|
|
"Nur bedingt entwicklungsfähig" Die Arbeit in der ostpreußischen Heimat haben sich eine große Anzahl von Institutionen auf die Fahne geschrieben. Ein bedeutender Teil von ihnen widmet sich dabei kulturellen Themen. So informiert beispielsweise das Kuratorium Arnau e.V. über sein Wirken. Seit 1992 ist die Organisation maßgeblich bei der Sicherung und Restaurierung der Katharinenkirche in Arnau bei Königsberg sowie an der Wiederherstellung der Grabstätte des bedeutenden preußischen Reformers Theodor v. Schön tätig. Seit 1998 wird mit der neuen russischen Denkmalbehörde zusammengearbeitet, und es besteht ein Vertrag zwischen dem Kuratorium Arnau, der Denkmalbehörde und einer Unterabteilung des russischen Kultusministeriums in Moskau. Die erste jetzt geplante Etappe ist die Restaurierung des Kirchturms. Frostbeständige Ziegel wurden in Estland bestellt. "Die Resonanz auf dem Ostpreußentreffen war sehr positiv", so Ulla Schröder vom Kuratorium Arnau. Auch die Identifizierung und Pflege der Kriegsgräber im Osten sind Teil der Bemühungen um die Erhaltung der historischen Kultur. Der Stand der Kriegsgräberfürsorge des Landesverbandes Sachsen der LO stellte seine wichtige Arbeit vor. Unter anderem wurde ein Computerprogramm vorgestellt, mit dessen Hilfe ein Gräbernachweis des Volksbundes für das interessierte Publikum nutzbar gemacht werden konnte. Der Stand des "Königsberger Express" war ständig umlagert. Die monatlich in der Pregelstadt erscheinende deutschsprachige Zeitung informiert regelmäßig über die Geschehnisse im Königsberger Gebiet. Diese Publikation hat seit Jahren immer mehr treue Freunde gefunden, denen an einer regelmäßigen Information aus dem heutigen Königsberg und seinem Gebiet gelegen ist. Die Chefredakteurin Elena Lebedewa und einige ihrer Helferinnen standen in Leipzig einem interessierten Publikum zur Verfügung. Bemerkenswert war die Ausstellung "Landesplanerische Strukturstudie Nördliches Ostpreußen", erstellt von der bayerischen Fachhochschule Weihenstephan, die sonst eher für ihre Braukunst bekannt ist. Was der Projektleiter Professor Erhard E. Korkisch allerdings über Bestandsaufnahme und Entwicklungsfähigkeit von Wirtschaft und Tourismus im nördlichen Ostpreußen zu sagen hatte, war oft wenig ermutigend. Vor allem die Bereiche Verkehr und Fremdenverkehr, Grundlagen der Entwicklungsmöglichkeiten des nördlichen Ostpreußen ließen sehr zu wünschen übrig. Beispiel Zinten. 1939 beherbergte die Stadt 5800 Einwohner. Heute sind es in Restsiedlungen nur etwa ein Zehntel davon. Durch den Abbau der Bahnlinie Preußisch Eylau–Heiligenbeil konnte die vorhandene industrielle Ausstattung nicht weiter genutzt werden. Eine neu gegründete Sowchose wurde wieder aufgelöst. Ernüchternde Zielaussage der Studie für Zinten: "Nur unter großem Aufwand entwicklungsfähig." Ausgangspunkt der 1994 begonnenen Studie waren unter anderem zwei Vorträge des Königsberger Professors Gilmanow in Schloß Weikersheim und Burg Ludwigstein 1993 und 1994, die er über Geschichte und Zukunft des nördlichen Ostpreußen gehalten hatte. Dabei war eine fachliche Zusammenarbeit mit deutschen Stellen für wünschenswert gehalten worden. Das nördliche Ostpreußen, so die Studie habe im Bereich Tourismus Defizite "gegenüber den durchschnittlichen Erwartungen des westlichen Touristen". Erreichbarkeit, also erleichterte Einreisemöglichkeiten und ganzjähriges touristisches Angebot seien fast nirgendwo gegeben. Wo dies aufgehoben sei, wie etwa in Nidden, sei sogar ganzjährig Fremdenverkehr möglich geworden. Doch bis es im nördlichen Ostpreußen soweit ist, wird wohl, auch das zeigt die auf dem Deutschlandtreffen in Leipzig vorgestellte Studie, noch eine lange Zeit vergehen.
|
|