Botschaft der EUFV
zum 60. Jahrestag der Schuman-Erklärung vom 9. Mai 1950
übersandte der Generalsekretär der
Europäischen Union der Flüchtlinge und Vertriebenen (EUFV), Dr. Massimiliano
Lacota, den Regierungschefs der Europäischen Union sowie den Vertretern
maßgeblicher europäischer Institutionen folgende Botschaft:
„Vor 60 Jahren hielt der Außenminister der
Französischen Republik, Robert Schuman, im Uhrensaal des Quai d’Orsay eine
herausragende Rede, die Europa den Weg eröffnete für einen unaufhaltsamen
Prozess des Friedens und der Einheit. Mit festen und bereits damals modernen
Vorsätzen projizierte er ein innovatives, dynamisches und effizientes
Wirtschaftsmodell Europas, das auf der Beseitigung der Streitigkeiten und auf
Solidarität und allgemein auf der Wiederherstellung der Legalität und auf dem
Respekt in den Beziehungen zwischen Staaten und Völkern beruhte, die aufgrund
des kurz vorher beendeten Kriegsgeschehens allzu lange missachtet worden waren.
Nach so vielen Jahren kann mit Verantwortungsbewusstsein und Einsicht gesagt
werden, dass die von Schuman erhofften Veränderungen erst heute erfolgen und
sich noch immer zu bedächtig vollziehen. Trotz alledem ist das bedeutendste
Ergebnis dieses qualvollen und schwierigen Prozesses ohne Zweifel der Frieden,
der zwischen den europäischen Nationen verwirklicht werden konnte, auch wenn
noch immer zwischen den europäischen Völkern ein anachronistisches Misstrauen
besteht. Durch die Einführung der einheitlichen Währung und die Aufhebung der
Grenzen, die der Fall der Berliner Mauer und der darauf folgende Untergang der
kommunistischen Regierungen ermöglicht haben, wurde ein weiterer bedeutsamer
Mosaikstein in die Struktur jener gemeinsamen Werte eingefügt, die uns dieses
einmalige und unvergleichliche Gefühl geben, ,Bürger Europas‘ zu sein.
Jetzt fehlt nur noch ein einziger, aber
unersetzlicher Mosaikstein: Die Anerkennung der geschichtlichen Wahrheit und die
Wiederherstellung der Legalität gegenüber Millionen europäischer Bürger, die
während und nach dem Zweiten Weltkrieg und bis vor kurzem aus ihren
Heimatgebieten gewaltsam umgesiedelt oder vertrieben wurden. Die Anerkennungen
der Wahrheit über den Holocaust, über den Völkermord an den Armeniern und den
Assyrern können in einem modernen und fortschrittlichen Europa nicht länger
,isolierte Einzelfälle‘ bleiben, sondern müssen ein tragischerweise
unauslöschliches Kapitel der Geschichte darstellen, mit dem auch
Massenvernichtungen, Deportationen und Vertreibungen unmenschlichen Ausmaßes
verknüpft sind. Erst wenn dieses Ziel vollständig erreicht und durch die Gewähr
des Respekts und der Verbreitung der Wahrheit und aller Erinnerungen
verwirklicht wurde, wofür sich zahlreiche Organisationen und internationale
Institutionen beharrlich einsetzen, haben wir Schumans Europa wahr gemacht. Dann
haben wir eine Zukunft in Frieden geschaffen, die nur die von Menschen bewirkte
und nicht dem Verrinnen der Zeit überlassene Gerechtigkeit den künftigen
Generationen garantieren kann.“
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