Bartoszewski:
Ich habe Steinbach nie "Blonde Bestie" genannt
Nach erstmaliger
Kritik aus Deutschland an seiner Person durch hochrangige deutsche Politiker,
versucht der Deutschlandbeauftragte der polnischen Regierung im Range eines
Ministers, Wladislaw Bartoszewski nun seine Kritiker in Deutschland und Polen,
im Zusammenhang mit seinen verbalen "Ausrastern" gegen die Präsidentin des
Bundes der Vertriebenen (BdV) Erika Steinbach, in einem offenen Brief in der
führenden polnischen Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" an den Präsident des
Deutschen Bundestages Dr. Nobert Lammert, zum Nachdenken anzuregen bzw. zum
Schweigen zu bringen. Unter der Einleitung "Sehr Geehrter Herr der
Vorsitzender!" verweist der ehemalige KZ-Häftling und zweimaliger Außenminister
Polens auf sein Lebenswerk und begründet nochmals seine Abneigung gegenüber
Erika Steinbach. Für seine Beleidigungen gegenüber der Vertriebenchefin
Steinbach macht er nicht sich selbst, sondern die Medien verantwortlich, welche
seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen haben sollen.
Erst vor wenigen Tagen hatte Bundestagspräsident Dr. Lammert seinerseits an
Wladyslaw Bartoszewski einen Brief geschrieben und den Polen für seine jüngsten
Äusserungen gegen Erika Steinbach und ihre Unterstützer vorsichtig gerügt, ihm
aber umfassend seine hohen Verdienste für die deutsch-polnische Aussöhnung
bescheinigt. Lammert hatte Bartoszewski klar wissen lassen, dass Frau Steinbach
"ganz sicher keine blonde Bestie sei" und ihre Unterstützer ebensowenig
"allesamt Narren", wie der Deutschlandbeauftragte Polens den Präsidenten des
Deutschen Bundestages, prominente Abgeordnete, Ministerpräsidenten, den
Generalsekretär der Christlich Demokratischen Union und den Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz durch die Blume nannte: "wenn jemand sich blöd
stellt, hilft auch nichts mehr". In dessen Beantwortung und Rechtfertigung
seiner Handlungen in diesem Zusammenhang schreibt nun Bartoszewski:
"Mit Achtung richte ich mich an den Vorsitzenden des deutschen Bundestages, dem
Vertreter der demokratisch gewählten Vertretung durch die Bürger der
Bundesrepublik Deutschland. Mit Bedauern und Verwunderung und Erstaunen habe ich
den Inhalt Ihres Briefes zur Kenntnis genommen. Dessen Texte und die Form seiner
Veröffentlichung stimmen mich allerdings bedenklich. Bedauerlicherweise nehme
ich auch zur Kenntnis, dass Sie in ihrem Schreiben sich sehr viel Platz opferten
für manche meiner aus dem Kontext gerissenen, vielleicht nicht immer
diplomatischen, Äusserungen in Radio- und Fernseh-Interviews zu der leidlichen
Angelegenheit. Ich bedaure ebenso, dass in diesem Zusammenhang auch das
Wesentliche meines Anliegens, welches Ursache für die "Verstimmungen" auf beiden
Seiten war, auf der Strecke geblieben zu sein scheint. Hierbei geht es in erster
Linie um unseren Wunsch dass Steinbach nicht durch den BdV sondern nur durch den
Bundestag in eine Position der Stiftung "Flucht, Vertreibung und Versöhnung"
nominiert werden kann.
"Ich hege derweil keinen Zweifel, dass Sie Herr Vorsitzender, meinen Lebensweg
schätzen, wofür ich mich bedanke. Dass ich nach 50 Jahren Arbeit im Sinne einer
Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen mit Furcht die Aktivitäten von
dieser Person Steinbach betrachte, die ihr politisches Kapital in der Handhabung
der Geschichte aufbaute und hierbei Bezug nimmt auf "Wahrheit" und "Versöhnung",
sollte jedem einleuchten. Ich als Europäer kann eine durch von Frau Steinbach
erzwungene falsche Auslegung der Geschichte nicht akzeptieren. Die Grundlagen
der heutigen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland stammen aus der Zeit
meines Freundes Helmut Kohl, also in Einvernehmen und Vertrauen. In der neuesten
Geschichte unserer Beziehungen, also seit dem Besuch des Kanzlers 1989 in
Warschau, arbeiteten wir bei der Verbesserung unserer Beziehungen im
Wesentlichen auch im Sinne eines gemeinsamen Europas zusammen. Die Bedeutung
"des 2 Plus 4 Vertrages" vom 12. September 1990, welcher auch die Frage um die
polnisch-deutsche Grenze regelt und der
Vertrag zur guten Nachbarschaft und
freundschaftlichen Zusammenarbeit vom 17. Juni 1991 Jahr bilden das polnische
Fundament für eine Partnerschaft mit Deutschland in einem gemeinsamen Europa.
Frau Steinbach, welche gegen diesen
Grenzvertrag stimmte, veruchte hiermit
dieses Fundament aus den Angeln zu heben."
