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Sendestelle Danzig

 


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Die »Sendestelle Danzig« wird eröffnet
1926 wurde mit der Versorgung der Freien Stadt eine der letzten Lücken im deutschen Rundfunknetz geschlossen
von Ulrich Heitger

Vor 80 Jahren, am 20. September 1926, wurde in der Freien Stadt Danzig ein Rundfunksender eröffnet. Damit wurde eine der letzten Lücken im deutschen Rundfunknetz geschlossen. Aber nicht nur aus Anlaß dieses Jubiläums soll an die Geschichte des Rundfunks in Danzig erinnert werden. Es gibt noch weitere gewichtige Gründe, die diesen Aspekt der Danziger Geschichte besonders interessant werden lassen. Zum Beispiel, daß es sich um einen unter deutscher Leitung stehenden Sender handelte, der die Zugehörigkeit der Freien Stadt zu Deutschland festigen sollte.

In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts begann der weltweite Siegeszug des Rundfunks. Auch in Deutschland wurde das neue Medium rasch populär, nachdem am 29. Oktober 1923 in Berlin der erste regelmäßige Programmbetrieb eröffnet worden war. Nacheinander wurden in Deutschland neun regionale Rundfunkstationen errichtet; am 14. Juni 1924 ging der Königsberger „Ostmarken-Rundfunk“ in Betrieb. Allerdings war dessen Sendeleistung so gering, daß er außerhalb der Provinzhauptstadt kaum zu empfangen war.

Ein großes Anliegen der deutschen Medienpolitiker sowie auch der Post war nun, Danzig in das deutsche Rundfunknetz einzubeziehen. Durch den Versailler Vertrag war die Stadt vom Deutschen Reich abgetrennt und der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt worden. Wirtschaftlich und zollrechtlich unterlag sie weitgehender polnischer Kontrolle. Die Regierung in Warschau unternahm darüber hinaus erhebliche Anstrengungen, allmählich die vollständige Oberhoheit über Danzig zu erlangen. Allerdings konnte der Danziger Senat in vielen Bereichen der Verwaltung eigenständig handeln.

Die entscheidende Frage war nun, ob sich ein unter deutscher Regie stehender Rundfunk in Danzig überhaupt realisieren ließ. In diesem Punkt kam den deutschen Planern nun eine Gesetzeslücke zu Hilfe: Zum Zeitpunkt der Errichtung des Völkerbundstatutes im Jahre 1919 war die Entstehung des Rundfunks überhaupt nicht vorhersehbar gewesen und daher auch nicht entsprechend erfaßt.

Vor diesem Hintergrund reiste im Sommer 1925 der Staatssekretär der Reichspost, Hans Bredow, mit dem Ziel nach Danzig, polnischen Plänen zur Errichtung eines Rundfunksenders zuvorzukommen. Die Danziger Rundfunkstation sollte als Träger und Verbreiter der deutscher Kultur zu einem wichtigen Vorposten werden.

Es gelang Bredow, den Senatspräsidenten Heinrich Sahm für sein Vorhaben zu gewinnen. So schloß Anfang Juli 1926 die Danziger Post- und Telegraphenverwaltung mit der ostpreußischen Rundfunkgesellschaft eine Vereinbarung ab, wonach ein in Danzig zu betreibender Sender das Königsberger Rundfunkprogramm übernehmen und zusätzlich eigene Darbietungen beisteuern sollte. Um dem Plan jegliche politische Brisanz zu entziehen, trug das Abkommen einen rein privaten Charakter. Zähneknirschend verfolgte die polnische Staatsführung diese Vorgänge. Eine der wenigen konkreten Möglichkeiten, die Ausbreitung des neuen Mediums zu bekämpfen, ergab sich aus der polnischen Zollhoheit: Die für einen einwandfreien Rundfunkempfang erforderlichen Radioröhren wurden mit außerordentlich hohen Abgaben belegt.

