|
|
Dr. Bernd Fabritius leitet den Bund der Vertriebenen Berlin - Der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius, ist neuer Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV). Bei der Bundesversammlung des BdV am 7. November in der Hessischen Landesvertretung in Berlin erhielt der 49-jährige CSU-Bundestagsabgeordnete 99 Prozent der Delegiertenstimmen. Der gebürtige Agnethler löst damit Erika Steinbach ab, die nach 16 Jahren an der Spitze des rund 1,3 Millionen Mitglieder zählenden Vertriebenenverbandes nicht mehr angetreten war. Bereits im Juli war Fabritius vom BdV-Präsidium einstimmig als Nachfolger Steinbachs nominiert worden (siehe „Dr. Bernd Fabritius soll Präsident des Bundes der Vertriebenen werden“). Bernd Fabritius gehört dem Präsidium des BdV schon vier Jahre als Mitglied sowie weitere vier Jahre als Vize-Präsident an und war auch Steinbachs Wunschnachfolger. "Es ehrt mich sehr, dass mir die Delegierten mit so großer Mehrheit ihr Vertrauen ausgesprochen haben.", sagte Fabritius und dankte Erika Steinbach für ihre "unschätzbar wertvolle Arbeit" der vergangenen 16 Jahre als Präsidentin des BdV. "Ich bin mir sicher, dass sie auch zukünftig die Stimme erheben wird, wenn es um die Belange der Opfer von Flucht und Vertreibung geht.", bekräftigte der Amtsnachfolger. Erika Steinbach mit stehenden Ovationen gefeiert Zu Beginn der Bundesversammlung dankte Erika Steinbach den Delegierten für die zurückliegenden 16 Jahre als Präsidentin des BdV und betonte, dass die Aufgabe sie stets motiviert habe weiterzumachen und sich für die Belange des BdV einzusetzen, ganz gleich wie viel Kritik sie auch einstecken musste. Gleichzeitig warb sie nochmals eindringlich für Bernd Fabritius als ihren Nachfolger und sprach ihm ihr vollstes Vertrauen aus. Für ihr verdienstvolles Wirken wurde Steinbach nach ihrer Ansprache mit langen stehenden Ovationen durch die Delegierten aus dem Amt verabschiedet. Nach Feststellung der Beschlussfähigkeit und einigen weiteren Danksagungen an Erika Steinbach durch Delegierte und Präsidiumsmitglieder folgte zunächst die Wahl des neuen Präsidenten. Bernd Fabritius war in diesem Wahlgang der einzige Kandidat und machte in seiner Vorstellungsrede nochmals deutlich, dass er es als seine wichtigste Aufgabe betrachte, den BdV in die Zukunft zu führen und dass der BdV noch lang e nicht am Ende seiner Arbeit sei. "Auch nach mir wird es noch viele BdV-Präsidenten geben!", unterstrich Fabritius die Zukunftsorientiertheit des Verbands auch im 21. Jahrhundert. Er betonte die Bedeutung der Verankerung des Schicksals der deutschen Heimatvertriebenen, der Aussiedler und Spätaussiedler in Bewusstsein der Gesamtgesellschaft, die durch die Bestimmung eines nationalen Gedenktages sowie die Schaffung eines Dokumentationszentrums in Berlin bereits auf einem guten Weg sei. Zukunftsorientiert seien die Aufgaben des BdV durch den notwendigen solidarischen Einsatz für die Aussiedler und Spätaussiedler, die erst in den letzten Jahrzehnten z. B. aus Rumänien, aus Ungarn, Polen oder Russland nach Deutschland gekommen seien. Die Kulturarbeit bilde einen wichtigen Pfeiler, der auch für die junge Generation relevant sei. Diese müsse in ihrer kulturellen Identität gefestigt werden, um "einen sicheren Orientierungsanker in einer von Globalisierung und Anonymität geprägten Zeit zu haben". Die besondere Kultur der Deutschen aus Mittel- und Osteuropa bezeichnete Fabritius als einen "Schatz, der uns allen gehört und den wir gemeinsam sichern und in die Zukunft tragen müssen". Schließlich betonte er die Bedeutung des Verbandes, der seine Brückenfunktion zu den Herkunftsgebieten verstärkt wahrnehmen könne und müsse. Dabei wolle er sich vor allem auch den Themen widmen, die zur Unterstützung der Landsleute beitragen könnten, die nach wie vor in den Heimatgebieten leben und dort zu kultureller Vielfalt in bestem Sinne beitragen würden. Beispielhaft nannte Fabritius die Sicherung und den Ausbau des muttersprachlichen Unterrichtes in deutscher Sprache in Rumänien, aber auch in Polen, in der Tschechischen Republik und den anderen Ländern, in denen die Charta zum Schutz der Minderheitensprachen des Europarates ratifiziert worden sei. Mit Spitzenergebnis gewählt Nach Auszählung der Stimmen verkündete der Wahlleiter Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft, das Ergebnis: Fabritius erhielt mit 144 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung