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Geschichte Danzigs
Danzig
(polnisch: Gdańsk) ist mehr als 1.000 Jahre alt und heute eine
polnische Hafenstadt an der Ostsee. 2001 hatte es 455.500 Einwohner
und bildet zusammen mit Gdingen und Zoppot ein Ballungsraum („Dreistadt")
mit mehr als eine Millionen Einwohner. Der Stadtkern von Danzig liegt an der
Mottlau. Nach jüngeren Eingemeindungen reichen Stadtteile sogar bis zum Hauptmündungsarm
der Weichsel. Die Stadt ist heute Sitz vieler Behörden und kultureller
Einrichtungen, z.B. Universität (ab 1970), TH, usw. Danzig ist an den
internationalen Flugverkehr angeschlossen. Es werden Fährverbindungen nach
Helsinki, Nynäshamm (bei Stockholm) und Lübeck angeboten. 980 wird Danzig als
„urbs Gyddanzyc“ erstmals erwähnt. Um 1000 nach Christus zählte die
Ortschaft 1.000 Einwohner. Es war Sitz slawischer Fürsten und mit Burg- und
Hafenanlage ausgestattet. Im Zuge der Gründung des Klosters Oliva durch die
Zisterzienser, entwickelte sich um 1178 auch eine deutsche Marktsiedlung, die
bald das Lübische Stadtrecht (1240) und das Culmer Recht (1343) verliehen
bekam. 1309 wurde Danzig dem
Deutschen Orden übertragen. Danzig wurde 1361
Mitglied der Hanse und war mit Elbing und Thorn führende Hansestadt im
West-Ost-Handel. Handelsbeziehungen
reichten von Flandern bis Nowgorod und von Polen bis nach Byzanz (heute
Istanbul). Wegen inneren
Konflikten mit dem Deutschen Orden löste sich Danzig 1454 mit anderen preußischen
Städten von der Ordensherrschaft ab und unterstellte sich der polnischen
Oberhoheit. Dabei sicherte sich die Stadt weitgehende Privilegien, der polnische
König hatte nur geringe Hoheitsrechte. Bis 1792 war das evangelisch geprägte
Danzig und das angrenzende Umland Stadtrepublik unter dem Schutz der
polnischen Krone (Jagiello-Habsburg-Wasa, Wettiner).
1793 mußte Danzig
die Eigenständigkeit als Stadtstaat aufgeben und wurde vom Staat Preußen
annektiert. Der
Frieden von Tilsit (1807) machte es mit französischer Unterstützung
für sechs Jahre wieder zu einer "Freien Stadt“. 1814 wurde die Teilung
Polens durch den Wiener Kongress jedoch bestätigt, und Danzig wurde wiederum
Preußen zugesprochen und Hauptstadt der Provinz Westpreußen.
Mit dem
Vertrag
von Versailles (1919) wurde Danzig vom Deutschen Reich getrennt und zur
Freien Stadt erklärt, die allerdings unter Aufsicht des Völkerbunds stand.
Bei
dieser Entscheidung wurde das vom US-Präsidenten Wilson geforderte Selbstbestimmungsrecht
der Völker nicht berücksichtigt. Die Freie Stadt Danzig
umfasste ein Territorium von 1.966 km² und bestand damals aus den Städten
Danzig und Zoppot sowie den kleinen Städten Tiegenhof, Neuteich,
Oliva, Ohra
und weiteren 252 Landgemeinden. Die Einwohnerschaft der Stadt bestand zu 95-97 %
aus Deutschen [1]. Die polnische Minderheit
besaß eigene Schulen und ein Vereinswesen; außerdem lebten in Danzig vor 1939
Kaschuben, Russen und Juden (nach 1938 zum überwiegenden Teil enteignet und
ausgesiedelt). Die Gründung eines
Danziger Freistaates sollte polnischen Wünschen entgegenkommen und Polen einen
freien Zugang zur Ostsee garantieren. Der Pariser Vertrag (1920) und das
Warschauer Abkommen (1921) gewährten Polen weitgehende Privilegien. Obwohl
Danzig eine eigenständige Außenpolitik betrieb, musste Danzig den Schutz ihrer
Staatsangehörigen durch die Volksrepublik Polen wahrnehmen lassen. Die
Eisenbahn wurde ebenfalls von Polen verwaltet. Außerdem gehörte die Stadt an
der Weichselmündung zum polnischen Zollgebiet. Oberste
Regierungsbehörde war der Senat, welcher dem Parlament (Volkstag)
verantwortlich war. Der Senatspräsident war der oberste Staatsbeamte. Der vom Völkerbundrat
bestellte Hochkommissar und der Völkerbundsrat selbst (in zweiter Instanz)
entschieden als letzte alle Streitigkeiten zwischen Danzig und Polen. Danzig hatte in der