Otto Normann Hans Bredow

Anfang 1926 liefen die praktischen Vorarbeiten an. Das Dachgeschoß des Danziger Telegrafenamtes, welches mitten in der Stadt am Winterplatz in den Jahren 1875 bis 1877 errichtet worden war, wurde großzügig ausgebaut. Mehrere Räume wurden für die Aufnahme des Senders und der Verstärker hergerichtet, eine Antenne in etwa 30 Meter Höhe über dem Dach gespannt. In dem mit dicken Matten ausgekleideten großen Aufnahmeraum, in dem bis zu 50 Personen Platz fanden, standen ein Klavier und ein Harmonium für die musikalischen Vorführungen bereit. Im angrenzenden Künstlerzimmer konnten sich die Mitarbeiter auf ihre Sendung vorbereiten.

Die Leitung der Sendestelle übernahm Otto Normann, der mit großem Engagement und Einsatz den Aufbau des Danziger Senders vorangetrieben hatte. Normann hatte zuvor viele Jahre als Oberspielleiter am Stadttheater Danzig gewirkt und bis 1925 das Städtische Theater Zoppot geleitet. Ihm zur Seite stand Otto Selberg als „musikalischer Leiter und Sprecher“.

Zur Beaufsichtigung des Rundfunkbetriebes wurde eine besondere Dienststelle „Danziger Rundfunk, Sendebetrieb der Post- und Telegraphenverwaltung“ eingerichtet. Ein Beirat, der dem Danziger Senat unterstellt war, kontrollierte das Programm. Ein wichtiges Kriterium war dabei die Vermeidung außenpolitischer Verwicklungen, insbesondere mit dem Völkerbund und Polen. Daher sollten die Nachrichtensendungen, aber auch Vorträge besonders vorsichtig formuliert werden. Außerdem hatten parteipolitische Meinungsäußerungen zu unterbleiben.

Am Sonntag, dem 20. September 1926, wurde die „Sendestelle Danzig“ - so lautete die offizielle Bezeichnung - feierlich eröffnet. Am Tag darauf begann der Rundfunkalltag. Danzig bestritt zwischen 11 und 16 Uhr ein eigenes Programm, um dann für den Rest des Tages die Königsberger Sendefolgen zu übernehmen. Das Danziger Eigenprogramm begann mit dem Wetterbericht, dem ein einstündiges „Schallplattenkonzert“ folgte. In der Mittagszeit erschienen die „Tagesneuigkeiten aus Danzig und Polen“, um 12.55 Uhr das „Nauener Zeitzeichen“ und der Danziger Börsenbericht. Den Abschluß bildete ab 15.15 Uhr eine Mixtur aus Schlagern und Werbeeinlagen unter dem Titel „Für die Hausfrau - Nachrichten aus der Geschäftswelt“. Während der dazwischen liegenden programmfreien Abschnitte erklang immer wieder als Pausenzeichen die Melodie von „An der Weichsel gen Osten“.

Rasch spielte sich der Programmablauf ein, so daß das Angebot erweitert werden konnte. Normann und Selberg gestalteten schon Anfang Oktober 1926 einen zweistündigen musikalischen „Bunten Abend“. Diese Sendung bestand vor allem aus beliebten und bekannten Opern- und Operettenmelodien, beispielsweise dem „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauß oder „Gern hab’ ich die Frau’n geküßt“ aus der Operette „Paganini“ von Franz Léhar; dazwischen wurden humoristische Einlagen präsentiert. Um eine so große Aufgabe bewältigen zu können, wurden einige Mitglieder des Danziger Stadttheaters ausgeliehen.

Es gab bald eine ganze Reihe von Theaterkünstlern, die regelmäßig im Rundfunk auftraten und sich damit ein Zubrot verdienten. Dazu gehörte auch der später so populäre Filmschauspieler Hans Söhnker, dessen Engagement am Danziger Stadttheater 1925 begonnen hatte. Er verfügte über eine ausgesprochen angenehme Mikrofonstimme und trug verschiedentlich literarische Beiträge vor.

Einen anderen festen Platz im Programm nahmen die Platzkonzerte der Kapelle der Danziger Schutzpolizei ein, geleitet vom Obermusikmeister und Major der Polizei, Ernst Stieberitz. Dieser, der auch als Komponist einiger Märsche bekannt wurde, übte das Amt des Kapellmeisters bis in die 40er Jahre aus.

