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Die PAZ auf Wikipedia: Im Wikipedia-Eintrag zur Preußischen Allgemeinen Zeitung (PAZ) reiht sich eine ganze Palette von sachlichen Fehlern aneinander, die leicht aufzudecken sind. Dies beginnt schon mit der groben politischen Zuordnung am Beginn des Eintrags. Die Zuordnung der PAZ zur „Neuen Rechten“ ist irreführend. Der Begriff „Neue Rechte“ ist überaus schwammig und wird von einzelnen Stellen auch zur Bezeichnung von radikal oder gar extrem rechten Positionen jenseits des freiheitlich-demokratischen Spektrums verwendet. Da die PAZ aber seit jeher strikt freiheitlich-demokratische Positionen vertreten hat, wird so eine fehlerhafte Einordnung der Zeitung insinuiert. Es ist nicht auszuschließen, dass genau dies auch die Absicht der angegebenen Quellen war. Dem entsprechend finden sich auch im Abschnitt „Neuausrichtung 1997-2008“ Fehler: Hier heißt es, „darüber hinaus entwickelte sie sich jedoch zunehmend zu einem Medium auch für ultrakonservative und neurechts ausgeprägte Autoren und Leser“. Zwar hat die PAZ wie jedes andere Medium keinen Einfluss darauf, wer sie zur Kenntnis nimmt. Hier wird jedoch nahegelegt, dass die PAZ gezielt gewisse Gruppen bedient, die mit dem polemischen Zusatz „ultra-“ gebrandmarkt oder mit der schwammigen Vokabel „neurechts“ bewusst unscharf beschrieben werden. Im selben Absatz wird zudem bemerkt, dass der Preussische Mediendienst „vom (?) als rechtsextremistisch eingestuften Verlag Siegfrid Bublies (sic!) … übernommen“ worden sei. Auch hier wird eine bewusste Auswahl eines „rechtsextremistischen“ Verlages durch das Ostpreußenblatt (OB, früherer Name der PAZ und heute Beilage) insinuiert. Dies ist irreführend, da zum damaligen Zeitpunkt eine „rechtsextremistische“ Position des Bublies-Verlages nicht erkennbar war. Wenige Jahre später ging der Preußische Mediendienst in andere Hände über, was gar nicht erwähnt wird. Inzwischen ist die Herausgeberin der PAZ nur noch geringfügig am nunmehr eigenständigen PMD beteiligt, weshalb sich die Erwähnung des Dienstes zur Beschreibung der Arbeit der PAZ gänzlich erübrigt. Ein Fehler hat sich auch in den Satz „Zu Ostern 2003 wurde das Blatt in Preußische Allgemeine Zeitung umbenannt, womit die ehemalige Beilage zur eigentlichen Zeitung aufgewertet wurde“ eingeschlichen. Die PAZ war zu keinem Zeitpunkt eine „Beilage“ des OB. Der Autor dieses Satzes bezog seine Auffassungen über die PAZ offenkundig aus fehlerhafter Sekundärliteratur. Im Absatz „Autoren“ wird behauptet, dass gewisse Schreiber aus der Autorenliste gestrichen worden seien, weil sie „sich in rechtsextremen Szene zu sehr exponiert hatten“. Auch dieser Satz ist grob irreführend, weil er nahelegt, dass als rechtsextrem bekannte Autoren beim OB ein Forum gefunden haben, solange sie sich nur nicht „zu sehr“ als Extremisten „exponierten“. Das ist Unfug, wie am Beispiel von Horst Mahler klar wird. Dieser galt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seines Textes Anfang 1999 noch als „Linker“ und hatte im September 1998, also nur einige Wochen zuvor, noch in der Süddeutschen Zeitung publiziert. Erst später tauchte Mahler als Referent bei einer Veranstaltung der NPD auf, um sich später ganz dieser Partei zu verschreiben. Dies war weder für das Ostpreußenblatt noch für die Süddeutsche Zeitung voraussehbar gewesen. Daher muss es heißen: „Autoren, die sich nach ihrer Veröffentlichung im Ostpreußenblatt der rechtsextremen Szene annäherten, wurden daraufhin von der Autorenliste gestrichen.