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»Wahrheit und Dialog« Entsprechend dem Motto des diesjährigen Tags der Heimat in Berlin „Wahrheit und Dialog − Schlüssel zur Verständigung“ forderte BdV-Präsidentin Erika Steinbach in ihrer Ansprache mehr politischen Dialog. Gäbe es mehr „innerdeutschen Gleichklang“, wäre die Aufarbeitung der Vertreibung mit unseren tschechischen und polnischen Nachbarn leichter gewesen. Zahlreiche private Initiativen, bei denen Verständigung tagtäglich stattfindet, zeugen davon, dass sie möglich ist und hilft, die traumatischen Kriegserlebnisse zu überwinden. Was im Kleinen möglich ist, muss im Großen auch funktionieren. So forderte Steinbach von der Bundesregierung, künftig bei Auslandsreisen auch Vertriebene mitzunehmen, besonders dann, wenn es sich um „historisch vermintes Gebiet handelt“. Dass dies lediglich eine Frage politischer Courage ist, bewies der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, der seine erste Reise nach Prag daran knüpfte, dass ein Repräsentant der Sudetendeutschen seiner Delegation angehörte. Bernd Posselt reiste mit Seehofer nach Prag. Steinbach brach auch eine Lanze für die Russlanddeutsche, die nach 1945 in Russland „in eine schreckliche Kollektivhaft für Hitlers Verbrechen genommen (wurden), obwohl sie für diesen Mann und dieses System keinerlei Verantwortung trugen“. Für sie fiel der Tag der Heimat mit einem traumatischen Datum vor 70 Jahren zusammen. Am 28. August 1941, nur wenige Wochen, nachdem Hitlers Truppen in die Sowjetunion einmarschiert waren, erließ Stalin ein Dekret, das die Deportation der Wolgadeutschen einleitete. Das Problem der Russlanddeutschen besteht darin, dass sie in Russland die „Fritzen“ oder „Nazis“ waren und hier „die Russen“. Die BdV-Präsidentin erinnerte an die besondere Verpflichtung Deutschlands, ihnen Solidarität und Zuwendung zu geben. Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) forderte in seiner Festansprache die Einführung eines nationalen Gedenktages für die Vertriebenen. „Unrecht bleibt Unrecht und es darf auch so genannt werden“, sagte er. Auch kommende Generationen müssten die Erinnerung an das Schicksal der Vertriebenen wachhalten. Der Ministerpräsident hob eine Reihe von Verdiensten des Freistaates Sachsen hervor. Die Tschechen ermahnte er, endlich die Benesch-Dekrete abzuschaffen. Ein Höhepunkt des Gedenktags war die Verleihung der Ehrenplakette an den ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. Der Politiker erhielt die Auszeichnung, weil er während seiner Amtszeit als Ministerpräsident in vorbildlicher Weise für die Belange der Heimatvertriebenen eingetreten ist. Unter seiner Regierung wurde das Amt des Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler in Hessen eingerichtet. Diesem Vorbild waren andere Bundesländer erst mit Verzögerung gefolgt. Roland Koch setzte durch, dass Hessen als erstes Bundesland Pate für das Zentrum gegen Vertreibungen wurde und dass das Thema „Vertreibung“ wieder Einzug in die Schulbücher fand. Koch bedankte sich mit einer pfiffigen Rede. Obwohl der Tag der Heimat gut besucht war, fand die Veranstaltung in der Medienlandschaft nur wenig Echo. Entschädigung kein Thema Bei der diesjährigen Auftaktveranstaltung zum Tag der Heimat am vergangenen Wochenende in Berlin, an der rund 1.000 Menschen teilnahmen, sprach BdV-Präsidentin Erika Steinbach klare Worte. Sie mahnte ein höheres Tempo beim Ausbau des Zentrums gegen Vertreibungen an, damit die Letzten der Erlebnisgeneration sehen könnten, „dass ihr Schicksal nicht vergessen ist und einen festen Platz in der deutschen Hauptstadt hat“. Steinbach lobte in ihrer Ansprache die Staaten, die ihren Anteil an der Vertreibung der Deutschen zumindest zugegeben hätten wie das slowakische Parlament, das am 12. Februar 1991 sein Bedauern über die Vertreibung der Karpatendeutschen zum Ausdruck brachte. Dagegen prangerte sie beim Thema Mauerbau den geschichtsverfälschenden Umgang einiger grüner und linker Politiker mit dem sozialistischen Regime an. Steinbach stellte klar, dass der 8. Mai 1945 kein „Tag der Befreiung“ war. Steinbachs Appell, die seit Jahren diskutierte
Entschädigung für die deutschen Zwangsarbeiter endlich zu verwirklichen, prallte
jedoch an der Bundesregierung ab. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU)
lehnte eine Entschädigung für deutsche Zwangsarbeit im Ausland nach dem Zweiten
Weltkrieg ab, weil diese als Massenschicksal gelte, für das nicht entschädigt
werden könne, zumal das Ministerium nicht über die Mittel verfüge, jedem der
etwa 100.000 Berechtigten eine Einmalzahlung in Höhe von 5.000 Euro zu zahlen.
Zu den Unterstützern einer Entschädigung zählt CDU-Fraktionsvize Wolfgang
Bosbach. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) lobte in seiner
Festansprache die Aufarbeitung der Geschichte der Vertriebenen als Schlüssel zur
Verständigung. - MRK
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