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Vorbemerkung der ODF-Moderatoren
Als Ergänzung zu der Berichterstattung
Linksextremisten verhindern Steinbach-Vortrag
und zur Aufhellung der Hintergründe haben wir den nachfolgenden offenen Brief des
AStA der Universität Potsdam von deren Netzseite
www.asta.uni-potsdam.de übernommen. Man mag zu dem Inhalt von Halbwahrheiten
auf der Basis stalinistischem Gedankengutes stehen wie man will - eines ist jedoch
kritisch anzumerken: Warum haben Briefschreiber und AStA nicht die Gelegenheit genutzt,
sich geistig-argumentativ mit Frau
Steinbach auseinander
zu setzen? Der Unterzeichner des offenen Briefes, Tamás Blénessy, sollte auf Grund
seines Studienfaches Politikwissenschaft doch wohl dazu in der Lage sein.
Statt dessen wird das gemacht, was Linksextremisten
heute wohl offenbar besser können: Demonstration und Blockade mit anschließend
erforderlichem Polizeieinsatz und - nicht zu vergessen - danach die Beschwerden
über daraus resultierende angebliche "Polizeiübergriffe". Das Bewerfen von
Veranstaltungsteilnehmern mit "Wasserbomben" zeugt eher von einer Kindergartenmentalität
auf Kosten der Steuerzahler als von studierenden Erwachsenen.
Als Betrachter einer solchen Situation könnte man daraus schließen, daß diese "Demonstranten"
offenbar auch keinen Wert auf eine sachlich-argumentative Auseinandersetzung legen.
Vielleicht würden dann ja Defizite in der Allgemeinbildung deutlich, die man
so mit starken Demosprüchen übertünchen kann.
Siehe dazu auch unter dem
nachfolgenden Link die Video-Berichterstattung von Radio Berlin-Brandenburg: RBB
Online - Brandenburg aktuell vom 28.05.2008 - Studenten vs. Polizei )*
www.rbb-online.de/_/includes/multimediakonsole/mmkonsole_jsp/key=multimedia__7509248.html
)* vs.: versus
(lateinisch für: gegen, gegenüber gestellt) bei Kämpfen (Kampfsport)
» Revanchismus an der Universität? Ein offener Brief
Sehr
geehrte Damen und Herren,
mit Erstaunen und großer Verärgerung nahm ich vor wenigen Tagen zur Kenntnis, dass
die Universität Potsdam auf der Internetpräsenz des
Historischen Instituts eine Vortragsreihe mit der Bundestagsabgeordneten
Erika Steinbach, Vorsitzende
des „Bundes der Vertriebenen“,
zur Siedlungsgeschichte der Deutschen in Ostmitteleuropa bewirbt.
Ich gehe davon aus, dass eine offizielle Gliederung der Hochschule Veranstalterin
dieses unsäglichen Vortragswerks von Frau
Steinbach ist, welches
in der bewussten Hofierung revanchistischer Thesen zumindest auf der letzten Veranstaltung
„Umsiedlungen und Vertreibungen im und nach dem Zweiten Weltkrieg“ gipfeln wird.
Frau Steinbach ist
bewusst als Präsidentin des „Bundes
der Vertriebenen“ geladen worden, das suggeriert zumindest die Homepage des
Historischen Instituts. Das dürfte wohl die einzige Qualifikation sein, welche Frau
Steinbach für vier
Vorträge im akademischen Rahmen mitbringt. Dass der „Bund
der Vertriebenen“ ebenso umstritten ist, wie Frau
Steinbach selbst, muss
ich Ihnen gewiss nicht lang und breit erklären. Ich unterstelle, dass Frau
Steinbach im vollen
Bewusststein ihres Hintergrundes eingeladen wurde.
Dass der Bund der
Vertriebenen zumindest bis 1994 offen die Anerkennung der deutschen Ostgrenzen
verweigerte, ist genauso ein Fakt wie Frau
Steinbachs Stimmverhalten
bei der Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze im Jahr 1990 oder der Abstimmung
über die deutsch-tschechische
Aussöhnungserklärung im Jahr 1997 im Deutschen Bundestag. Beide Abstimmungen
quittierte Steinbach
mit einem „Nein“. Der „Bund
der Vertriebenen“ hat darüber hinaus nichts unversucht gelassen,
den EU-Beitritt Polens und
Tschechiens zu verhindern.
