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„Zentraler Platz im nationalen Gedächtnis“ Vor gut einem Monat hat der Umbau des Berliner Deutschlandhauses zu einem Ausstellungs- und Dokumentationszentrum begonnen, in dem an das Schicksal von rund 14 Millionen vertriebenen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert werden soll. Darüber hinaus soll die Ausstellung aber auch die Zwangsmigrationen anderer Völker thematisieren. Dies soll nicht nur dem multiperspektivischen Ansatz Rechnung tragen, sondern auch die zentrale Aufgabe der Einrichtung fördern, jegliche Formen von Vertreibungen klar und unmißverständlich zu ächten. In der vergangenen Woche legte die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung als Träger der Gedenkstätte nun eine erweiterte Konzeption sowie „Leitlinien für die geplante Dauerausstellung“ vor. Diese bauen auf den Eckpunkten auf, die der Direktor der Stiftung, Manfred Kittel, bereits im Oktober 2010 vorgelegt hat. Demnach beginnt die Ausstellung zur Vertreibung der Deutschen aus dem östlichen und südöstlichen Europa nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem neunzehnten Jahrhundert. Die Wurzeln der „Zwangsmigration“ werden von den Ausstellungsmachern in dem Versuch gesehen, das „Prinzip des ethnisch homogenen Nationalstaats“ umzusetzen. Diese Entwicklung sei durch den „Zerfall der Vielvölkerimperien am Ende des Ersten Weltkrieges“ beschleunigt worden. Schließlich fanden auch die meisten ihrer Nachfolgestaaten keine zufriedenstellenden Lösungen für den Umgang mit ihren Minderheiten, und so erreichten die nationalen Spannungen neue Höhepunkte. Nach der Ansicht des wissenschaftlichen Beirates stellen jedoch erst die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Entwicklungen bis 1938 die eigentliche Zäsur dar. Die theoretische Grundlage für Genozide sei mit dem Zusammenwirken des Prinzips der Volksgemeinschaft, dem massiven Antisemitismus und der zielgerichteten Verfolgung der Idee, „Lebensraum“ im Osten zu erobern, geschaffen worden. Schließlich seien diese Planungen mit der auf eine „Neuordnung“ setzenden Kriegsführung auch praktisch umgesetzt worden. Dies habe wiederum die Grundlage dafür geschaffen, daß etwa in Polen die vorherigen Vertreibungsphantasien einer politischen Minderheit gegenüber der deutschen Bevölkerung ein größeres Gewicht erhalten hätten und letztlich am Ende des Krieges in die Tat umgesetzt wurden. Im Mittelpunkt der Ausstellung soll jedoch das Schicksal der deutschen Vertriebenen stehen. In diesem Zusammenhang wird auch in der erweiterten Konzeption bekräftigt, daß Flucht und Vertreibung von rund 14 Millionen Deutschen „im nationalen Gedächtnis einen zentralen Platz einnehmen“ müßten. Ebenso wichtig sei es, die Erinnerung an die Kultur der deutschen Siedlungsgebiete im Osten und Südosten Europas wachzuhalten, da diese über Jahrhunderte hinweg die deutsche Geschichte kaum weniger geprägt hätten als die Siedlungsgebiete der Deutschen im Westen. Ergänzt werden soll die Dauerausstellung durch die Darstellung der Vertreibungsgeschichte anderer Völker und Volksgruppen sowie von einzelnen Fallstudien zu bestimmten Orten und Regionen. Als Beispiele werden etwa der deutsch-polnische Konflikt über Oberschlesien zwischen 1919 und 1922 oder die Entwicklungen in Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg angeführt. Eine wichtige Rolle sollen dabei auch Zeitzeugenberichte spielen. Die bisherigen Reaktionen auf die erweiterte Konzeption fielen positiv aus. Der vertriebenenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Brähmig, sprach von einem „weiteren und wesentlichen Meilenstein zur Verwirklichung des Dokumentationszentrums“. Besonders wichtig sei es, wenn im Hinblick auf die Vertreibungen im 20. Jahrhundert konstatiert werde, „daß früheres Unrecht, auch wenn es noch so groß war, keine rechtliche oder moralische Legitimation für neues Unrecht“ schaffe. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) lobte, daß „mit der vorliegenden Konzeption und dem im vergangenen Jahr entschiedenen Architektenwettbewerb das „inhaltliche und bauliche Fundament für die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung gelegt“ sei.
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