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Hermann Sudermann


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70 Jahre LO Landesgr. NRW
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Der Gendarmenmarkt 1845: Darstellung von Ludwig Eduard Lütke (1801–1850)

»Ungezwungen im bürgerlichen Leben«
Friedrich der Große machte die von seinem Großvater geschaffene Königliche Residenz Berlin zur Großstadtmetropole
von Gisela Groth

„Arm, aber sexy“, hat ihr amtierender Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit Berlin genannt. Eine Stadt der Gegensätze war die Spreemetropole auch schon im 18. Jahrhundert, in dem Friedrich I. durch Zusammenlegung der Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt die Königliche Residenz Berlin bildete und dessen Enkel sie zur Großmachtmetropole machte.

Die aufblühende Metropole der neuen Großmacht Preußen zog viele Besucher an. Nicht nur Voltaire reiste in die Stadt, die Friedrich der Große sein Spree-Athen nannte. Der gebildete und gutbetuchte Reisende der damaligen Zeit kannte Paris, Rom und Dresden, aber Berlin galt es noch zu entdecken. Die Fahrt dorthin führte über die sandigen Wege Brandenburgs, das Knirschen unter den Rädern der Postkutsche war die ständige Begleitmusik. Im Sommer verfolgten Schwärme von Stechmücken den Reisenden, die vielen Seen boten den Plagegeistern ideale Brutstätten. Von Dresden kommend benötigte die Kutsche acht bis zehn Stunden auf ihrem Weg durch tiefe Wälder und Moore.

Am Ziel erfüllten sich hohe Erwartungen nicht immer. „Überall, wo nicht gepflastert ist, watet man im Sande, der Sand macht die ganze Umgebung zur Wüste … Wie konnte bloß jemand auf die Idee kommen, mitten in all dem Sand eine Stadt zu gründen“, fragte (sich) der Dichter Stendhal.

Trotz einer Reihe imposanter Bauwerke wie dem Königlichen Opernhaus, der St. Hedwigskathedrale, deren Kuppel dem Pantheon in Rom nachgebildet war, dem Palais des Prinzen Heinrich, dem Schauspielhaus – alles Neubauten – konnte Berlin nicht mit dem Glanz der übrigen europäischen Hauptstädte mithalten. Die breiten, modernen, im rechten Winkel aufeinander zulaufenden Straßen beeindruckten zwar, strahlten aber keinen Charme aus. Befremdlich erschien der Kontrast zwischen den Prunkbauten und bröckelnden Fassaden, der jedem Besucher sofort ins Auge fiel. Wie viele andere Berlin-Touristen beklagte auch Friedrich Schiller das Fehlen der Historie, attestierte den Bewohnern immerhin „eine Ungezwungenheit im bürgerlichen Leben“.

Nicht so gut kamen die Berliner bei anderen prominenten Gästen weg. Iwan Turgenjew, einer der Ersten in der russischen Literatur, die die alltäglichen Nöte und Ängste der russischen Gesellschaft thematisierten, schrieb: „Sie wollen von mir einige Berliner Neuigkeiten hören … Was soll man über eine Stadt berichten, in der man um 6 Uhr in der Früh aufsteht, um 2 Uhr Mittag isst und noch lange vor den Hühnern schlafen geht: über eine Stadt, in der um 10 Uhr abends bloß die melancholischen und bierbeladenen Nachtwächter in den leeren Straßen herumirren …“

Die feine Lebensart, vornehme Clubs wie in London oder erlesene Gaumenfreuden wie in Paris, suchte der Tourist in Berlin vergebens. Der Volksmund dichtete, bezeichnenderweise: „Voulez-vous Kartoffelsupp avec verbrannte Klöße? Non, monsieur, ich danke vous, je n’ai pas appétit dazu.“