Ich habe in den letzten Tagen insbesondere
mit polnischen Kommilitoninnen
über dieses Thema sprechen dürfen. Allesamt sind erschüttert über die Veranstaltungsreihe
mit Frau Steinbach.
Für mich als Studenten der Universität Potsdam ist es peinlich, dass sich eine Organisation
von Holocaust-Überlebenden, der
Verein der Verfolgten des Naziregimes
– Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) öffentlich zu dieser Vortragsreihe äußert.
Der VVN-BdA fordert in einer Presseerklärung ebenso wie die Studierendenvertretung
die Absage der Reihe.
Ich weiß weiterhin nicht, wie Sie auf die Idee kommen, die Vorsitzende des „Bundes
der Vertriebenen“ derart aufzuwerten, als dass sie hier vor einem akademischen
Publikum auftreten soll. Zumindest in dem geplanten Umfang ist dies laut meinen
Recherchen ein Novum. Gerade die umfangreiche Beteiligung des Historischen Institutes
lässt mich aufschrecken: Die ideologische Grundlage des „Bundes
der Vertriebenen“ ist die „Charta
der Heimatvertriebenen“ von 1950, in der es unter Anderem heißt: „Wir Heimatvertriebenen
verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluß ist uns ernst und heilig im
Gedenken an das unendliche Leid, welches im besonderen das letzte Jahrzehnt über
die Menschheit gebracht hat.“ Es ist von einem „unendlichen Leid“, welches angeblich
„das letzte Jahrzehnt über die Menschheit gebracht hat“. Für mich ist das die Geschichtsverfälschung
in Reinform. Das hier postulierte „unendliche Leid“ wurde in einem Vernichtungskrieg
der Wehrmacht mehrheitlich denen beigefügt, deren Rechtsposition der „Bund
der Vertriebenen“ weiterhin zu schmälern sucht.
Ebenso kritisiere ich die Haltung des „Bundes
der Vertriebenen“ zum Begriff „Heimat“. Frau Steinbachs Organisation kämpft
für ein „Recht
auf Heimat“ und vererbt den Geisteszustand der Vertriebenen
sogar über Generationen – die passende
Blut-und-Boden-Rhetorik hierzu findet sich ebenso in der
Charta: „Wir haben unsere Heimat
verloren. Heimatlose sind Fremdlinge auf dieser Erde. Gott hat die Menschen in ihre
Heimat hineingestellt. Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat trennen, bedeutet,
ihn im Geiste töten.“ „Heimat“ ist hier also nicht der zufällige Geburtsort eines
jeden Menschen sondern ein von Gott auferlegtes Schicksal, welches mit allen Mitteln
zu verteidigen ist. Dieser völkische Begriff von „Heimat“ ist einer, welchen ich
der extremen Rechten zuordne.
Wer die „Vertreibung“ der Deutschen aus den ehemaligen „Ostgebieten“
versucht als „Unrecht“ zu vermarkten [1], akzeptiert auch den Zustand von 1939
bis 1945 als „Recht“. Dieser bewussten Verklärung von TäterInnen und Opfern des
Nationalsozialismus durch den indifferenten
Status als „Vertriebene/r“, den
der „Bund der Vertriebenen“
propagiert, darf kein Podium geboten werden! Neben der Absage Ihrer aktiven Teilnahme
an den geplanten Veranstaltungen mit Frau
Steinbach bitte ich
Sie, folgende Fragen zu beantworten:
- Wer hat diese Veranstaltungsreihe maßgeblich organisiert?
- Ist diese Veranstaltungsreihe Bestandteil einer
Lehrveranstaltung der Hochschule?
- Entstehen für die Universität Potsdam oder einer
Ihrer Gliederungen spezifische Kosten für diese Veranstaltungsreihe?
