Droht eine „dritte Vertreibung“?
Schleichende »Internationalisierung« der Arbeit
der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung gibt Grund zur Sorge
Nach dem mehr oder weniger erzwungenen Rücktritt
des verdienstvollen Gründungsdirektors Manfred Kittel sowie monatelangen,
unsäglichen, die deutschen Heimatvertriebenen beleidigenden Querelen, wurde auf
Vorschlag von Kulturstaatsministerin Monika Grütters zum 1. April eine neue
Leitung der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. gewählt. Es handelt
sich um die frühere Direktorin des Alliiertenmuseums in Berlin, die Historikerin
und Kulturmanagerin Gundula Bavendamm. Wie sich die Arbeit der Stiftung unter
deren Führung gestalten wird, bleibt abzuwarten. Viel hat man von Bavendamm
bisher nicht gehört. Dies mag natürlich, das sei zu ihren Gunsten angenommen,
nicht zuletzt auch an den Medien liegen, die sich bekanntermaßen mit der
Vertreibung der Deutschen nicht allzu gerne beschäftigen.
Das Richtfest am Deutschlandhaus in Berlin, dem
zukünftigen Sitz der Stiftung Flucht, Vertreibung und Versöhnung, sowie die
Berufung der neuen Mitglieder des Wissenschaftlichen Beraterkreises der Stiftung
sind Meilensteine auf dem Weg zur Stätte der Dokumentation und Erinnerung.
Dennoch besteht auf Grund der Vorgänge um die Bundesstiftung weiter die Gefahr,
dass nach der realen Vertreibung von annähernd 15 Millionen Ost- und
Sudetendeutschen sowie der Deutschen aus dem südosteuropäischen Raum vor nunmehr
70 Jahren, bei der etwa 2,8 Millionen Tote zu beklagen sind, gefolgt von ihrer
in den 1960er Jahren beginnenden Vertreibung aus der deutschen Politik, wie
Manfred Kittel in seiner Schrift „Vertreibung der Vertriebenen?“ eindrucksvoll
darlegt, nunmehr zu ihrer dritten Vertreibung, nämlich der aus der Geschichte
und Erinnerung kommt.
Denn die „Ablösung“ Kittels als Direktor der
Stiftung war nicht nur eine reine Personalie, sondern eher eine
Richtungsentscheidung darüber, wie denn der Vertreibung der Deutschen zu
gedenken sei. Dabei ist die schleichende „Internationalisierung“ der
Stiftungsarbeit, die in Wirklichkeit auf eine Relativierung und Verharmlosung
der Verbrechen an den deutschen Vertriebenen hinausläuft, für die Betroffenen
besonders verletzend. Diese „Internationalisierung“ erfuhr ja bereits der
Gedenktag für die deutschen Opfer von Flucht und Vertreibung, den man am 20.
Juni 2015 erstmals landesweit beging. Wurde er doch von der Großen Koalition aus
CDU/CSU und SPD an den Weltflüchtlingstag gekoppelt, den die
UN-Generalversammlung vor 16 Jahren beschlossen hatte. Die Vertriebenen
empfinden es als blanken Hohn, wenn etwa Tschechen und Polen ein Vetorecht
darüber eingeräumt wird, wie man ihrer Austreibung zu gedenken hat. Hier haben
einzig und allein die Exklusivität und der Vorrang der Erinnerung der deutschen
Heimatvertriebenen zu gelten, die in der eigenen Erfahrung und im erlittenen
Leid begründet sind.
Dafür bringen allerdings die meisten
nichtvertriebenen Deutschen nur ein geringes oder gar kein Verständnis auf. Im
Einklang mit den Vertreiberstaaten Polen und der Tschechischen Republik scheint
für sie der Hauptzweck der Stiftung darin zu bestehen, die deutschen
Vertriebenen als selbstverschuldete Opfer vorzuführen.
Zu erinnern ist hier an die Entstehung der von
Anfang an umstrittenen Bundesstiftung. Dass es überhaupt zu ihrer Gründung kam,
ist in erster Linie der damaligen Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV),
Erika Steinbach, und dem viel zu früh verstorbenen SPD-Politiker Peter Glotz zu
verdanken. Insbesondere Erika Steinbach sah sich wegen ihres Engagements für die
Stiftung immer wieder heftigsten Angriffen ausgesetzt, nicht nur aus den
Vertreiberstaaten, sondern auch von nichtvertriebenen Deutschen. Möchten doch
Letztere, der Verdacht drängt sich auf, nur ungern daran erinnert werden, dass
die Hauptlast für die Untaten der Nationalsozialisten den Vertriebenen
aufgebürdet wurde und ein einigermaßen gerechter „Lastenausgleich“ zwischen
vertriebenen und nichtvertriebenen Deutschen weder in ideeller noch in
materieller Hinsicht stattgefunden hat. Dabei waren die deutschen
Heimatvertriebenen nicht schuldiger am Aufstieg und an den Verbrechen der
Nationalsozialisten als die übrigen Deutschen. Im Gegenteil: Bayern war die
Keimzelle der Nazis, nicht das Sudetenland; München, wo auch Hitler zur
politischen Größe avancierte, die „Hauptstadt der Bewegung“, nicht Königsberg;
Nürnberg die „Stadt der Reichsparteitage“, nicht Eger.
Die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung,
Versöhnung sollte deshalb auch die Deutschen, die das Glück hatten, in der
Heimat bleiben zu können, stetig an das gemahnen, was sie nicht zu erdulden
hatten: Entrechtung, Enteignung, Zwangsarbeit, Vertreibung sowie daran
anschließend entwürdigende Behandlung in der Zwangsheimat Restdeutschland.
Gelingt das nicht, dann legt die Stiftung den Keim für eine erneute, die dritte
Vertreibung der deutschen Heimatvertriebenen und macht sie damit ein weiteres
Mal zu Opfern.
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