Russlands
Präsident Dmitri Medwedjew hat in Moskau die Einrichtung eines Sonderausschusses
zur Bekämpfung von Fälschungen der Geschichte eingesetzt, teilte der
Pressedienst des Kreml mit. Doch wer mit dieser vielversprechenden Headline
große Hoffnungen auf russisches Einsehen bezüglich der ganzen Wahrheit über den
zweiten Weltkrieg verknüpft, hat sich zu früh gefreut, denn die russische
Führung besteht auf ihrer Version der Geschichte, welche Kommunisten und
Stalinisten nach dem zweiten Weltkrieg jeweils an ihre Bedürfnisse angepasst
hatten. Der Kreml nannte im Zusammenhang mit der Geschichtsfälschung keine
Beispiele, doch man kann es sich an den Fingern abzählen, was denn in der
letzten Zeit die Russen so auf die Palme gebracht hat. Hierbei ist vor allen
Dingen die neue Freiheit der Balten-Republiken, Polen und der Ukraine ein Dorn
im Auge, die es sich nun wagen Moskau zu fordern und geschichtlich zu kompromitieren.
Die Frage ist nun, ob man die Rolle und die Taten der roten Armee, des NKWD und
der Politiker im Kreml von 1939-1989 aus westlicher Sicht überhaupt noch
verfälschen kann. Oder hat es etwa keinen Angriffskrieg Stalins auf Polen am 17.
September 1939 gegeben? War der NKWD etwa garnicht in
Katyn? Sind die
Verschleppungen hunderttausender polnischer Zivilisten nach Sibirien und anderswo
nur eine Erfindung? Haben Millionen deutscher Frauen die
Massenvergewaltigungen
durch Rotarmisten nur geträumt? Sind in der Sowjetunion gar keine
Zwangsarbeiter ums Leben gekommen? Hat man nicht über 40 Jahre lang Ungarn,
Lettland, Estland, Litauen, Polen und andere Staaten gegen den Willen ihrer am
Kriege meist unschuldigen Bevölkerung eingesperrt und fortwährend psychisch
vergewaltigt? Präsident Medwedjew scheint das so zu sehen. Genau wie schon
polnische Politiker die Beteiligung ihres Landes am zweiten Weltkrieg sowie
dessen Vor- und Nachgeschichte, nur im Zusammenhang mit der eigenen
Opferbereitschaft und dem Heldentum in den Geschichtsbüchern sehen wollen und
Andersdenkenden mit dem Staatsanwalt drohen, treibt es nun auch den Kreml.
Der jetzt gegründete Sonderausschusses zur Bekämpfung von Fälschungen der
Geschichte soll sich in erster Linie mit aller Macht auf Zweifler an der
russischen Version der Geschichte stürzen. Hierbei sollen auch die sowjetischen
Kriegerdenkmäler aus der kommunistischen Zeit in Mittel- und Osteuropa mit allen
Mitteln verteidigt werden. Schon Anfang Mai hatte die Duma, das Unterhaus des
russischen Parlaments, einen Entwurf zur Änderungen des Strafgesetzbuches der
Russischen Föderation abgesegnet, welcher Strafen für die Rehabilitation des
Nationalsozialismus und für die Leugnung des "heldenhaften" Sieges der
Sowjetunion über Nazi-Deutschland vorsieht. Dieser Entwurf wurde von der Partei
"Einig Russland" unter Premier Wladimir Putin eingebracht. In den letzten Wochen
um die Feiern des 64. Jahrestages der Sowjetunion in Moskau wurden in Polen,
Estland und anderen ehemaligen sowjetisch besetzten Staaten Kränze an
sowjetischen Ehrenmälern verbrannt oder Gedenktafeln beschmiert. Die Bürger
dieser Länder wollen diese umstrittenen Andenken nicht mehr und fordern deren
Abbau. Sie sehen Russland nicht als Helden der Geschichte.
Einzig Deutschland kann sich nicht dagegen aussprechen, denn im
Zwei-plus-vier-Vertrag wurde der Bundesrepublik auferlegt, diese Ehrenmäler zu
schützen und zu erhalten. Dies scheint auch klar und kein Thema zu sein, denn
man hat sich in Deutschland bereits daran gewöhnt, dass die russische Version der
Geschichte der Wahrheit entsprechen muss, denn sonst würde sich wohl kaum ein
ehemaliger deutscher Bundeskanzler wie Gerhard Schröder (SPD) für Russlands
Premier Wladimir Putin so einsetzen. Es ist von daher auch eine
Geschichtsverfälschung zu behaupten, dass Putin Anfang der 90er Jahre in St.
Petersburg als Stadtmitarbeiter der Mafia, bestehend meist aus ehemailgen
russischen Geheimdienstlern, unter die Arme gegriffen haben soll, was ihnen noch
heute Ruhm und Reichtum beschert. Ein Mann wie Putin ist doch ein Ehrenmann, der
würde niemals Wahlen fälschen oder Journalisten umbringen lassen, behaupten
natürlich dann sogar die vom russischen Polithammer "Gazprom" gesponserten
Schalker.
Es sind vor allen Dingen deutsche Politiker und einer aus Italien, welche die
Herren im Kreml bei Hoffähigkeit halten. Sie unterstützen ganz klar die
Medwedjew-Putin Politik, auch die eines geförderten Nationalismus in Russland,
wozu auch die Aufrechterhaltung geschichtlicher Verschleierungen gehören. Dass
dies einer demokratischen und menschlichen Evolution widerspricht, merken sie in
ihrem Hofierungsrausch garnicht. Ähnliche Unterstützungen Bundesdeutscher
Politiker und Medien geniesst auch die polnische Politik. Dadurch entsteht
derzeit einer ehrlichen deutsch-polnischen Versöhnung und Nachbarschaft ein
unersetzbarer Schaden. Den größten Schaden hierbei haben diejenigen Deutschen,
welche den Krieg aber nicht auch noch ihren Charakter verloren haben.
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