Der
Historiker Guido Knopp bekommt von der BdV-Präsidentin Erika Steinbach die
Ehrenplakette überreicht
Geschichtspolitik
Bund der Vertriebenen ehrt Guido Knopp
BERLIN. Der Bund der Vertriebenen (BdV) hat dem
Historiker und früheren ZDF-Journalisten Guido Knopp die Ehrenplakette des
Verbands verliehen. Knopp habe mit seinen zeitgeschichtlichen
Fernsehdokumentationen bei einem Millionenpublikum ein nie gekanntes
historisches Interesse geweckt und somit „wahrhaft den öffentlich-rechtlichen
Bildungsauftrag“ erfüllt, begründete BdV-Präsidentin Erika Steinbach dies
während der Verleihung am Mittwoch in Berlin.
In ihrer Laudatio dankte Steinbach dem ehemaligen
ZDF-Chefhistoriker auch dafür, daß er die Aufnahmen von rund 1.000
Zeitzeugeninterviews zum Thema Flucht und Vertreibung der BdV-Stiftung „Zentrum
gegen Vertreibungen“ geschenkt hat; dies sei „eine großartige Geste“. Die
BdV-Präsidentin hob hervor, daß in Knopps Filmreihe die Erlebnisgeneration ihr
Schweigen gebrochen habe und er damit „gerade bei den Nichtbetroffenen und
Nachgeborenen Verständnis für ein Leben im Krieg, in den Diktaturen, aber auch
in der Nachkriegszeit“ geschaffen habe. „Die Bilder der endlos langen Trecks
über das zugefrorene Haff oder die am Straßenrand von Panzern überrollten
Menschen bleiben jedem Zuschauer in Erinnerung. Die tragischen Berichte von
Überlebenden des Untergangs der „Gustloff“ oder die traumatischen Erzählungen
vergewaltigter Frauen schufen Empathie für das Schicksal der Vertriebenen und
waren Mahnung zugleich: diese Erinnerungen dürfen nicht vergessen werden!“, so
Steinbach.
„Jedes Interview ist ein Schatz“
Knopp betonte in seiner kurzen Dankesrede den
hohen Wert der Zeitzeugenerinnerungen: „Jedes Interview ist ein Schatz.“ Häufig
sei in ihnen nicht nur das Trauma durch Krieg und Flucht zum Ausdruck gekommen,
sondern auch der berechtigte Stolz, daß man es danach wieder zu etwas gebracht
habe. Ohne die Leistung der Vertriebenen hätte es das Wirtschaftswunder nicht
gegeben, so Knopp. Er lobte in diesem Zusammenhang das Festhalten Erika
Steinbachs am Vorhaben, ein „sichtbares Zeichen“ zum Gedenken an Flucht und
Vertreibung zu schaffen. Manche Kritik daran sei überzogen gewesen. „Wenn
Versöhnung durch Erinnerung geschaffen werden kann, braucht Erinnerung einen
festen Platz. Den gibt es jetzt“, zeigte sich der Preisträger zufrieden.
Die Verleihung der Ehrenplakette fand während des
Jahresempfangs des BdV statt, an dem neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
auch Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sowie Verkehrsminister Alexander
Dobrindt (CSU) teilnahmen. In ihrer Einleitungsrede hatte es Steinbach als
Erfolg gewertet, daß sich CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag auf die Schaffung
eines nationalen Gedenktags an die Vertreibung geeinigt hätten; die Umsetzung
sei beim Innenminister in guten Händen. Der Kanzlerin dankte die
BdV-Vorsitzende, daß sie im vergangenen Jahr den Spatenstich zum Baubeginn der
Bundesstiftung „Flucht – Vertreibung – Versöhnung“ am Berliner Deutschlandhaus
vorgenommen habe. Steinbach bemerkte jedoch auch, daß dieses Vorhaben nur
langsam vorankomme: „Ich hätte mir etwas mehr Geschwindigkeit gewünscht.“
Die Bundeskanzlerin nannte in ihrem Grußwort die
Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg einen wichtigen Teil der deutschen
Geschichte. In der DDR sei dieses Thema tabu gewesen: „Doch wir wissen:
Verdrängen hilft nicht und Verschweigen sorgt nur für Verbitterung.“ Dies habe
auch nichts mit Aufrechnung zu tun. An das Leid der einen zu erinnern, bedeute
nicht, das Leid der anderen zu vergessen. Aus der Erinnerung erwachse die
Verpflichtung, „alles dafür zu tun, daß es auf unserem Kontinent nie wieder zu
Flucht und Vertreibung kommt“, appellierte Merkel. (vo)