“ Im Absatz „Resonanz“ wird Bezug genommen auf das sogenannte „Handbuch Deutscher Rechtsextremismus“. Dieses „Handbuch“ ist das Werk exponiert linksextremer Autoren. Das Ziel des Buches ist nicht Information im mutmaßlich lexikalischen Sinne von Wikipedia, sondern die Diffamierung und Delegitimierung politischer Opponenten. Dabei wird mit den für Diffamierung üblichen Methoden gearbeitet wie aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten, bloßen Unterstellungen und übler Nachrede. Bezeichnend ist, dass es dem „Handbuch“ bei aller Mühe nicht gelingt, seine Unterstellungen mit Zitaten aus dem Ostpreußenblatt zu belegen. Die im Wikipedia-Eintrag zitierte Einschätzung des „Handbuchs“ ist komplett falsch. Weder wurden oder werden im OB oder in der PAZ NS-Verbrechen „beschönigt oder gänzlich geleugnet“, was schließlich längst zu entsprechenden Gerichtsurteilen geführt hätte, die es nicht gibt, noch betreibt die Zeitung die Rückgewinnung von Gebieten. Das OB bewegte sich in der Frage der ehemaligen deutschen Ostgebiete und ihrer völkerrechtlichen Zugehörigkeit stets auf dem Boden der rechtsverbindlichen Beschlüsse des Bundesverfassungsgerichts. Daher ist die aus dem „Handbuch“ entnommene Einschätzung nicht bloß eine Meinung, sondern schlicht die Unwahrheit, mit welcher Wikipedia-Leser in die Irre geführt werden. Der weitere Teil des Absatzes „Resonanz“ ist auffallend einseitig und wiederholt die Unterstellung des linksextremen Autoren „Anton Maegerle“ alias Gernot Modery, das OB resp. die PAZ versuche einen „Brückenschlag vom konservativen Spektrum zur rechtsextremen Szene“. Diese Behauptung ist falsch, sofern man nicht das gesamte konservative, liberale und christdemokratische Spektrum selbst als „rechtsextrem“ einordnet. Entsprechend sind auch Moderys Belege falsch: Die PAZ „relativiert“ weder den Holocaust noch fordert sie einen Schlussstrich unter die Geschichte. Die Aufarbeitung der Geschichte ist vielmehr ein beständiger und wesentlicher Bestandteil der PAZ. Der Hinweis auf die „Vergangenheitsbewältigung“ soll die Aufarbeitung der Geschichte lediglich auf eine bestimmte Betrachtungsweise verengen. Die PAZ ist dagegen bemüht, einen möglichst umfassenden Blick auf die Geschichte zu werfen. So stützt sich praktisch der gesamte Absatz „Resonanz“ auf offenkundig falsche Behauptungen und irreführende Insinuierungen. In einem Internet-Nachschlagewerk, das einen lexikalischen Anspruch erhebt, wäre er daher komplett zu streichen. Gehört die Preußische Allgemeine Zeitung zur „Neuen Rechten“ Dass die Preußische Allgemeine Zeitung (PAZ) von einigen linken Denkern und mit einem kurzen Satz auf der Internetseite von Wikipedia in die extremrechte Ecke des politischen Spektrums, und zwar unter dem Oberbegriff „Neue Rechte“, abgeschoben wurde, haben wir grundlegend einem Autor zu verdanken. Er nennt sich Anton Maegerle. Das Buch, in welchem sein diesbezüglicher Aufsatz „Autorengeflecht in der Grauzone. Blätter zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus“ sich laut Quelle auf den Seiten 35 bis 43 befindet, trägt den Titel: „Rechte Netzwerke – eine Gefahr“. Herausgeber