Polen und die
Vertriebenen
Auf dem Irrweg
Ein Kommentar von Thomas Urban
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Wladyslaw Bartoszewski hat die Versöhnung von Polen
und Deutschen vorangebracht - im Umgang mit Erika Steinbach und dem Bund der Vertrieben
hat er sich aber völlig verrannt.
Wladyslaw
Bartoszewski hat unstreitig große Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung
erworben. Als Außenminister ist er Mitte der neunziger Jahre für eine enge Kooperation
mit den Deutschen eingetreten. Und als erster polnischer Spitzenpolitiker zeigte
er keine Scheu vor dem Bund der Vertriebenen.
In einer Rede zum 50. Jahrestag des Kriegsendes würdigte
er auch das Schicksal der Vertriebenen. Doch seit mehreren Jahren wirft er in oft
drastischen Worten der Vertriebenenpräsidentin, der CDU-Abgeordneten Erika Steinbach,
Revision der Geschichte vor. Dieser Vorwurf ist unbegründet: Steinbach hat nie Zweifel
daran gelassen, dass die Vertriebenen "Opfer der Politik Hitlers" sind.
Angela Merkel, Horst Köhler, der frühere Ministerpräsident
Bernhard Vogel, der langjährige Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
Hans Maier und viele andere haben immer wieder versucht, Bartoszewski zu verdeutlichen,
dass der Bund der Vertriebenen längst nicht mehr Polen anklagt und keine Forderungen
erhebt.
Vielmehr möchte der BdV gewürdigt sehen, dass die
Vertriebenen einen höheren Preis für den von allen Deutschen zu verantwortenden
Krieg bezahlt haben als diejenigen, die zum Kriegsende in Süd-, West- oder Norddeutschland
waren. Der 86-Jährige aber lässt dies nicht gelten.
Nun stellt Bartoszewski Erika Steinbach, die ihre
politische Karriere in deutsch-israelischen und christlich-jüdischen Gremien begonnen
hat, auf eine Stufe mit dem Holocaust-Leugner Williamson. Das macht seine alten
Freunde schlicht fassungslos. Bartoszewski hat sich völlig verrannt - und eben wegen
seiner Verdienste hat dies eine tragische Note.
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