und einer Nein-Stimme 98,6 Prozent. Er nahm die Wahl an und dankte für dieses Spitzenergebnis, das er als großen Vertrauensvorschuss und als zustimmendes Votum für den von ihm angepeilten Weg des BdV wertete. Es folgte die sinnbildliche Schlüsselübergabe durch Erika Steinbach, die Bernd Fabritius einen großen blauen Schlüssel als "Zeichen der Übergabe der Bundesgeschäftsstelle des BdV" überreichte und betonte, es sei sicher auch "der Schlüssel in die Herzen aller Verbandsmitglieder". In weiteren Wahlgängen wurden zunächst die sechs Vizepräsidenten gewählt: Albrecht Schläger, Reinfried Vogler, Stephan Rauhut, Christian Knauer, Oliver Dix und Stephan Grigat. Das Präsidium ergänzen die sechs Beisitzer Stephan Mayer, MdB, Milan Horácek, Renate Holznagel, Arnold Tölg, Egon Prima, MdL, und Waldemar Eisenbraun. Die aus dem Banat stammende Präsidentin des Frauenverbandes im BdV, Dr. Maria Werthan, und der Präsident des Bauernverbandes der Vertriebenen, Christian Walter, gehören dem Präsidium kraft Amtes an. Verständigung und Zusammenarbeit mit östlichen Nachbarn In der folgenden Schlussansprache motivierte der frisch gewählte Präsident das neue Team des BdV und alle Delegierten "zu einer konstruktiv-kritischen Begleitung und Unterstützung bei der Umsetzung der kommenden Aufgaben". Es gelte auch, das Meinungsbild zum BdV in der breiten Öffentlichkeit richtig zu stellen. Dieses entspreche oft nicht der Realität. Der bereits in den vergangenen Jahren eingeleitete Generationswechsel im BdV eröffne hierbei neue Möglichkeiten. "Ich freue mich, gemeinsam mit allen gewählten Präsidialmitgliedern die vielen weiteren Aufgaben anzugehen, die sich durch geänderte Rahmenbedingungen in einem gutnachbarschaftlichen aufgebauten Europa ergeben.", bekräftigte Fabritius. Er betonte auch nochmals, dass der BdV "die gesamte Breite des gesellschaftlichen Spektrums" vertrete und freute sich besonders, dass mit Albrecht Schläger ein Sozialdemokrat und Milan Horácek sogar ein Gründungsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen im Präsidium vertr eten seien, was die breite gesellschaftliche Verankerung des BdV verdeutliche. Fabritius sprach auch allgemeinpolitische Themen an und betonte, der BdV werde immer dann seine Stimme erheben, wenn er auf Grund besonderer Sachkompetenz oder eigener Erfahrung einen Beitrag zum allgemeinen politischen Diskurs leisten könne. Hierbei betonte er aus gegebenem Anlass vor allem die Bedeutung der Verhinderung von neuen Vertreibungen. "Wir müssen die Ursache für Vertreibungen im 21. Jahrhundert an der Wurzel angehen", sagte Fabritius mit Blick auf die große Flüchtlingswelle, die ihre Ursache in den Verbrechen der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) habe. Gleichzeitig sei es wichtig, den in Deutschland ankommenden Kriegsflüchtlingen "die gleiche Empathie entgegenzubringen, wie wir diese einmal gebraucht und auch erfahren haben." Zum Abschluss sprach Fabritius erneut die Verständigung und Zusammenarbeit mit den östlichen Nachbarn an. Hier müsse nun ein neues Kapitel geschrieben werden, das auf wahrheitsgemäßer und offener Aufarbeitung der jeweils eigenen Vergangenheit aufbauen könne. Dafür sah er gute Anzeichen und lobte beispielshaft die Ansprachen des tschechischen Ministerpräsidenten Petr Nečas am 26. Februar 2013 im Bayerischen Landtag sowie des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski vor wenigen Wochen im Deutschen Bundestag. Gerade in einem vereinten und modernen Europa sei es wichtig, mit altem Feindbilddenken aufzuhören und Probleme offen anzusprechen, um diese konstruktiven Lösungen unter Berücksichtigung der jeweiligen Belange zuzuführen. Der neue BdV-Präsident schloss die Veranstaltung mit einem nochmaligen Dank für die Arbeit von Erika Steinbach, die ihm einen hervorragend organisierten Verband hinterlassen habe. Jetzt sei es an ihm, diese Infrastruktur zu nutzen und gemeinsam mit seinem neuen Präsidium an die Arbeit zu gehen. Direkt im Anschluss an die Bundesversammlung folgte die erste konstituierende Sitzung des neuen Präsidiums. Zu seiner Wahl zum neuen Präsidenten des Bundes
der Vertriebenen gratulierten Dr. Bernd Fabritius unter anderen der Beauftragte
der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut
Koschyk, MdB, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und der aus dem Banat
stammende diesjährige Chemie-Nobelpreisträger Stefan Hell.
|