sind der SPD-Politiker Stephan Braun und Daniel Hörsch. Der Sammelband erschien 2004 im VS Verlag. VS ist die Abkürzung für „Versus“, was so viel bedeuten kann wie „dagegen“ oder „Rückseite“ (verso). Dieser Verlag wurde 2004 durch den Zusammenschluss anderer Verlage der Sozialwissenschaften gegründet. Wer ist Anton Maegerle? Dahinter verbirgt sich der linke Autor Gernot Modery. Ihn als Wissenschaftler zu bezeichnen, wäre indes der Ehre zu viel. Dennoch steht es in Wikipedia: „Von wissenschaftlicher Seite wird die PAZ überwiegend der Neuen Rechten zugerechnet“ und die Quelle dieses Satzes ist eine Arbeit von „Maegerle“. Die Formel ist nicht üblich. Es ist nicht üblich, dass Wissenschaft „expressis verbis“ herangezogen wird, um eine Behauptung zu untermauern. Und vieles schimpft sich heute wissenschaftlich, was eher ideologisch oder propagandistisch ist, so auch bei Modery. Da fast jeder in Wikipedia hineinschreiben kann, dürfen hier Zweifel an der Wissenschaftlichkeit dieser Aussage formuliert werden. Um beim Titel des oben genannten Buches zu bleiben, halte ich persönlich auch den extremrechten Nebelschwarm für eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland und in Frankreich, und vor allem auch für die Europäischen Union, die die privilegierte Zielscheibe der Neuen Rechten ist. Aber es ist klar, dass der Titel des Buches, in dem „Maegerle“ geschrieben hat, lapidar wie er ist, Emotionen anspricht. „Gefahr“ ist ein ebenso schwammiger Begriff wie die Worte „Grauzone“ und „Geflecht“ in seinem Aufsatztitel. Damit entzieht sich dieser Autor einer genauen Ideenkritik und der Untermauerung seiner These durch quantifizierbare, konkrete Fakten. Man arbeitet im Reich des Verdachts. Die Unterstellungs- und Pauschalisierungsmethode ist aus der linken Agitprop bekannt. Da sich damals die SED dieser Methode in ihrer Faschismustheorie zur Diskreditierung der Bundesrepublik Deutschland intensiv bedient hatte, so liegt es nahe, wes Geistes Kind Gernot Modery ist. Jüngere Politologen sollten sich näher mit dem Fall Modery befassen. Aber nun zum Begriff der Neuen Rechten. Obwohl der französische Publizist Alain de Benoist verneint, dazu zu gehören, kann man ihn als Urheber dieser Geistesrichtung betrachten. Der mit einer Norddeutschen verheiratete De Benoist, der oft im Wochenblatt „Junge Freiheit“ schreibt, ist mit seinen 50 Büchern, seinen Zeitschriften und Gründungen, darunter „Nouvelle Ecole“ und GRECE, seit 40 Jahren der Hauptideologe der europäischen Neuen Rechten. Es gelingt ihm trotzdem, unklassifizierbar zu sein. Er ist schlicht und einfach gegen alles, was ist, aber seine ganz klare Abneigung gegen die Marktwirtschaft und seine Kritik am Geldprofit und an der Akkumulation des Kapitals bringen ihn in die Nähe von Karl Marx, während er neulich Marine Le Pen, der frischgekürten und populären Führerin der Nationalen Front (FN), seine „kritische Unterstützung“ gewährte. Er bedauert nur, dass sie heute weniger die Islamisierung Frankreichs und Europas als die Zuwanderung kritisiert und dass sie zu wenig von den Klassenverhältnissen in der neoliberalen Gesellschaft redet. In der „Islamophobie“ (Islamfeindlichkeit) der Marine Le Pen identifiziert er jüdische Einflüsse. So sehen wird das alles nicht. Alain de Benoist könnte nicht in der PAZ schreiben. Was wir von ihm