Der Preis des Wohlwollens
Gegengeschäfte für das »Zentrum gegen Vertreibungen«
Jetzt ist es an der Zeit, das Konzept des Zentrums gegen Vertreibungen mit
Leben zu füllen – mit konkreten Forderungen, wie das „Sichtbare Zeichen“ in
Berlin zur Erinnerung an Flucht und Vertreibung der Deutschen gestaltet sein muß.
Die deutsche Öffentlichkeit hat bisher nur vage Vorstellungen davon, wie das
Zentrum gestaltet und geführt werden soll.
Nach acht Jahren Vorlauf zu diesem Vorhaben, das Erika Steinbach als
Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV) angestoßen hatte, steht die
Einbeziehung der Betroffenen noch aus. Möglicherweise, das könnte eine negative
Folge des langwierigen Vorentscheidungsweges sein, droht nun eine lange
Auseinandersetzung um die konzeptionelle Umsetzung. Jochen-Konrad Fromme,
Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen in der Unionsfraktion, will das
Bundeskabinett zu einer zügigen Beschlußfassung anhalten.
In Polen hat man ganz offensichtlich schon mehr Einblick in das Vorhaben. „Es
hat sich gelohnt, mit den Deutschen zu sprechen“, schrieb die „Gazeta Wyborcza“
über das Treffen des Kulturstaatsministers Bernd Neumann (CDU) mit dem
Deutschland-Beauftragten Wladyslaw Bartoszewski. Polen will an der Gestaltung
des „Sichtbaren Zeichens“ nicht mitwirken, sondern sich „wohlwollend neutral“
verhalten, wie die „Gazeta Wyborcza“ es formulierte. Das Wohlwollen hat seinen
Preis. Berlin wird sich an der Restaurierung des Denkmals auf der Westerplatte
bei Danzig beteiligen, ferner sein Scherflein zum in Danzig geplanten Museum
„Krieg und Frieden im 20. Jahrhundert“ beitragen. Dieses Museum war noch von der
Kaczynski-Regierung geplant worden und soll das polnische Gegenstück zum Zentrum
gegen Vertreibungen bilden.
Ferner ließ Neumann das Versprechen zurück, in Berlin werde ein Polnisches
Museum errichtet. Ob sich damit der Plan, im Schloß Colditz eine Gedenkstätte
für den polnischen Widerstand zu bauen, erübrigt hat, ist noch offen.
Ebenso ist noch nicht zu erkennen, wie sich Staatspräsident Lech Kaczyinski
verhalten wird. Marek Cichocki, sein antideutsch eingestellter Berater (bekannt
als „Präsidenten-Flüsterer“) lehnte das Übereinkommen strikt ab.
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