Zwischenkriegszeit nach einem anfänglichen Wirtschaftsaufschwung erhebliche
Probleme, bedingt durch die Zollgrenzen zu Deutschland, die globale
Wirtschaftskrise und eine wenig entwickelte Industrie. Die Republik Polen legte
im Danziger Hafen ein Munitionslager (Westerplatte) an. Desweiteren war es Polen
zwecks Verbindung des Hafengebiets mit Polen erlaubt, eine Post- und
Telegrafenverwaltung, das sog. "Polnische Postamt" im Hafengebiet
einzurichten. Diese problematischen Verhältnisse, die Anlass für viele -
unbeachtet gebliebene - Beschwerden von der Freien Stadt Danzig an den Völkerbund
waren, schufen unter der Bevölkerung Ressentiments gegen Polen. Mitte 1933 kam
die NSDAP an die Macht, musste sich aber wegen der internationalen Kontrolle bis
1936/1937 mit Oppositionsparteien abfinden, die bei den Volkstagswahlen von 1935
trotz Wahlbeeinflussungen eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Nationalsozialisten
klar verhindern konnten. Nachdem Hermann Rauschning 1933/1934 als Senatspräsident
eine Annäherung zu Polen versuchte, blieb sein Nachfolger Arthur Greiser auf
Distanz und führte die Freie Stadt Danzig in zunehmende (auch finanzielle) Abhängigkeit
vom Deutschen Reich. Nach er Kündigung des deutsch-polnischen
Nichtangriffspaktes von 1934 nahm die national-sozialistische deutsche
Reichsregierung die „Danzigfrage“ zum Anlass für den deutschen Angriff auf
Polen. Mit dem Angriff auf die Westerplatte begann der Zweite Weltkrieg. Noch am
gleichen Tag des Kriegsausbruchs (1.9.1939) wurde Danzig dem Deutschen Reich
angegliedert. Juden und Polen
wurden entrechtet, viele von ihnen kamen, u.a. im Konzentrationslager Stutthoff
östlich von Danzig ums Leben.
Danzig wurde Ende März
1945 von der Roten Armee eingeschlossen und erobert. Während und nach den
Kampfhandlungen wurde die Innenstadt schwer zerstört. In den ersten
Nachkriegsmonaten wurden die meisten in Danzig verbliebenen Deutschen von den
russischen und polnischen Behörden - zum Teil gewaltsam - vertrieben. Die
Danziger Rechtstadt sowie zahlreiche Baudenkmäler der Altstadt wurden in
Anlehnung an frühneuzeitliche Vorbilder rekonstruiert. Anfang der 80er rückte
die Stadt erneut in den Blick internationaler Aufmerksamkeit: Die polnische
Gewerkschaft Solidarność, angeführt von Lech Wałęsa,
begann in der Danziger Werft ihren Widerstand gegen die kommunistische
Herrschaft. Im „Danziger Abkommen“ vom 31. August 1980 erkannte Polen
Forderungen der Streikenden an: die Bildung unabhängiger Gewerkschaften, deren
Einflussmöglichkeiten auf soziale und politische Belange und der Zugang der
katholischen Kirche zu Rundfunk und Fernsehen. Die Errichtung einer
kommunistischen Militärdiktatur im Dezember 1981 machte das Danziger Abkommen
in der Folgezeit allerdings gegenstandslos. Mit dem Fall des
eisernen Vorhanges verbesserte sich auch die Lage der kleinen deutschen
Minderheit, die in Danzig verbleiben konnte. Im Jahre 1990 wurde der Bund
der Deutschen Minderheit in Danzig gegründet. Bald darauf
begannen jüngere polnische Danziger, die bislang versteckten Spuren des
deutschen Danzig zu entdecken. Günter Grass fasst
im Roman Die Blechtrommel die Geschichte Danzigs lapidar so zusammen (bevor er
sie ausführlicher nachzeichnet):
Zuerst kamen die Rugier, dann kamen die Goten und
Gepiden, sodann die Kaschuben, von denen Oskar in direkter Linie abstammt. Bald
darauf schickten die Polen den Adalbert von Prag. Der kam mit dem Kreuz und
wurde von Kaschuben oder Pruzzen mit der Axt erschlagen.
Das
geschah in einem Fischerdorf und das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte
man Danczik, aus Danczik wurde Dantzig, das sich später Danzig schrieb, und
heute heißt Danzig Gdańsk. (Die Blechtrommel, Luchterhand 1959, S.
379)[2]
[1]
Im Brockhaus wird die deutsche Minderheit auf 95% beziffert, bei Wikipedia
sogar auf 97%.
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