EU-Reformvertrag
Scharfe Kritik aus Deutschland an tschechischen Nachforderungen
Polen hat den Lissabon-Vertrag
unterzeichnet - nun wartet die EU auf den tschechischen Präsidenten Klaus: Dass
der seine Ablehnung jüngst mit möglichen Rückgabeforderungen von enteigneten Sudetendeutschen
begründete, empört inzwischen deutsche Politiker. Ihr Eindruck: Klaus will nur verzögern.
Berlin - Er ist der letzte, der den Lissabon-Vertrag
noch unterschreiben muss: Vaclav Klaus. Mit seinen neuen Forderungen für eine Ratifizierung
erntet der tschechische Präsident auch in Deutschland heftige Kritik. "Es ist alles
verhandelt, was den Lissabon-Vertrag betrifft. Nun kurz vor Toresschluss mit neuen
Forderungen zu kommen, erzeugt den Eindruck, dass er nur verzögern will", sagte
der CSU-Politiker und Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt. Es gebe keine
Grundlage dafür, die Sudetendeutschen zum Thema zu machen. "Es gibt bereits eine
europäische Menschenrechtskonvention."In Tschechien fehlt neben der Unterschrift
des Europaskeptikers Klaus noch eine Entscheidung des Verfassungsgerichts über den
Text. Klaus hatte den Vertrag von Lissabon wiederholt kritisiert. Am Freitag forderte
er für sein Land eine Ausnahmeklausel, um etwaige
Rückgabeforderungen enteigneter Sudetendeutscher zu verhindern.
Auch Polen und Großbritannien setzten Ausnahmen
durch
Derzeit ermögliche die EU-Grundrechtecharta, die
Bestandteil des Vertrages ist, tschechische Gerichte zu umgehen, sagte Klaus. Er
sei besorgt, dass die Charta den Benesch-Dekreten von 1945 und 1946 widerspreche,
nach denen rund 2,5 Millionen Sudetendeutsche aus der damaligen Tschechoslowakei
vertrieben und enteignet worden waren.
Der Lissabon-Vertrag soll die EU handlungsfähiger
und demokratischer und die Grundrechtecharta aus dem Jahr 2000 erstmals rechtsverbindlich
machen. Auch Polen und Großbritannien haben Ausnahmen erwirkt: So hatte sich Polen
im Prozess der Beschlussfassung garantieren lassen, dass seine Gesetzgebung zur
Homosexualität nicht angetastet werden muss. Großbritannien setzte durch, dass die
Beschlüsse europäischer Gerichte nicht automatisch britisches Recht brechen.
Kaczynski ging bei Unterschrift die Tinte aus
Polen hatte am Samstag als vorletzter der 27 EU-Mitgliedstaaten
den
Reformvertrag von Lissabon ratifiziert. "Heute ist ein sehr wichtiger
Tag in der Geschichte Polens und der Europäischen Union", sagte Polens Präsident
Lech Kaczynski, bevor er das Vertragswerk unterschrieb.
Die Iren hätten mit ihrem Ja den Vertrag "wiederbelebt",
daher gebe es nun keine Hindernisse mehr, ihn zu ratifizieren, sagte Kaczynski im
Präsidentenpalast in Warschau. Irland hatte am vergangenen Wochenende in einem zweiten
Referendum für den Lissabon-Vertrag gestimmt. Kaczynski hatte seine Unterschrift
vom Ausgang des Referendums abhängig gemacht. Das polnische Parlament hatte dem
Vertragswerk bereits im April 2008 zugestimmt.
An der Zeremonie in Warschau nahmen auch EU-Kommissionspräsident
José Manuel Barroso, EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek und Schwedens Ministerpräsident
Fredrik Reinfeldt teil, dessen Land derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat.
Bei der Unterzeichnung sorgte Kaczynski kurzzeitig für Schmunzeln, weil ihm im entscheidenden
Moment der Unterzeichnung die Tinte in seinem Füller ausging.
Informationen
von Ostpreußen-TV:
121: Lissabon-Vertrag: EU schließt Deutsche von Grundrechten
aus
http://www.youtube.com/watch?v=vmILJk7SyW0;
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