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Der Durchbruch gelang erst nach seinem Tod Als es der DDR-Historiker Hans-Heinrich Müller dem „feudalabsolutistischen“ König Friedrich einmal so richtig geben wollte, beschuldigte er ihn in Landwirtschaftsfragen alles durch „die junkerliche Brille der Schafzucht“ zu betrachten. Fakt ist, dass Friedrich der Große nicht nur wie in allen Fragen der Landwirtschaft auch in denen der Schafzucht Kenntnisse besaß, sondern sich auch um die Förderung dieses Wirtschaftszweiges in seinem Staate große Verdienste erwarb. Baumwolle war damals als Textilrohstoff noch nicht gebräuchlich und man kleidete sich vorwiegend in Lein- und Wollstoffe. Zudem war das Hammelfleisch seinerzeit eine schmackhafte Alternative für weniger bemittelte Preußen in einer Zeit, als der kärgliche Speisezettel nur wenige Tage im Jahr aufwies, an denen man nicht fleischlose Kost zu sich nahm. Schon Friedrichs Vater, der Soldatenkönig König Friedrich Wilhelm I., hatte durch die Einrichtung großer Wollmanufakturen der Schafzucht in Preußen einen bedeutenden Anschub verliehen. Doch die Qualität der gewonnenen Wolle konnte nicht befriedigen. Die preußische Wolle war grob, während gerade der Bedarf an feineren Wollstoffen mehr und mehr anstieg. Nach reiflicher Überlegung und dem Studium einschlägiger Fachliteratur fasste König Friedrich 1748 deshalb den Entschluss, spanische Edelschafe, „Merinos“ genannt, in die preußischen Schafherden einzukreuzen. So ließ er noch im selben Jahr über die bekannten Berliner Kaufleute Splittgerber und Daun fünf spanische Merino-Schafböcke ankaufen und nach Berlin bringen. Im darauffolgenden Jahr wurden fünf weitere spanische Schafböcke importiert. Jedem Schafbock wurden in den Schäfereien der kurmärkischen Ämter Beeskow, Storkow, Schönberg, Stahnsdorf und Wilmersdorf je 25 ausgewählte Mutterschafe zugeteilt. Sorgsam wies der König daraufhin, dass nur die Merinoschafböcke, nicht aber einheimische Schafböcke jene ausgewählten Muttertiere begatten sollen. Schon im Frühjahr 1749 kamen 200 Lämmer aus diesen Kreuzungen zur Welt und im folgenden Frühjahr 178 weitere. Doch litt das angestrebte Ziel der Wollverbesserung in Preußen darunter, dass sich die reinrassigen Merinos in Preußen nicht akklimatisierten. Schon 1751 waren alle zehn Merinoböcke verstorben und es mussten auf königliche Anordnung 1752 nochmals fünf Schafböcke aus Spanien importiert werden. Doch zum Leidwesen Preußens war die spanische Regierung inzwischen dahinter gekommen, dass man die gute spanische Wolle in Preußen „kopieren“ wollte. Spanien reagierte darauf, indem es nur noch die Ausfuhr schwarzer Merinos erlaubte, während man in Preußen für die Produktion von Wolltuchen gerade auf weiße Merinos größten Wert legte. Während des Siebenjährigen Krieges hatte Friedrich anderes zu tun, aber nach dessen Ende verlangte er einen eingehenden Bericht. Man musste ihm gestehen, leider keine „ordnungsgemäßen Geschlechtsregister“ über die aufgekreuzten Schafe geführt zu haben, so dass alle aufgewandten Mühen vergeblich waren. Zudem hatten die während des Krieges eingedrungenen Russen diverse Schäfereien ausgeplündert und eingeäschert. Andere Merinonachkömmlinge waren räudig geworden und mussten daher getötet werden. Eine preußische Bitte aus der Zeit um das Jahr 1770 an die spanische Regierung wegen des erneuten Imports von weißen Merinoschafböcken wurde wiederum abgeschlagen. Kurzzeitig kam deshalb der Gedanke auf, Schafe aus dem nordafrikanischen Marokko zu importieren. Doch weil die Engländer damit schlechte Erfahrungen gemacht hatten, lehnte Friedrich diese Idee schließlich ab. Da zeigte sich um 1785 die spanische Regierung endlich geneigt, wieder den Export von Merinos nach Preußen zu gestatten. König Friedrich stellte unverzüglich 20.000 Taler dafür bereit und aus Schäfereien in Katalonien, in der Estremadura und der Biskaya wurden durch den königlichen Kommissar Fink, den Schafmeister Otto und die beiden Schäfer Krause und Otto aus Storkow insgesamt 200 Mutterschafe und 100 Schafböcke angekauft. Diese Schafe wurden per Schiff nach Hamburg transportiert, wo sie am 4. August 1786 ankamen. Der bereits kränkelnde König ordnete ausdrücklich an, dass der Schaftransport auf seinem weiteren Weg Potsdam zu passieren habe, denn „sie sollten ihm einen Besuch machen“. Dieser Wunsch des Königs ging nicht mehr in Erfüllung. Er verstarb in Potsdam acht Tage vor dem Eintreffen der Schafe. Doch sein Vermächtnis wurde in Ehren gehalten, denn diesmal klappte es mit der angestrebten Veredelung der preußischen Schafe. Alle 300 spanischen Schafe konzentrierte man in der Art eines Pferdegestüts in der königlichen Stammschäferei in Stahnsdorf bei Potsdam. Dort wurden die wertvollen Tiere einerseits vermehrt und andererseits mit preußischen Schafrassen gekreuzt. Gewonnene edle Zuchttiere gab man anschließend an die Schäfereien der königlichen Domänenämter und größerer Güter weiter, wo sie der Nachzucht dienten.
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