|
|
Streiflicht: Vor zehn Jahren zog ich mit meiner Familie in ein Reihenhaus, das aus dem Wiederaufbauprogramm der 50er Jahre stammt. Rundum lebten damals noch viele Erstbezieher, nun im vorgerückten Alter. Unter den direkten Nachbarn fanden sich drei Kriegsteilnehmer. Zwei von den dreien waren erst nach jahrelanger Kriegsgefangenschaft aus Rußland zurückgekehrt. Blutjung waren sie in die Mühle des Krieges geraten, froh, noch einmal davongekommen zu sein. Heute sind alle drei tot. Einer nach dem anderen wurde abberufen zur „großen Armee“, wie es einst hieß. Es ist keiner mehr da, der Fragen beantworten kann, wie es wirklich war. Die Mehrheit der Veteranen hat den Krieg gehaßt und verband keine sentimentalen Gefühle mit ihm. In den Träumen holte sie oft genug das grausame Geschehen ein. Ein rührendes Band existierte jedoch zu den im Krieg Gefallenen. Das Bergen und Begraben der im Feld gebliebenen Kameraden entspringt einem menschlichen Urbedürfnis. Immer mehr Denkmäler werden geschändet Gleich nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Deutschland der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ gegründet, um diesem Ansinnen Rechnung zu tragen. 825 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten mit rund 2,5 Millionen Kriegstoten zählt der Volksbund heute zu seinem betreuten Erbe, im Inland kommen 8.400 Kriegsgräberstätten hinzu. Über 400.000 Mitglieder und eine Million Förderer engagieren sich für den Erhalt der Gräber und Denkmäler. Doch wie lange noch? Charles de Gaulle sagte einmal: „Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht.“ Dies gilt auch in längerer Distanz. Inzwischen erreichen uns jedoch immer häufiger Meldungen, wie Denkmäler geschändet oder von Gemeinden achtlos geräumt werden. Oft genug sind es dabei einfache Bürger, die sich – ihrer gefallenen Großväter erinnernd – trotzdem aufopfernd gegen diese Schande wenden. Freiburg will Straßennamen umbenennen In Freiburg im Breisgau wurde nun eine der größten geschichtlichen Säuberungsaktionen gestartet: Alle 1.300 Straßennamen der Stadt sollen jetzt von einer pompös eingesetzten „unabhängigen Historikerkommission“ durchleuchtet werden. Zum Leiter der Kommission wurde – wenig überraschend – ein linker Historiker berufen. Die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Münster befeuerte lange existierende Bestrebungen, „umstrittene“ Erinnerungen auszuradieren. Im Fokus liegt in Freiburg eine Ansammlung von Straßen, die im Volksmund „Heldenviertel“ genannt wird und herausragende Offiziere des Ersten Weltkrieges ehrt, so Admiral von Spee und Manfred von Richthofen, oder an Schlachtorte erinnert wie Langemarck und Skagerrak. Jetzt soll ihr Andenken ausgelöscht werden. Einziger Trost wird sein, daß die Namen der geschichtsvergessenen Politiker, die diese Säuberungen befehlen, einst niemand mehr kennen wird.
|