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Der Landkreis
Preußisch Eylau
Der Landkreis Pr. Eylau dessen 1.228,49 qkm große
Fläche zu mehr als drei Viertel zum Stablack mit seinen Ausläufern gehört, hat 56.385
Einwohner, das sind 45,9 auf einem qkm. Da das Kreisgebiet Kernland des prußischen
Gaus Natangen ist,
finden sich in ihm zahlreiche prußische Orts- und Flurnamen; sie lassen auf eine
dichte Besiedlung in der Vorordenszeit schließen. Die am Pasmar gelegene Kreistadt Pr.-Eylau entstand neben
der zwischen 1320/1325 erbauten Ordensburg (1326 Yle, 1342 Yladia, 1400 Ilow), von
der einige Gebäude bis in die jüngste Vergangenheit erhalten waren. Aus der Vorburg
und dem zum Ordenshause gehörenden Wirtschaftshof entstand eine Domäne, die 1811
in Privatbesitz, 1817 an die Familie Valentim (bis zur Vertreibung) unter dem Namen
Henriettenhof überging. Die neben dem Ordenshause sich entwickelnde Lischke wurde
1520 stark zerstört, gewann aber durch ihre günstige Verkehrslage wirtschaftliche
Bedeutung; sie wuchs zu einem städtischen Gemeinwesen und erhielt 1585 besondere
Rechte. Die abseits und erhöht gelegene Kirche ist um 1335/1345 als chorloser Backsteinbau
erbaut worden. Von ihrer gotischen Ausstattung war nur der große Triumphbogen (um
1510) erhalten geblieben. Ackerbürger, Handwerker und Krüger bestimmten in alter
Zeit das Gesicht der Stadt. Am 7./8. Februar 1807 fand bei Pr.-Eylau zwischen Russen
bzw. Preußen und Franzosen eine blutige Schlacht statt, nach der Napoleon I. gezwungen
war, sich mit seinen Truppen hinter die Passarge zurückzuziehen. Zur Erinnerung
an die Schlacht wurde bei der Stadt ein Denkmal errichtet mit der Inschrift: „Dem
glorreichen Andenken L'Estogs, Dierickes und ihrer Waffengefährten." Im 19. Jahrhundert
errang Pr.-Eylau Bedeutung durch das Lehrerseminar, das 1834 aus den vereinigten
Seminaren Klein-Dexen und Mühlhausen hervorgegangen ist. Als das Seminar 1922 aufgehoben
wurde, dienten seine Gebäude bis zur Vertreibung der Aufbau- bzw. Oberschule. Der
Anschluß Pr.-Eylaus an die Südbahn 1866 brachte der Stadt regen Handel mit landwirtschaftlichen
Erzeugnissen. Seit 1819 war sie Kreisstadt und wurde später auch Sitz anderer Behörden.
Eine Eisengießerei, Maschinenfabriken, eine Ziegelei und eine Molkerei wie Mühlen
und die Garnison förderten das Wirtschaftsleben. Die einst blühende Tuchweberei
war im 19. Jahrhundert erloschen. Nach dem Ersten
Weltkrieg wuchs die Stadt bis in die Nähe des Warschkeiter Sees hinaus,
wo ein neuer Stadtteil entstand. In den Gebäuden der eingegangenen Eisengießerei
richtete sich eine Faßfabrik ein, die die größte Böttcherei des deutschen Ostens
war; sie stellte aus Stablacker Buchenholz täglich 800 Butterfässer, daneben Seifenkübel,
Bierfässer, Wassertonnen und Eimer aus Kiefernholz her. Das städtische Schulwesen
war gut ausgebaut. Aus militärischen Gründen entstand die Eisenbabnstrecke Pr.Eylau-Stablack.
1939 hatte die Stadt 7.485 Einwohner.
Patenschaftsträger für den Kreis Pr.-Eylau ist
der Kreis Verden (Aller), für die Stadt Pr.-Eylau die Stadt Verden (Aller).
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Quellen:
Wappen: Das Ostpreußenblatt (www.Ostpreussenblatt.de),
2000;
Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Verlag Rautenberg, 1972-1996, Seite
26-28
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