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Kampagne gegen das Gesamtprojekt Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen (LO), Stephan Grigat, erklärt zur Sitzung des Stiftungsrates der Stiftung Flucht Vertreibung Versöhnung und zum Amtsverzicht des Stiftungsdirektors Prof. Dr. Manfred Kittel: Mit Unbehagen hat die Landsmannschaft Ostpreußen die Vorgänge der letzten Wochen in der Stiftung Flucht Vertreibung Versöhnung zur Kenntnis genommen. Die Landsmannschaft Ostpreußen bedauert, dass Stiftungsdirektor Prof. Dr. Manfred Kittel um seine Versetzung gebeten und seine Tätigkeit in der Stiftung beendet hat – eine direkte Folge einer von interessierter Seite gegen ihn geführten und offenbar gegen den Erfolg des Gesamtprojektes gerichteten Kampagne. Wenngleich die Zusammenarbeit mit Prof. Kittel nicht immer störungsfrei war, sind seine wissenschaftliche Reputation und seine Fachkompetenz hinsichtlich der Einordnung und Bewertung des Vertreibungsunrechts unbestritten. Der noch zu findende Nachfolger wird sich daran messen lassen müssen. Sehr befremdlich ist die Art und Weise, in der der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beraterkreises, Prof. Dr. Stefan Troebst, diese Kampagne angestoßen hat und die Beteiligung auch anderer Mitglieder des Beraterkreises daran. Kritik wurde nicht in den dafür vorgesehenen Gremien, sondern in der Öffentlichkeit geübt. Die Vorwürfe, die zum Sturz des Stiftungsdirektors führten, hatten bei genauerem Hinsehen wenig Substanz, zumal die Aufnahme der kritisierten Ausstellung ins Stiftungsprogramm von Troebst selbst angeregt worden war. Nicht hinnehmbar ist das Infragestellen der Stiftungskonzeption durch mehrere Mitglieder des Wissenschaftlichen Beraterkreises. Dieses Vorgehen lässt den Schluss zu, dass die betreffenden Berater die Grundlage ihrer Beratungstätigkeit entweder nicht kennen oder nicht akzeptieren. Die Vertrauensbasis innerhalb der Stiftung einerseits und zwischen der Stiftung und der interessierten Öffentlichkeit andererseits, namentlich den vom Vertreibungsunrecht Betroffenen, ist beschädigt. Vordringliche Aufgabe aller Beteiligten ist, neues Vertrauen zu schaffen. Die Konsequenzen dieser Affäre sollten sich nicht auf den Rücktritt des Stiftungsdirektors beschränken.
Posselt (CSU): Ein "schweres Akzeptanz-Problem in Kreisen der Vertriebenen" sieht der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Landesvorsitzende der Union der Vertriebenen (UdV) in der CSU, der Europapolitiker Bernd Posselt, auf die Bundesstiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" zukommen. Die "unfaire und sachlich völlig unbegründete" Ablösung des Stiftungsdirektors Prof. Manfred Kittel "schürt Mißtrauen und muß von dessen Nachfolgern zum Anlaß genommen werden, eine wissenschaftliche Leistung zu erbringen, die dem hohen Niveau Kittels auch nur annähernd gleichkommt". Letzterer sei "das Opfer einer einseitigen ideologischen Kampagne, die die Bundeskulturministerin stoppen muß, soll nicht das ganze Projekt ins Zwielicht geraten". Solange werde die Sudetendeutsche Landsmannschaft die Berliner Vorgänge "äußerst kritisch begleiten". Posselt dankte Kittel für seinen "jahrelangen überzeugenden Einsatz für eine wahrhaftige und europäische Dokumentation des Vertreibungsunrechtes". Zur Presseerklärung: www.sudeten.de/sudpresse/up/Posselt_Kittel.pdf
Wilhelm Kreuer schreibt: Enttäuschend ist nicht nur, wie mit Manfred Kittel, einem der wenigen deutschen Historiker, der die Einzigartigkeit der Vertreibung der Deutschen zu benennen wagte, von Seiten der Stiftung umgegangen wird. Enttäuschend ist auch und vor allem, dass der BdV und die Vertriebenenverbände hieraus nicht die erforderlichen Konsequenzen ziehen. Nach dem Verzicht von Erika Steinbach auf einen Sitz im Stiftungsrat aufgrund polnischer Bedenken gegen Frau Steinbach im Jahr 2010, der „Historisierung“ der Vertreibung der Deutschen in dem Sinne, dass sie in der Darstellung der Stiftung als ein Fall von Vertreibungen unter vielen erscheint, der Versagung eines eigenständigen Gedenktages für die Opfer der größten Vertreibung in Europa und der jetzigen unwürdigen Entlassung von Manfred Kittel (nichts anderes war es, auch wenn er selbst seinen Rücktritt erklärt hat), müssen die Vertriebenen nun endlich eine wort- und wirkmächtige Antwort geben. Diese kann nur sein, sich aus den Stiftungsgremien zurückzuziehen, da nun endgültig klargeworden ist, dass die deutschen Vertriebenen wieder einmal die Verlierer sein werden. Zur „zweiten Vertreibung“, von der Manfred Kittel schon vor Jahren sprach, und womit er die gesellschaftliche Stigmatisierung der Vertriebenen meinte, kommt nun eine dritte Vertreibung hinzu, nämlich die Leugnung des in Europa einzigartigen Schicksals der deutschen Vertriebenen. Hierzu aber darf sich kein Vertriebenenvertreter hergeben.
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