Angela Merkel bei der Gedenkstunde der Bundesregierung für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20.06.2018 |
„Weder eine moralische noch eine politische Rechtfertigung“
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat etwas zur Thematik der Vertreibung der Sudetendeutschen gesagt und in Prag ist man darüber empört. Das klingt gut, könnte man sich doch der irrigen Meinung hingeben, die deutsche Kanzlerin habe den Tschechen gegenüber Wiedergutmachung, die Aufhebung der menschenverachtenden Beneš-Dekrete oder gar das Recht auf Heimat eingefordert. Bei näherer Betrachtung zeigt sich schnell, dass dies freilich nicht der Fall ist. Was also ist der Grund für das laute Säbelrasseln in Prag?
Merkel hatte beim Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung in Berlin gemeint, dass es für die Vertreibung der Sudetendeutschen „weder eine moralische noch eine politische Rechtfertigung“ gäbe. Diese Aussage klingt ambitioniert und lässt die Hoffnung aufkeimen, Deutschland werde doch noch Tschechien wegen der Vertreibung der Sudetendeutschen in die Verantwortung nehmen. Dass sich Tschechiens Präsident Miloš Zeman und sein Ministerpräsident Andrej Babis an dieser Aussage reiben, verwundert nicht.
„Das sind nur die üblichen Beißreflexe der tschechischen Politik, wenn man sie an ihre eigenen Verbrechen erinnert“, kommentiert DWA-Präsident Peter Wassertheurer die Worte Babis, der meinte, dass mit Merkels Feststellung „alte Wunden aufgerissen werden.“
Was aber hat es mit Merkels „weder eine moralische noch eine politische Rechtfertigung“ auf sich? Im Grunde genommen gar nichts! Merkel hat sich in ihrer Vergangenheit schon zu oft auf die für die Sudetendeutschen so verhängnisvolle deutsch-tschechische Erklärung von 1997 berufen, in der man festhält, die Vergangenheit möglichst unangetastet zu belassen, um den Blick für die gemeinsame europäische Zukunft frei zu bekommen. In dieser Erklärung wurde auch das Recht festgeschrieben, an den eigenen moralischen Standpunkten und Einschätzungen zu historisch belasteten Themen festzuhalten. Für die tschechische Seite bedeutet diese Übereinkunft, dass man die Vertreibung als direkte Folge der NS-Herrschaft im Protektorat Böhmen und Mähren ansieht und sich damit aus der Verantwortung stiehlt. Das mit der NS-Herrschaft als eigentliche Ursache hat übrigens auch Merkel in ihrer Rede angeführt, womit klar ist, dass die obige Aussage keinen Wert hat. Merkel hat zudem in der Vergangenheit nachweislich immer wieder den sudetendeutschen Forderungen eine Absage erteilt.
Warum also hat sie sich dann diese Provokation
gegenüber Tschechien erlaubt? Man kann einmal Merkels Wendehalsakrobatik als
Ursache anführen, wie sie in ihrer verantwortungslosen Asyl- und
Flüchtlingspolitik zur Schau getragen wird. Die hat inzwischen schon das
Attribut: „Nicht mehr ernst zu nehmen!“ erreicht. Ähnliches bis exakt das
Gleiche gilt auch für ihre Aussagen zur sudetendeutschen Vertreibungsthematik.
„Da wird gedankenlos einfach etwas hinausposaunt, weil man entweder keine Ahnung
hat, oder weil man sowieso nicht mehr ernst genommen wird und das inzwischen
selber schon kapiert hat;“ kritisiert Wassertheurer Merkels Vorgehen. Ein
weiterer Verdacht könnte nach Wassertheurer auch in Tschechiens kritischer
Haltung zu Merkels Asylpolitik liegen, da sich Prag nach wie vor weigert,
Merkels Willkommens-Wahnsinn und „Wir schaffen das“- Geschwätz mitzutragen. „Da
lässt sich dann eben sehr gut das sudetendeutsche Vertreibungsthema für eine
Retourkutsche missbrauchen“ mutmaßt Wassertheurer abschließend.
Quelle: |
Merkels kpl. Redetext:
www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Rede/2018/06/2018-06-20-rede-gedenkstunde-20-juni.html