Das Prußenland war ein unwegsamer und sumpfiger
Urwald, der von den Einheimischen von den Flüssen aus erschlossen wurde, so wie
wir es heute noch von kanadischen Trappern und südamerikanischen Indianern her
kennen. Lediglich im Winter bei Frost konnten Feinde eindringen; vor allem die
in den südlicheren Gegenden lebenden Polen und Masovier entwickelten
Begehrlichkeiten.
Als Waffen zur Jagd gebrauchten die Prußen Pfeil
und Bogen, aber ihre Kriegswaffen waren lediglich hölzerne Keulen, die sie
jedoch sehr effektiv einsetzten. Die Keulen muss man sich etwa wie zwei Drittel
lange Baseball-Schläger vorstellen. Etwa ein Dutzend von ihnen steckte der
Krieger in seinen Gürtel, das schlanke Ende oben. Im Nahkampf, aber auch als
treffsicher geschleuderte Wurfgeschosse wurden sie vom Feind sehr gefürchtet.
Zusätzlich war der Kämpfer mit einer übermannsgroßen Keule ausgestattet, die mit
zwei Leder- Gelenken versehen war. Während der Griffstock noch relativ schlank
war, verdickte sich das kurze Mittelstück, die eigentliche Keule am Ende war
recht wuchtig.
Von Kriegskleidung oder gar Uniformen kann man
nicht sprechen: der Mann trug ein Wams mit Gürtel, eine wadenlange Hose aus
grobem Leinen und an den Füßen Fußlappen mit den typischen "Pareisgen", den
wadenhohen Sandalen aus gekreuzt gebundener Birkenbast-Rinde. Solche "Schuhe" blieben im
Sumpf nicht stecken und verschafften Vorteile.
Als die Ordensritter 1226 in das Land eindrangen,
musste trotz zäher Tapferkeit eine solche Kriegsausrüstung auf Dauer unterlegen
sein. Die Ritter, ausgestattet mit metallenen Waffen und Rüstungen, waren jedoch
ziemlich beeindruckt von solch einer minimalen Bewaffnung, denn sie ließen
mehrere Zeichnungen der prußischen Krieger anfertigen. Auch politisch waren die
Prußen nicht mehr auf der Höhe der Zeit, denn sie waren untereinander
zerstritten, bekriegten sich gegenseitig und sahen auch keine Notwendigkeit
darin, Bündnisse gegen den Feind zu schließen. Im Jahr 1239 nahmen die Ritter
Warmien ein, 1254 folgte das Samland, 1277 wurden die Schalauer
besiegt und Ende des 13.Jh. mit den Sudauern die
letzten Prußen. Die prußische Oberschicht assimilierte sich recht gut und wurde
auch nach deutschem Recht eingestuft, jedoch die Partisanenkämpfe des
aufständischen Volkes gegen die Fremden dauerte noch etliche Jahrhunderte.
|