- Ist diese Veranstaltungsreihe eine Reihe des Historischen
Institutes oder gar eine der Universität Potsdam?
- Worin sehen Sie Ihren persönlichen Beitrag zur Debatte?
Hochachtungsvoll
Tamás Blénessy
Referent für Öffentlichkeitsarbeit
______________
ODF-Anmerkung:
[1] Die Bundesregierung: VII. Lebenswertes Deutschland
- 2. Kultur: Zitat:
Die Koalition bekennt sich zur gesellschaftlichen wie historischen Aufarbeitung
von Zwangsmigration, Flucht und Vertreibung. Wir wollen im Geiste der Versöhnung
auch in Berlin ein sichtbares Zeichen setzen, um - in Verbindung mit dem Europäischen
Netzwerk Erinnerung und Solidarität über die bisher beteiligten Länder Polen, Ungarn
und Slowakei hinaus - an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung
für immer zu ächten.
Siehe unter:
www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/koalitionsvertrag-7.html#doc47278bodyText2,
2008
» Universität Potsdam bietet rechtem Gedankengut ein Podium
AStA fordert Absage der Vortragsreihe mit Erika Steinbach
zur "Siedlungsgeschichte der Deutschen in Ostmitteleuropa"
Vom 27. Mai bis zum 24.
Juni plant das Historische Institut der Universität Potsdam eine
Vortragsreihe zur "Siedlungsgeschichte der Deutschen in Ostmitteleuropa" mit
der CDU-Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des "Bund
der Vertriebenen",
Erika Steinbach.
Der AStA der Universität Potsdam protestiert aufs Schärfste gegen diese Veranstaltungsreihe.
"Frau Steinbach hatte
1990 nichts Besseres zu tun, als im Bundestag gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze
zu stimmen. Erst in diesem Jahr legte sie nach
und setzte die amtierende polnische Regierung
mit deutschen rechtsextremen Parteien gleich. Nicht nur unsere Nähe zur Republik
Polen verpflichtet uns zum Protest gegen diese akademische Aufwertung der Positionen
von Frau Steinbach",
erläutert Tamás Blénessy, AStA-Referent für Öffentlichkeitsarbeit.
"Es ist schlichtweg eine Geschichtsverfälschung sonder Gleichen, wenn Frau
Steinbach vor einem
akademischen Publikum ausgerechnet an dem Ort, an welchem 1945 die europäische Nachkriegsordnung
im Potsdamer Abkommen festgehalten
worden ist, ihre Positionen präsentiert. In dieser Stadt ist kein Platz für RevanchistInnen",
ergänzt Malte Clausen, AStA-Referent für Hochschulpolitik.
Vor wenigen Wochen noch scheute die Universität Potsdam - anlässlich der Hissung
der Regenbogenflagge zum Christopher Street Day - jedwede politische Positionierung.
Die Hochschulleitung begrüßt nun Frau
Steinbach bei ihrem
ersten Vortrag. "Ich bin enttäuscht zu sehen, dass nicht nur das Hissen der Regenbogenflagge
unter fadenscheinigen Begründungen abgelehnt wurde, sondern nun auch noch
Erika Steinbach, die
aktiv gegen die Rechte Homosexueller agitiert, eine Plattform gegeben wird", kritisiert
Dorit Horn, AStA-Referentin für Geschlechterpolitik.
Steinbach ist aufgrund
der Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften aus der evangelischen
Kirche ausgetreten.
Der AStA der Universität Potsdam wird jeden
studentischen Protest gegen diese
Veranstaltungsreihe unterstützen und fordert die Universität Potsdam auf, die Reihe
abzusagen.
Tamás Blénessy [20.05.2008]
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Sie diese Meldung in unserem Forum
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weitere Informationen:
Nachts in Potsdam
http://www.zeit.de/2006/18/Potsdam_18;
Jugendverein JeP löst sich auf
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11042670/60709/;
als PDF-Datei:
DIE LINKE.SDS, siehe dazu auch
Verfassungsschutzbericht 2007,
Seite 135 ff.
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