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Nicht nur Kanonen, sondern auch Butter Kühe galten im 18. Jahrhundert nicht nur als wichtige Fleischlieferanten. Durch die Milchproduktion sowie den Käse und die Butter, die daraus hergestellt wurden, trug die Rinderzucht in erheblichem Maße zu einer einigermaßen ausgewogenen Ernährung mit Eiweißen in den Städten bei. Auch waren die bei jeder Schlachtung anfallenden Häute und Hörner wichtige Rohstoffe für die Handwerker jener Zeiten. Als Friedrich der Große am 4. Mai 1765 sein „Reglement wegen Verbesserung der Rindviehzucht“ erließ, hatte er dabei vor allem die Veredelung und die Vereinheitlichung des vorhandenen Tierbestandes im Auge. Oft unterschieden sich die Rinder in Preußen in der Größe und dem Gewicht sowie in ihrer Milchleistung ganz erheblich. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Sitte, die Bullen frei unter den Kühen auf der Weide umherlaufen zu lassen, so dass eine regellose, unkontrollierte Befruchtung durch oftmals als unpassend empfundene Bullen erfolgte. Das königliche Edikt stellte zwecks Abstellung jener Gewohnheit fest: „Das freie Umherlaufen der Bullen ist verboten bei Strafe der Konfiskation des betreffenden Bullen zum Besten der Gemeinde. Es sollen keine anderen Bullen als solche der besten Rasse oder Art gehalten werden. Zum Springen sind nur die Bullen zugelassen, welche von den Schöffen und zweien von den Deputierten des Amts unter Konkurrenz des Hauptpächters und des Steuereinnehmers jährlich zu Martini ausgesucht und dazu markiert werden.“ Je nach Größe des Dorfes waren dazu ein, zwei oder mehr Bullen nach dem Markieren beständig im Stalle zu verwahren. Dem Eigentümer des als besten Bullen anerkannten Tieres war zur Prämierung ein Goldstück, ein sogenannter „Friedrichsdor“, auszuhändigen. Alle bei der Zuchtbullenauswahl Beteiligten hatten bezüglich ihrer Unparteilichkeit an Eidesstatt zu geloben, nur nach bestem Wissen und Gewissen, keinesfalls aber aus Feindschaft oder Freundschaft das beste Tier auszuwählen. Nachdem die Frage der Aufkreuzung mit dem besten Erbmaterial einigermaßen geklärt war – unter anderem hatte man für die königlichen Domänen auch gutes Zuchtvieh aus Ostfriesland beschafft –, bemühte sich der König, die Zahl der Kühe in Preußen schnellstmöglich zu vermehren. Es wurden zu Friedrichs Zeiten ausgedehnte Bodenverbesserungen, sogenannte Meliorationen, vorgenommen und viele früher unbrauchbare Bruch- und Sumpfgebiete landwirtschaftlicher Nutzung zugeführt. Auf den nunmehr trockengelegten Wiesen der Kur- und Neumark sowie im neu hinzugewonnenen Westpreußen konnten jetzt Tausende Kühe mehr als früher grasen. Damit es zu diesen Tausenden zusätzlichen Kühen auch kam, subventionierte Friedrich der Große den Kauf von Rindern durch sozial schwache Landbewohner. So erhielt nach dem Abschluss der Meliorationsarbeiten nahe der Dörfer Fahrland und Marquard bei Potsdam die ärmere Bevölkerung den dritten Teil der anzuschaffenden Kühe geschenkt. Damit „in dem trocken gemachten Schmolsin’schen und Cammin’schen Bruche an 3400 Kühe gehalten werden können“, wies der König 1781 den pommerschen Kammerpräsidenten an, seinen Untertanen gleichfalls den dritten Teil dieser Kühe zu schenken. Um sicherzustellen, dass die Bauern die Subventionen nicht zweckentfremdeten, bekamen sie das Geld für diesen dritten Teil nicht im Vorwege, sondern rückerstattet. Auch mussten sie sich verpflichten, in den folgenden drei Jahren die Zahl ihrer Kühe von dem geschenkten Anfangsdrittel auf die komplette Zahl aufzustocken. Dass die Bauern sich ihre Kühe selbst kauften und anschließend das Geld vom Staat ersetzt hielten, hielt Friedrich der Große für viel besser als die unentgeltliche Lieferung von Vieh seitens das Staates und schrieb dazu: „Das Letztere halte ich überhaupt für viel besser; denn der Bauer, der eine Kuh bekommen soll, wird sich schon bemühen, sich ein gutes Stück anzuschaffen, das der Weide und des Futters bei ihm gewohnt ist; weil sein eigener Nutzen es erfordert. Daher meine Intention dahin gehet, dass durchgehends, wo Ich den Untertanen Vieh schenke, sie sich solches allezeit selbst aussuchen und ankaufen und (dann erst) das dazu ausgesetzte Geld erhalten sollen; welches bis dahin bei den Beamten oder sonst (irgendwo) niedergelegt werden kann.“ Selbst um die ordnungsgemäße Fütterung des Rindviehs sorgte sich der König. Er propagierte in Preußen den Anbau von Klee, das „Laufütterung“ genannte „Brühen“ des Futters, die erweiterte Stallfütterung und das „Salzlecken“ an Steinsalz. Als ein tatkräftiges Kind der Aufklärung versuchte Friedrich auch den periodisch grassierenden Viehseuchen entgegenzuwirken. Beim Auftreten von Viehkrankheiten in Nachbarstaaten beziehungsweise -territorien wurden alle Viehbesitzer gewarnt sowie strenge Quarantänemaßnahmen ergriffen. Der König lobte die beträchtliche Prämie von 1000 Dukaten für denjenigen aus, der ein wirklich wirksames Mittel gegen die Viehseuchen erfinden könne. Da sich kein Erfinder fand, ordnete Friedrich für die durch die Rinderpest besonders gefährdete Provinz Schlesien mit einem Reglement vom 23. Dezember 1765 eine „Assekuranz“ (Versicherung) gegen die Rinderseuche an und empfahl diese Einrichtung zugleich allen anderen preußischen Provinzen. Die Erfolge seiner volkswirtschaftlich effizienten Tätigkeit konnte Friedrich der Große an der sinkenden Buttereinfuhr in Preußen messen. Während allein die Kurmark um 1755 jährlich etwa 270000 Taler für die Einfuhr von Butter und Käse verausgaben musste, sanken diese Ausgaben über 188451 Taler 1777/78 auf 146000 Taler im Jahre 1780. Innerhalb von nur 25 Jahren war das mit 46 Prozent eine Reduzierung um fast die Hälfte.
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Bedeutung für das heutige Deutschland.
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