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Kräfte bündeln – die Jugend gewinnen Das Schloßhotel Rhein ist eines der größten seiner Art weltweit. Mitte Mai tagten dort die Verantwortlichen der Deutschen Vereine in den polnischen und litauischen Teilen Ostpreußens. Hauptthema war die Zukunft der Deutschen in der Region. Auf einer Anhöhe zwischen zwei Seen, dem Rheiner See und dem Oloff-See, liegt Schloß Rhein. Die mittelalterliche Festung, ursprünglich als Kreuzritterburg in mehreren Etappen errichtet, wurde erstmals 1405 als Siedlung erwähnt. Erst Friedrich Wilhelm I. gewährte Rhein 1723 das Stadtrecht. Im Jahr 2001 beschlossen die derzeitigen Besitzer, das verfallende Gebäude zu restaurieren und eines der größten Schloßhotels der Welt zu schaffen. Nach nur einem Jahr war der Wiederaufbau des Schlosses abgeschlossen. Vom 16. bis 17. Mai fand dort nun eine Arbeitstagung der Deutschen Vereine statt. Schon zu Beginn der 90er Jahre wurden diese Tagungen ins Leben gerufen. Sie finden normalerweise alle zwei Jahre statt, die letzte war 2006 in Osterode. Gottfried Hufenbach, Mitglied des Bundesvorstands der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) und Leiter der Arbeitstagung, konnte in diesem Jahr erstmals die memelländischen Vereine aus Memel und Heydekrug begrüßen. In seiner Einführungsrede würdigte er die positive Auswirkung der Zusammenarbeit der Kreisgemeinschaften der Landsmannschaft Ostpreußen mit der deutschen Volksgruppe in Ostpreußen auf das Verhältnis zur polnischen Selbstverwaltung in der Woiwodschaft Ermland und Masuren. Neben der Auszahlung der Bruderhilfe an hilfsbedürftige Landsleute richtet die Landsmannschaft Ostpreußen im jährlichen Wechsel mit dem Dachverband der dortigen Deutschen Vereine ein Sommerfest für die deutsche Volksgruppe aus. Mit speziellen Arbeitstagungen für die Vorsitzenden der Deutschen Vereine will die Landsmannschaft zeigen, daß sie ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Volksgruppe hat und deren Arbeit unterstützt. Schwerpunkt der Rheiner Arbeitstagung war die Zukunft der Vereine. Dobieslaw Rzeminiewski, Abteilungsleiter für Minderheitenfragen im Innenministerium der Republik Polen, beschrieb den Rahmen, den das Minderheitengesetz für die Minderheiten in der Republik Polen bietet. Sein Ministerium bekenne sich zu seiner Verpflichtung für die deutsche Volksgruppe. Neben der Förderung des Mitteilungsblatts und der „Allensteiner Nachrichten“ unterstütze das Innenministerium auch andere Projekte der Deutschen Vereine. Diese müßten allerdings gewisse formale Bedingungen erfüllen. Sofern gewünscht, werden die Vereine in Fragen der Antragsstellung von Seiten des Innenministeriums geschult. Rzieminiewski erläuterte auch die Arbeit der Regierungskommission für die Minderheiten, die einmal im Monat zusammentritt und auch bei der Vergabe der Fördermittel mitwirkt. Da die Mittel in Zukunft knapper werden, sei die Unterstützung der deutschen Volksgruppe durch das Generalkonsulat und durch die LO willkommen. Mark Strohmenger, deutscher Vizekonsul in Danzig, dankte der Landsmannschaft Ostpreußen für ihre völkerverbindende Arbeit seit 1948. Er betonte, daß man sich im Generalkonsulat der positiven Ziele der Landsmannschaft bewußt sei und die gleichen Ziele verfolge. Im laufenden Jahr stelle das Generalkonsulat für seinen nordpolnischen Betreuungsbereich 83.600 Euro für die Förderung der deutschen Sprache, für allgemeine kulturelle Maßnahmen sowie Medienprojekte und Jugendarbeit zur Verfügung. Strohmenger plädierte für eine stärkere Einbindung der Jugend durch die deutschen Vereine. Deren Veranstaltungen müßten für Jugendliche attraktiver gestaltet werden. Projekte, die der Außenwirkung der deutschen Volksgruppe dienen, werde das Generalkonsulat auch weiterhin fördern. Auch die zukünftige Förderung der deutschen Volksgruppe in Polen durch die Bundesrepublik Deutschland wird ihr Hauptaugenmerk auf die Einbeziehung der Jugend richten. Arnold Czech, Direktor der Stiftung für Schlesien, plädierte am Ende seines Berichts über die ungewisse Finanzierung der Stiftung nach 2013/14 dafür, mit den Kindern grundsätzlich Deutsch zu sprechen. In Schlesien existieren anders als in Ostpreußen bereits Grundschulen mit Deutschunterricht. Von positiven Zukunftsaussichten konnte Magdalena Piklaps, Vorsitzende des Vereins der Deutschen in Memel, berichten. Sie stellte das Veranstaltungsprogramm der fünf Deutschen Vereine in Litauen (Memel, Heydekrug, Schaulen, Kaunas und Wilna) vor. Trotz abnehmender Mittel hat das „Simon-Dach-Haus“ in Memel durch Gästebetreuung, Tourismusinformation und die Vermietung von Gästewohnungen eine Perspektive. Die hieraus gewonnenen Einnahmen sollen laut Geschäftsführer Arnold Piklaps zur laufenden Finanzierung des Simon-Dach-Hauses beitragen. Mit der „Hermann-Sudermann-Schule“ will man auch die Enkelgeneration erreichen. Die 2.000 bis 3.000 Deutschstämmigen im Memelland hätten eine gute Zukunftsperspektive. Nach dem Vortrag von Monika Kaminska über die Lage des Bundes der Jugend der deutschen Minderheit wurde die Hauptbotschaft deutlich: Man muß die Jugend gewinnen, einbinden und beteiligen. Gottfried Hufenbach bedauerte, daß die Zeit für eine ausführlichere Diskussion über den Vortrag der Jugend fehlte, und stellte in Aussicht, die Arbeitstagungen für Vorsitzende der Deutschen Vereine künftig auf eineinhalb Tage zu verlängern. Hufenbach appellierte an die Vereinsvorsitzenden, enger miteinander zusammenzuarbeiten. Nur wenn die Kräfte gebündelt und neue Wege gefunden würden, könne man mehr erreichen.
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