hier behaupten, ist vielleicht aus dem Zusammenhang gerissen, weil er sicherlich auch anderswo das Gegenteil gesagt hat. Wer den genialen und esoterischen Alain de Benoist verstehen will, muss sehr schlau sein und viel Geduld haben. Manche meinen, dass er aus dem Gedankengut der Vorläufer des Nationalsozialismus schöpft. Das ist sicher streckenweise richtig. Er würde es leugnen. Oder? Das gilt auch für die in den frühen 60er Jahren entstandene deutsche Neue Rechte, die sich als Gegenbewegung gegen die Neue Linke verstand. Ich verstehe schon, wenn man zum Beispiel die Medienkampagne gegen Thilo Sarrazin sieht, dass manche Konservative oder einfach Realisten kein anderes Presseorgan finden, um ihre Gedanken zu artikulieren. Aber sie sollten in der PAZ schreiben, die zu den demokratischen Institutionen der Bundesrepublik Deutschland steht, zwar kritisch steht, aber Kritik ist die Rolle der Medien. Die PAZ gehört nicht zur Neuen Rechten, weil die Neue Rechte eine ideologische Denkweise ist. Die parlamentarische Demokratie und die soziale Markwirtschaft, vor allem die Realität ist das Fundament der PAZ-Redaktion, die an moralische Werte, nicht an Systeme gebunden ist, und Fakten und Handlungen kritisch, manchmal mit einem Quäntchen Voltaire-Ironie durchleuchtet. Nach meinem Dafürhalten ist die preußische PAZ demokratisch auf bayerische Weise, auch mit der starken christlichen Bindung der CSU, während die Neue Rechte pauschal gesehen wie damals der NS-Staat zum Atheismus neigt. Natürlich lieben die meisten Redakteure der PAZ ihr deutsches Vaterland, aber im Sinne des französischen Patriotismus, nicht nach dem Muster des urgermanischen Nationalismus. Nebenbei bemerkt, dass die ehemaligen Vertriebenen und Entrechteten aus den historischen deutschen Ostgebieten, Mitgründer der PAZ, schon vor mehr als einem halben Jahrhundert in ihrer Charta Polen die Hand ausgestreckt hatten, zeugt von wahrem christlichen Glauben und ist aus meiner Sicht sehr positiv einzuschätzen. Die PAZ schwebt nicht in einer „Grauzone“ zwischen konservativ und rechtsradikal. Dazwischen ist kein Nebelfeld, sondern eine scharfe Trennlinie, die ein Gernot Modery offensichtlich nicht sehen kann. Die PAZ steht auf der demokratischen Seite dieser Linie und gehört nicht zur Neuen Rechten. Es ist der Vollständigkeit halber noch hinzuzufügen, dass die PAZ oft bedauert, dass die Deutschen heute mit ihrem Geld für die Griechen und andere Euro-Pleitekandidaten aufkommen müssen und dafür keinen Dank ernten. Das ist durchaus verständlich. Die Mehrheit im Volk denkt so. Aber nationalistische Frontalangriffe gegen die Währungsunion und gegen die Europäische Union findet man in der PAZ nicht. Sonst würde ich dort nicht schreiben, denn ich war Zeit meines Lebens ein europäischer Föderalist. Dr. habil. Jean-Paul Picaper Der Autor dieses Beitrages ist Journalist und Buchautor. Davor lehrte er Politikwissenschaft an der FU Berlin, promovierte in Straßburg und habilitierte sich in diesem Fach 1976 in Berlin mit einer Dissertation zum Thema „Kommunikation und Propaganda in der DDR“ (unter diesem Titel im Verlag Bonn Aktuell – 2 Auflagen). Über viele Jahre arbeite Picaper daraufhin als Deutschland-Korrespondent der französischen Tageszeitung „Le Figaro“ in Bonn und Berlin.
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