Erneut Hetze gegen Deutsche
Der nächste Scharfmacher auf der Prager
Burg
Die
Vertreibung der Sudetendeutschen war milder als die Todesstrafe.“ Schon im Jahr
2002 sorgte der tschechische Sozialdemokrat Miloš Zeman mit dieser äußerst umstrittenen
Aussage für Schlagzeilen. Auch ein Jahrzehnt später scheint Zeman, der seit wenigen
Wochen Staatspräsident Tschechiens ist, von seiner damaligen Position keinen Millimeter
abgerückt zu sein. „Wenn man Bürger eines Landes war und mit einem Land kollaboriert
hat, das sein Land okkupiert hat, dann ist die Vertreibung moderater als zum Beispiel
die Todesstrafe“, so Zeman in einem Interview, das er kurz vor seinem Antrittsbesuch
nach Österreich gab. Während Zeman sich im Jahr 2002 noch heftige Kritik, etwa
von dem damaligen ebenfalls sozialdemokratischen deutschen Bundeskanzler Gerhard
Schröder anhören musste – demonstrativ sagte Schröder einen Prag-Besuch ab – scheinen
die aktuellen Äußerungen Zemans überhaupt keine Reaktion von Seiten der deutschen
Bundesregierung hervorzurufen.
Zemans unversöhnliche Haltung gegenüber den Vertriebenen
ist nicht der einzige Grund, warum sich Beobachter in Prag mittlerweile an die
Präsidentschaft von Zemans Amtsvorgänger, den stark umstrittenen Vaclav Klaus,
erinnert fühlen. Wenige Wochen haben gereicht, um die Hoffnungen zu zerstreuen,
mit dem neuen Präsident würde ein etwas ausgleichenderer, weniger polarisierender
Stil auf der Prager Burg Einzug halten. Zeman macht unübersehbar Anstalten, den
Staat nach eigenen Vorstellungen umzubauen. Zwar räumt Tschechiens Verfassung
dem Präsidenten derartige Machtbefugnisse gar nicht ein, Zeman ist allerdings
der Meinung, ihm würden mehr Kompetenzen als seinen Vorgängern zustehen. Er sei
schließlich der erste vom Volk direkt gewählte Staatspräsident.
Bereits im ersten Interview, das Zeman nach seiner
Wahl zum Jahresanfang gab, forderte er das baldige Ende der „ungeliebten“ Regierung
und Neuwahlen. Noch stärker gegen das Neutralitätsgebot verstieß Zeman, als er
auf dem Parteitag der oppositionellen Sozialdemokraten ganz unverblümt erklärte,
er würde sich „als Bürger Zeman“ 2014 einen Wahlsieg der Sozialdemokraten wünschen
– auch wenn er „als Präsident Zeman“ zur Neutralität verpflichtet sei. Für Befremden
sorgten ebenso Schritte Zemans nach dem Amtsantritt, denen der Geruch von Günstlingswirtschaft
anhaftet: Die Neuvergabe von Botschafterposten brachte Zeman etwa den Vorwurf
ein, dass er unverhohlen Personen belohne, die ihm im Präsidentschaftswahlkampf
geholfen hätten.
Nach Zemans Wunsch soll etwa Livia Klausova – die
Frau von Ex-Präsident Vaclav Klaus – den Botschafterposten in der Slowakei erhalten.
Als Tschechiens First Lady an der Seite von Präsident Klaus hatte sie Zeman als
„richtigen Tschechen“ gelobt, der sein ganzes Leben in der Heimat zugebracht habe
– eine Anspielung auf Karel von Schwarzenberg,
der erst 1989 aus dem Exil zurückgekehrt war. Noch weiter unter der Gürtellinie
die Bemerkung Klausovas, sie könne sich nicht vorstellen, dass auf der Prager
Burg eine First Lady sitze, „die nur Deutsch spricht“ – gemeint war damit die
Ehefrau Schwarzenbergs. N.H.