|
|
27. November 1919: Sofias Versailles
Aufgrund dieses Vertragswerks kam Bulgariens Zugang zur Ägäis in Thrakien zwischen den Flüssen Mesta und Mariza mitsamt des wichtigen Hafens Dedeagatsch unter die Verwaltung der Alliierten, die das Gebiet 1920 an Griechenland abgaben, das es heute noch in Besitz hält. Das neu gegründete Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das spätere Jugoslawien, erhielt Zaribrod (Dimitrovgrad) und Strumica sowie einige weitere Ortschaften entlang des Donau-Nebenflusses Timok. Diese sogenannten westlichen Gebiete Bulgariens gehören heute zur ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Serbien. Zwischen Bulgarien und seinem nördlichen Nachbarn Rumänien wurde die nach dem Zweiten Balkankrieg im Frieden von Bukarest 1913 gezogene Grenze wiederhergestellt. Die Grenzverschiebungen zwischen den beiden Nachbarn infolge des am 7. Mai 1918 abgeschlossenen rumänischen Separatfriedens mit den Mittelmächten wurden revidiert. Die in Neuilly-sur-Seine gezogene bulgarisch-rumänische Grenze hatte bis zum 1940 unterzeichneten bulgarisch-rumänischen Vertrag von Craiova Bestand. Diese territorialen Amputationen, denen der bulgarische Verhandlungsführer und Ministerpräsident Aleksandar Stambolijski nur zähneknirschend zugestimmt hatte, ließen das Staatsgebiet des Zarentums von 113920 auf 103146 Quadratkilometer schrumpfen und machten zahllose bulgarische Bürger schlagartig zu Untertanen fremder Mächte. Fast 100000 Bulgaren wurden aus ihrer bisherigen Heimat vertrieben oder verließen diese freiwillig. Abgesehen von diesen Territorialverlusten sollte der Balkanstaat
Reparationen in Höhe von 400 Millionen US-Dollar bezahlen und seine
Streitkräfte reduzieren. Neben 10000 Mann Gendarmerie und 3000 Grenzwächtern
war nur noch ein kleines stehendes Herr von 20000 Mann gestattet. - W.K./PAZ
_____________________________________________ |