Marienburger Massengrab:
Tausend tote Frauen, hunderte
tote Kinder
MARIENBURG.
Aus dem
im vergangenen Jahr in Marienburg entdeckten Massengrab sind neusten Untersuchungen
zufolge 2.111 Tote geborgen worden. Das geht nach Angaben des Volksbundes Deutscher
Kriegsgräberfürsorge aus einem jetzt vorliegendem Gutachten hervor. Das Gutachten
war vom polnischen Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) im Frühjahr in Auftrag
gegeben worden.
Aus dem Text soll hervorgehen, daß
der Auftrag offenbar folgende Aufgaben umfaßte: festzustellen, ob die geborgenen
Knochen menschliche Überreste sind, wie viele Tote geborgen wurden, welches Geschlecht
und welches Alter die Toten hatten und was die unmittelbare Todesursache war, ob
es Verletzungen waren, die für Kriegshandlungen charakteristisch sind.
Wortlaut des Gutachtens noch
nicht veröffentlicht
Herkunft der Opfer, ihre Nationalität
und ihr Todeszeitpunkt waren den Angaben zufolge nicht Gegenstand der Untersuchung.
Weder der Volksbund noch der Heimatkreis Marienburg, dem nach Informationen der
JUNGEN FREIHEIT eine deutsche Rohübersetzung des Gutachtens vorliegt, veröffentlichte
indessen den genauen Wortlaut des Gutachtens.
Wie der Volksbund auf seiner Internetseite
berichtet, ist der mit dem Gutachten betraute Chirurg Leszek Zacharczuk zu dem Ergebnis
gekommen, daß die genaue Zahl der Toten nicht zu ermitteln sei. „Nach der Zahl der
Schädel handelt es sich um 2.111 Tote, nach der Zahl der Oberschenkelknochen um
2.116“, zitiert der Volksbund den Gerichtsmediziner. Etliche Tierknochen seien aussortiert
worden, wodurch die vorläufigen Annahmen, die auf über 2.500 Tote kamen, nach unten
korrigiert werden konnten, schreibt der Volksbund weiter.
Es handele sich um 377 Kinder, 1.001
Frauen und 381 Männer. Bei 352 Toten habe weder das Alter noch das Geschlecht ermittelt
werden können. Wie berichtet, waren die sterblichen Überreste aus dem innerstädtischen
Massengrab von Marienburg größtenteils grob mit Baggern aus der Erde gerissen worden.
Ermittlungen vor dem Abschluß?
Verletzungen, die durch Waffeneinsatz
oder Splitter entstehen, sollen laut Zacharczuk nur bei einer kleinen Zahl von Knochen
festgestellt worden sein. Einige Skeletteile mit typischen Verletzungen für derartige
Todesursachen wie Einschußlöcher und Verbrennungen sollten nochmals intensiver untersucht
werden, gibt der Volksbund die Kernaussagen des Gutachtens wieder.
Für den überwiegenden Teil der Toten
hat der Gutachter die Todesursache offenbar nicht festgestellt; der Zustand der
meisten Gebeine lasse nur vermuten, „daß diese Menschen durch Krankheiten, Unterernährung
oder Erfrierungen gestorben sind“, wird der Gerichtsmediziner wiedergegeben. Die
Toten seien Deutsche, die zwischen Januar und März 1945 ums Leben kamen.
Der Heimatkreis Marienburg beabsichtigt,
das Gutachten mit dem dazugehörenden Protokoll und Anhang zu veröffentlichen. Ob
mit dem IPN-Gutachten die Ermittlungen in dem Fall abgeschlossen sind, ist derzeit
offen. Der Fundort des Massengrabes in Marienburg ist unterdessen wieder zugeschüttet
und mit Gras besät worden. (ru)
_________________________________________________________________________
Fordern Sie per E-Mail Abgeordnete unseres Bundestages dazu auf,
sich für eine Klärung dieser Schicksale einzusetzen.
Über www.abgeordnetenwatch.de
ist jeder Abgeordnete mit Anfragen erreichbar.
Wenn diese Anfragen nicht nur über die Landsmannschaften, sondern auch von vielen
persönlich betroffenen Bürgern kämen, gewönnen sie an Gewicht.
Diese Netzseite ist optimiert für
800x600 / 1024x768 oder höher und 24 Bit Farbtiefe sowie MS-Internet Explorer 11.x
oder höher.
Netscape ab 7.x oder andere Browser mit Einschränkungen verwendbar. - Soundkarte
für Tonwiedergabe erforderlich.