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Mit Stacheldraht von der
Heimat getrennt Was haben Berlin und Lefkosia, die Hauptstadt Zyperns, gemeinsam? Die Mauer! In Berlin wurde sie am 13. August 1961 errichtet und fiel am 9. November 1989 nach 28 Jahren. Lefkosia ist praktisch seit dem 20. Juli 1974 geteilt, bis heute. Das sind 34 Jahre, und ein Ende der völkerrechtswidrigen Teilung der Hauptstadt wie des Landes ist noch nicht in Sicht. Auf Einladung des Verbandes der vertriebenen griechischen Zyprioten sowie aus Solidarität mit ihren europäischen Schicksalsgefährten besuchte der Generalsekretär der Europäischen Vertriebenenunion, Massimiliano Lacota, mit einer kleinen Delegation die Republik Zypern, die nach den Verträgen von Zürich und London zwischen Griechenland, der Türkei und Großbritannien im Jahre 1959 am 16. August 1960 ihre Unabhängigkeit erlangt hatte. Mit ihr endete die 82 Jahre währende britische Kolonialherrschaft! Doch der junge Staat hatte keine Chance zu wirklich eigener Souveränität. Ständige Drohungen der Türkei wie deren massive Unterstützung der türkisch-zyprischen Extremisten ließen einen inneren Frieden nicht zu. Schon im Frühling 1964 sah sich die Regierung der Republik Zypern unter Erzbischof Makarios gezwungen, den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen anzurufen. Dieser hat in zwei Resolutionen vom 4. und 13. März 1964 einstimmig beschlossen, daß die Probleme friedlich im Einklang mit der UN-Charta gelöst werden müssen. Dabei wurde die Existenz, die Integrität wie die Souveränität der Republik Zypern bekräftigt. Dennoch hat im August 1964 die türkische Luftwaffe zyprische Dörfer bombardiert und mehrfach gar mit Invasion gedroht. Nachdem die Militärjunta in Griechenland auch eingriff und am 15. Juli 1974 einen Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung Zyperns durchführte, reagierte nun ihrerseits die Türkei und griff am 20. Juli 1974 militärisch ein. Trotz der Appelle des UN-Sicherheitsrates hat die Türkei in einer Zwei-Phasen-Invasion 36,2 Prozent des souveränen Territoriums der Republik besetzt und mehr als 142000 griechische Zyprioten gewaltsam aus ihren Häusern wie ihren Heimatgemeinden vertrieben. Später wurden noch einmal 20000 griechische Zyprioten zwangsweise umgesiedelt. Sie alle sind Vertriebene im eigenen Land, denn offiziell besteht die Republik Zypern fort. Alle Versuche, eine eigene „Türkische Republik Nordzypern“ zu gründen, sind am Widerstand der Vereinten Nationen wie auch der Europäischen Union gescheitert. Am 1. Mai 2004 trat Zypern offiziell der Europäischen Union bei, ohne daß das gewünschte Ziel, der EU als wiedervereinigtes Land beizutreten, erreicht wurde. Am 18. September 2005 bekräftigte Präsident Tassos Papadopoulos vor der UN-Generalversammlung, daß Zypern weiterhin beharrlich und friedlich an der Überwindung der Teilung des Landes wie dem Abzug der türkischen Invasions- und Besatzungstruppen arbeiten würde. Diese Arbeit seitens der Europäischen Union der Vertriebenen zu unterstützen, dazu diente der Besuch. Zu diesem Zweck hatte die Organisation Kyrenischer Flüchtlinge ein umfangreiches und hochkarätiges Programm zusammengestellt. Das Programm begann mit einem Besuch bei dem den Außenminister vertretenden Landwirtschaftsminister Fotis Fotiou. Daran schloß sich ein Gespräch mit dem Innenminister Christos Patsalides an, der auch für die Flüchtlingsfragen zuständig ist. Weiter vertieft wurden die Gespräche im Ministerium des Äußeren mit dem Direktor der Vertriebenenabteilung, Botschafter Leonidis. Beide Seiten sprachen in einmütiger Offenheit ihre Probleme und Zielsetzungen an und sicherten sich gegenseitig aktive Unterstützung zu. Ein Besuch im Präsidentenpalais wurde mit dem Ausdruck des Bedauerns wegen der bevorstehenden Präsidentenwahlen abgesagt. Der Europäischen Union der Vertriebenen wurde zugesichert, daß die Republik Zypern deren Bemühungen um Anerkennung als Nichtregierungsorganisation bei der Europäischen Union in Brüssel wie dem Europaparlament in Straßburg nachhaltig unterstützt. Selbstverständlich wurde auch die Exilbürgermeisterin von Kyrenia, Maria Joannou, sowie der Bischof von Kyrenia, Pavlos besucht. Danach schloß sich eine Besichtigung der mit Stacheldraht wie Militär bewehrten Mauer durch die Hauptstadt an. An Häßlichkeit steht sie der Berliner Mauer nicht nach. Höhepunkt und Abschluß des Besuchsprogramms bildete ein Besuch beim Erzbischof von Zypern, Chrysostomos II., in dessen bischöflichem Palais. Vor diesem steht eine imposante Statue des ersten Präsidenten der Republik, Erzbischof Macarios. Auch die kirchlichen Würdenträger, die ein sehr hohes Ansehen im Volk genießen, sicherten der Union der Vertriebenen ihre tatkräftige Unterstützung zu. Gemeinsame Basis ist der Kampf um die Wahrung und Durchsetzung der Menschenrechte als elementare Grund- und Freiheitsrechte eines jeden Menschen. Die Republik Zypern werde nicht ruhen, bis jeder Zypriot, ob der griechischen oder türkischen Volksgruppe zugehörig, das Recht auf Heimkehr in seine Häuser und sein Eigentum wahrnehmen kann. Die Politik Zypern steht auf einem soliden völkerrechtlichen Fundament. Vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sind die Rückgaberechte von den Besitztümern und Häusern der griechisch-zypriotischen Vertriebenen anerkannt worden. Das Recht der Flüchtlinge auf Rückgabe wurde im August 2004 erneut bestätigt. Inzwischen sind sogar die ersten internationalen und europäischen Haftbefehle gegen Personen erteilt worden, die ohne die Einwilligung der Eigentümer auf dem Grundbesitz von Flüchtlingen bauten. Die Zivilklagen und Haftbefehle, die von zypriotischen Gerichten erteilt wurden, können überall in der Europäischen Union durchgesetzt werden, da Zypern Mitglied der EU ist. Auf Zypern begegnet man hautnah einer der
ältesten Kulturen der Erde. Etwa 10000 Jahre Menschheitsgeschichte sind hier
nachweisbar. Im Altertum belieferte Zypern (gr. „Kypros“) die Welt mit Kupfer,
daher wohl auch der lateinische Name „cuprum“ für das Metall. Die Insel liegt
strategisch günstig im Schnittpunkt dreier Kontinente. Da wundert es nicht, daß
verschiedene Völker, Kulturen und Epochen ihre Spuren hinterließen. Zypern war
das erste Land; das die Apostel Paulus und Barnabas auf ihrer Missionsreise
besuchten, und das erste, das sich christlich nannte. In Pafos steht die
Steinsäule, an der nach der Legende Paulus ausgepeitscht wurde, ehe er den
Statthalter Roms zum Christentum bekehrte. Mögen von Zypern aus wertvolle
Impulse ausgehen, die auch den Vertriebenen aller Länder endlich Recht und
Gerechtigkeit widerfahren lassen.
4.2.2008:
Mission in Zypern - Pressemitteilung; |