag ansatzweise geschieht, ist ein böser Fehltritt. Daß Herr Lacota in diesem Zusammenhang unvorteilhaft grinsend abgebildet wurde, rundet den üblen Eindruck des Versuchs einer gezielten Diskreditierung seiner Person ab. Abschließend seien folgende Fragen gestellt: Wer hat ein Interesse daran, den Beitritt der Sudetendeutschen Landsmannschaft als Gesamtverband zur EUFV zu hintertreiben? Treffen die Darstellungen der SL Oberbayern zu, daß kein anderer als Professor Grulich selbst diesen Beitritt noch im Oktober 2008 aus Überzeugung befürwortet hat? Falls ja, was erklärt den plötzlichen Sinneswandel des Gießener Kirchenhistorikers – Veränderungen bei der EUFV gab es in der Zwischenzeit ja nicht? Fazit: Wenn Professor Grulich diesen Beitrag
eigenverantwortlich schrieb, hat er seiner wissenschaftlichen Reputation Schaden
zugefügt. In jedem Fall ist es bedauerlich, daß Kritiker eines Beitrittes zur
EUFV unter den Sudetendeutschen nun zu Mitteln greifen, wie sie bislang eher für
die politischen Gegner der deutschen Vertriebenen typisch waren.
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