"Wichtig für Polen war die Unterstützung, welche uns die BRD auf dem Wege
unserer Bemühungen für die Mitgliedschaften in EU und NATO erteilt hatte. Das
war der Beweis für das Verständnis der Notwendigkeit einer Zusammenarbeit
zwischen Warschau und Berlin in den Fragen um unsertwillen grundsätzlich, d.h.
in der europäischen Politik und der nordatlantischen Sicherheit. Doch im Jahre
1999, während der Verhandlungen um eine EU Mitgliedschaft Polens drohte Frau
Steinbach mit dem Veto und forderte uns zur Einhaltung der Menschenrechte auf:
"Es bedarf keiner Kampfflugzeuge angesichts unverständiger Kandidaten, denn da
reicht ein Veto aus. Lesen Sie doch einmal die "Süddeutsche Zeitung" vom 28.
August 1999. Sind Sie der Meinung, dass solche Äusserungen der deutsch-polnischen
Versöhnung dienen? Die Absichten der BdV-Präsidentin unterstreichen derweil
viele solche - oder ähnliche öffentliche Äusserungen, die dem deutsch-polnischen
und europäischen Beziehungen schaden. Ich möchte daran erinnern, dass es auch
Erika Steinbach war, die im Jahre 2002 den Vorschlag unterbreitete, dass man die
deutsche Nationalhymne wieder um die fehlende erste Strophe "Deutschland,
Deutschland über alles" ergänzen solle, was die Liebe zum Vaterland zum Ausdruck
bringen sollte. Ich muss nicht unsere Gefühle in diesem Zusammenhang besonders
betonen. Für Polen und andere Völker verband sich mit diesem Vorschlag die
Erinnerung an die barbarische Politik des nationalsozialistischen Deutschlands."
"Als "Europäer" kann ich die öffentlich erzwungene falsche Auslegung der
Geschichte durch Erika Steinbach nicht akzeptieren, wie "Polen hatte die
Vertreibungen der Deutschen schon weit vor Potsdamer Konferenz geplant" (Welt am
Sonntag" vom 7. März 2009). Nach dieser Auslegung wären die Barbareien Hitlers
nur der Vorwand Polens gewesen um mit Deutschland abzurechnen. In demselben
Geist behandeln wir in Polen Äußerungen über "Zwangsarbeit der Deutschen" im
Laufe und nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Am 6. September 2008 hatte die
Abgeordnete Steinbach gesagt, dass Ost- Süd- und Mitteleuropa noch nach dem Ende
des zweiten Weltkrieges riesige Regionen der Sklavenarbeit waren. Ich stimme mit
Ihnen überein wenn es darum geht, dass die deutsch-polnischen Beziehungen
angemessene Gegenseitigkeiten erfordern. Doch Erika Steinbach zeigte viele Male
in sonderbarer Art und Weise was sie unter "Versöhnung der Völker" versteht.
Seltsamerweise trugen sich auch ihre negativen Handlungen ausgerechnet an
wichtigen deutsch-polnischen Momenten zu. Niemand kann und sollte natürlich die
öffentlichen Aussagens oder die subjektive Meinung der Frau Steinbach verbieten,
aber Äußerungen zum deutsch-polnischen Verhältnis unterliegen einer ganz
besonderen Verantwortung."
"Sehr Geehrter Herr der Vorsitzender, nur die Wahrheit kann zu verantwortlichem,
gesundem und ehrlichem Verkehr zwischen unseren Völkern führen. Die Wahrheit
muss Fundament unserer Beziehungen sein. Das ist die Bedingung zur Leitung des
ehrlichen Zweiergespräches. Ich muss aber mit Unwohlsein feststellen, dass die
letzten Ereignisse einen Mangel an angemessenen Abstand und eine fehlende Demut
angesichts der gemeinsamen Geschichte seitens mancher Vertreter der
Bundesrepublik Deutschland gezeigt haben."
"In der Periode der Fastenzeit für Katholiken und Protestanten, wünsche ich eine
Zeit des tiefen Nachdenkens. Nur das Denken und das übereinstimmende Handeln mit
universalen Werten, gibt Aussichten aufs Bauen wahrer Partnerschaften zwischen
Polen und Deutschland. im vereinigten- und solidarischem Europa frei."
"Mit freundlichen Grüßen"
Wladislaw Bartoszewski
"PS. Die Gewissenlosigkeit mancher Journalisten war und ist bis heute in der
Politik Faktor welcher Missverständnisse verursacht. Niemals habe ich Frau
Steinbach "blonde Bestie" genannt, obgleich ich mit Anführungszeichen diese
Fassung in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" im Dezember 2007
Jahr zitierte, auf welchem sich gleichfalls ein Zeitungsartikel bezieht: "Erika
Steinbach "Die Schöne oder die Bestie?" welcher in der polnischen Ausgabe von
Newsweek 2008 ein Interview dieses Magazines mit Frau Steinbach betitelte".
Diese Netzseite ist optimiert für
800x600 / 1024x768 oder höher und 24 Bit Farbtiefe sowie MS-Internet Explorer 11.x
oder höher.
Netscape ab 7.x oder andere Browser mit Einschränkungen verwendbar. - Soundkarte
für Tonwiedergabe erforderlich.