Der Landkreis Labiau hat eine Landfläche von 1.065,65
qkm und 51.885 Einwohner, das sind 48,7 auf 1 qkm. Er umschließt die südöstlichste
Bucht des Kurischen Haffs von ostwärts Postnicken bis zur Mündung des nördlichen
Gilgearms. Der Hauptfluß ist die Deime, die durch den Großen Friedrichsgraben
mit den Deltaflüssen der Gilge verbunden ist. Die Hauptmasse der Kreisfläche bildet
eine große Niederungslandschaft. Die Kreisstadt Labiau ist aus einer
Lischke neben der gleichnainigen Ordensburg entstanden. Diese wurde 1258 an Stelle
einer Prußenfeste zur Sicherung gegen die Litauer errichtet. 1277 wurde sie von
den Schalauern, einem prußischen Stamm, zerstört, aber nach drei Jahren wiedererbaut.
1288 war sie Sitz eines Komturs, später eines Pflegers, der den Komtur von Ragnit unterstellt war. Zur Ordenszeit
war die Wasserburg Labiau,
von der Deime und dem Schloßgraben umflossen, ein wichtiger strategischer Stützpunkt
und Nachschubplatz für die Litauerkämpfe. Im Heiratsvertrag von 1526 verschrieb Herzog Albrecht Schloß und
Amt Labiau seiner Gemahlin Dorothea von Dänemark als Leibgedinge. Nach 1550 hielt
sich mehrfach die zweite Gemahlin des Herzogs, Anna Maria von Braunschweig, im Schlosse
auf. - Die Lischke, eine Siedlung von Krügern,
Fischern, Handwerkern und Gärtnern
vor der Burg, war bereits im 13. Jahrhundert vorhanden. Ihre Bedeutung wuchs, als
um 1400 die Deime als Schiffahrtsweg ausgebaut worden war. Auf ihm vollzog sich
der Handel von Danzig und Elbing nach Litauen, der dem
Ort allerdings keine besondere wirtschaftliche Blüte brachte. Die gotische Pfarrkirche,
eine chorlose, dreischiffige Hallenkirche, neben dem Königsberger Dom die einzige
des Samlands in dieser Gestalt,
dürfte bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut worden sein. Der Ort erhielt
1642 das Stadtrecht. Die Bewohner waren vor allem Fischer, Brauer und Handwerker.
Am 20. November 1656
kam in Labiau der Vertrag zwischen
dem Schwedenkönig Karl X. Gustav und dem Großen Kurfürsten zustande,
in dem diesem die Souveränität über Preußen zugesichert wurde, die 1525 an Polen
verlorengegangen war. Um den unsicheren Weg über das Haff zu vermeiden, wurden von
1679 bis 1689 der Große und der Kleine Friedrichsgraben ausgebaut, auch die
Deime begradigt. Im Jahre 1818 wurde Labiau Kreissitz, das Landratsamt
war - wie später auch das Amtsgericht - im Schlosse untergebracht. Labiaus Bedeutung
schwand, als der Eisenbahnanschluß nach Königsberg und Tilsit den Schiffsverkehr einschränkte.
Von den vor dem Weltkriege bestehenden drei Schneidemühlen bestand nur noch das
Skalweitsche Dampfsägewerk. Der 1840 gegründeten Blankensteinschen Brauerei G.m.b.H.
war 1925 eine Likör- und Mineralwasserfabrik angegliedert worden. 1939 hatte Labiau
6.527 Einwohner.
Patenschaftsträger für den Landkreis Labiau ist
der Kreis Land Hadeln (Niedersachsen).
Quellen:
Wappen: Ostpreußische Städtewappen,
Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Hamburg 1996, Seite 14;
Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Rautenberg,
1972-1996, Seite 23-24
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