Auch die Weltwirtschaftskrise vermochte den Aufstieg des Rundfunks kaum zu beeinträchtigen: Die Sende- und Redaktionsräume im Telegrafenamt wurden im Laufe der Jahre ständig erweitert, das Personal aufgestockt. Sogar ein kleines Rundfunkorchester wurde aufgebaut. Doch trotz großer Fortschritte blieb Danzig der Juniorpartner in der Sendegemeinschaft Danzig-Königsberg.

Die nahezu täglich aus Königsberg übernommenen Nachmittags- und Abendprogramme wurden vom Danziger Publikum gern gehört. Die Nachmittagssendungen bestanden zumeist aus Vorträgen oder Unterrichtsreihen sowie Schallplattenkonzerten; der Abend gehörte dann der Unterhaltung. Dabei wechselte sich klassische oder leichte Musik mit unterhaltenden Wortsendungen ab. Besonders gepflegt wurden die ostpreußischen Dichter und Komponisten. Das Programm des Königsberger Senders war auch deswegen in Danzig willkommen, weil es die Brücke zur Heimat bildete und es eine tiefe Verbundenheit mit Ostpreußen gab. Zu den besonders beliebten Künstlern gehörten seit dem Beginn der 30er Jahre Marion Lindt, das Königsberger „Marjellchen“, und später auch die Kapelle Erich Börschel, dessen „Spatzenkonzert“ zu einem der beliebtesten zeitgenössischen Musikstücke avancierte.

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung am 30. Januar 1933 veränderten sich die politischen Vorzeichen. Nach dem Sieg der NSDAP bei den Volkstagswahlen am 27. Mai wurde die Danziger Regierung immer stärker zum verlängerten Arm der Nationalsozialisten. 1934 wurde der bisherige Leiter des Senders, Otto Normann, entlassen. Ein Jahr darauf, im Oktober 1935, wurde der Danziger Rundfunk in den Zuständigkeitsbereich des Senators für Volksaufklärung und Propaganda überführt. Der Völkerbund war bereits zu schwach, um diese Gleichschaltungsaktionen zu verhindern.

Die Sehnsucht der Danziger Bevölkerung nach einer Rückkehr in den deutschen Staatsverband wurde von den Nationalsozialisten immer stärker aufgegriffen. Aus dem Danziger Rundfunk als Träger der deutschen Kultur wurde ein Instrument nationalsozialistischer Herrschaftsansprüche. Im April 1937 wurde im Propagandaministerium in Berlin entschieden, die Rundfunkstation der Freien Stadt zum „Landessender“ zu erheben und einen Intendanten an seine Spitze zu berufen. Die Wahl fiel auf den ehemaligen Schauspieler Reginald Buse, den Sendeleiter des Reichssenders Leipzig. Noch überließ man es dem Danziger Senat, die formelle Berufung auszusprechen. Zwei Jahre später kamen die Berliner Stellen zu der Erkenntnis, daß die Danziger Leitung einem bewährten Parteigenossen übertragen werden müsse. Buse wurde im Sommer 1939 durch Wolfgang Diewerge, einem hochrangigen Funktionär der Rundfunk-Abteilung des Propagandaministeriums, ersetzt.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Danziger Rundfunkstation sogar in den Rang eines „Reichssenders“ erhoben. Diese Aufwertung hatte allerdings kaum noch Bedeutung. Zahlreiche Mitarbeiter wurden zum Wehrdienst einberufen, der Programmbetrieb wurde erheblich reduziert. Mit der Einführung eines Einheitsprogramms im Sommer 1940 verloren die deutschen Reichssender praktisch jegliche Bedeutung. Mit dieser Maßnahme endete schließlich auch die beinahe 14jährige Programmgemeinschaft Königsberg-Danzig.

Der Autor dieses Beitrages arbeitet zur Zeit an einer umfassenden Darstellung der Geschichte der „Ostmarken-Rundfunk GmbH“, aus dem 1934 der „Reichssender Königsberg“ wurde. Das Buch mit dem Titel „Rundfunk in Ostpreußen 1924 bis 1945“ wird im Laufe des Jahres 2007 erscheinen.
 

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 37 / 16.09.2006, Seite 21


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