Die ungewohnte Kost war nicht die einzige Attacke auf Fremde. Johann Peter Willebrandt, Advokat und Chronist aus Lübeck, sah sich genötigt, in seinem 1758 erschienenen Berliner Reiseführer vor Gefahren der „Pariser Art“ zu warnen. Auch sollten Besucher sich auf keinen Fall zum „Weinsaufen“ in den Kneipen verleiten lassen. Denn der gewaltsamen Rekrutierung für das preußische Heer, offiziell verboten, fielen oft junge, alkoholisierte Männer zum Opfer. Ungefährlich waren dagegen Besuche in den Festzelten, wo sich das Volk bei Kaffee, Kuchen und sauer eingelegten Gurken in Gottes Natur vergnügte, mit Segen des Königs, der in einer Ordre den Ausschank in Zelten gnädigst gestattet hatte. Ein Spaziergang vom Stadtschloss durch einen Park zum Ufer der Spree und weiter zum Schloss Charlottenburg gehörte zu einer Sightseeing-Tour unbedingt dazu. Hier atmete der Fremde in vollen Zügen die gute Berliner Luft, die in Reiseberichten der damaligen Zeit gerühmt wurde.

Berlin war und ist eine junge Stadt. Während die europäischen Metropolen seit Jahrhunderten das Weltgeschehen bestimmten, tauchte Berlin erst spät in der Geschichte auf. Durch Erlass des ersten preußischen Königs wurde die Hauptstadt des neuen Königreichs Preußen 1709 aus den bisherigen Residenzstädten Berlin und Cölln sowie den dörflichen Bezirken Fried­richswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt vereinigt. Das Konglomerat wuchs schnell. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen Orangeois, Wallonen, Welschschweizer, Pfälzer und böhmische Protestanten nach Berlin. Sie waren gebildeter und weltoffener als die einheimische Bevölkerung. Ein frischer Wind wehte von den 15 Toren bis zum Stadtschloss im Zentrum. Von 1700 bis 1800 stieg die Einwohnerzahl von 29000 auf 172000 an. Berlin avancierte im Rekordtempo nach Wien zur zweitgrößten Stadt des Heiligen Römischen Reichs.

Das öffentliche Bild auf der Prachtstraße Unter den Linden und in den neu entstandenen Parkanlagen prägte das Militär. Berlin war in erster Linie Garnison, mehr als ein Drittel der Einwohner diente im Heer. Im prächtigen, vom Großen Kurfürsten errichteten Zeughaus Unter den Linden, wurden Waffen, Geschütze und Trommeln aufbewahrt. Sie sollen bis an die Decke gestapelt und so gut instand gewesen sein, dass sie jederzeit einsatzbereit waren.

Besonderes Interesse der Besucher fanden die Denkmäler auf dem Wilhelmplatz, die Friedrich für seine gefallenen Feldherren Seydlitz, Keith, Winterfeldt und Schwerin hatte aufstellen lassen, letzteren im Augenblick seines Todes in der Schlacht vor Prag. Die Denkmäler, so hieß es in der Bevölkerung, wären ein Zeichen der Treue und Hochachtung, die Friedrich für seine alten Kampfgefährten empfand.

Eine bürgerliche Kultur als Gegengewicht zum Militär entwickelte sich nur langsam. Berlin war mehr Stadt der Arbeiter als der Bourgeois. Allein 20000 Menschen verdienten Mitte des 18. Jahrhunderts in der Produktion von Textilien, Metallwaren und Porzellan ihr Brot. Nippes der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) waren beliebte Souvenirs. Auf Anordnung des Alten Fritz durfte das Porzellan nur Blümchendekors tragen. Wer Glück hatte, kehrte nicht nur mit solch einem Andenken nach Hause zurück. Der größte Wunsch jedes friderizianischen Touristen ging manchmal in Erfüllung: einen Blick vom ruhmreichen, schon zu Lebzeiten legendären Alten Fritz in der vorbeirollenden königlichen Kutsche zu erhaschen, der mit seinem Windspiel auf dem Weg ins Stadtschloss oder zurück in sein Refugium Sanssouci war. Allein das war die Berliner Reise wert.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt Ausgabe 50/12, 15.12.2012

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Friedrich der Große uns seine Bedeutung für das heutige Deutschland.
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