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Protest gegen deutsche Minderheit in Polen |
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Rechtskonservative Partei plant Marsch durch Oppeln
Von Florian Kellermann |
Slawomir
Klosowski von der rechtskonservativen PiS will wegen vermeintlicher
Provokationen durch die deutsche Minderheit durch Oppeln marschieren - und
scheut dabei auch nicht die Unterstützung durch die offen antidemokratische und
fremdenfeindliche Partei ONR. Die deutsche Minderheit ist entsetzt.
Slawomir Klosowski legt ein gutes Dutzend
bedruckter Blätter auf den Tisch. Aus ihnen soll das "Weißbuch der deutschen
Minderheit" entstehen, sagt er. Nur Fakten würden dabei präsentiert. Der
Parlamentsabgeordnete der rechtskonservativen PiS wirft dem Verein der deutschen
Minderheit vor, dass er eine schlechte Politik betreibe, er provoziere die
polnische Mehrheit in seinem Wahlbezirk Oppeln.
"Viele
hier fragen sich, ob die deutsche Minderheit dem polnischen Staat gegenüber
loyal ist. Im Moment sehe ich glücklicherweise noch nicht die Gefahr, dass sie
nach einer Autonomie für Schlesien strebt. Noch nicht."
Scharfe Worte, aber sie seien begründet, meint Klosowski, und verweist auf die
Fakten, die er zusammengetragen hat. Sie stammen aus den vergangenen zehn
Jahren. Viel ist es dennoch nicht. Da ist ein deutschstämmiger Landrat, der das
polnische Staatswappen am Landratsamt demontieren ließ. Ein Mitglied der
Minderheit schmierte eine polenfeindliche Parole an seine Hauswand. Und eine
deutsche Schule nahm zwei Kinder zunächst nicht auf, weil die Eltern sie nicht
für Deutsch als Muttersprache anmelden wollten. Es dauerte zwei Wochen, bis die
Schule ihren Fehler einsah.
"Seit
ich an dem Weißbuch arbeite, bekomme ich viele Anrufe. Zig Menschen haben mir
schon ihre Probleme mit der deutschen Minderheit erzählt. Zum Beispiel während
der Fußball-Europameisterschaft im Juni: Da trug einer in der Arbeit ein T-Shirt
mit dem polnischen Adler drauf. Der Firmenchef, der in der deutschen Minderheit
aktiv ist, schickt ihn zum Umziehen nach Hause."
Wegen solcher Vorfälle will Klosowski im kommenden Jahr einen Marsch durch
Oppeln organisieren. "Tu jest Polska", soll er heißen - "hier ist Polen". Fest
steht, dass der Abgeordnete sich damit den Beifall seiner Partei holen wird. Die
oppositionelle PiS machte schon öfter durch antideutsche Töne auf sich
aufmerksam. Bisher richteten sie sich gegen Berlin: Der PiS-Vorsitzender
Jaroslaw Kaczynski klagt immer wieder, dass Deutschland zu viel Einfluss in der
EU habe.
Dass sich die PiS nun die deutsche Minderheit in Oppeln vornimmt, beunruhigt den
Verein. Er befindet sich nur zehn Gehminuten von Klosowski Büro entfernt - und
der geplante Marsch soll am Vereinssitz vorbeiführen. Der Vorsitzende Norbert
Rasch hat seine Zweifel, dass die Demonstration wirklich so friedlich wird, wie
Klosowski beteuert.
"Da
befürchten wir etwas, dass es auch Angriffe, also direkte Angriffe geben wird.
Denn schließlich die ONR, also die Radikalisten, sollen dabei sein. Und die
fürchten vor nichts. Da haben wir schon bedenken als eine Minderheitengruppe."
Die ONR, das National-Radikale Lager, gilt als fremdenfeindlich und
antidemokratisch. Normalerweise versucht die PiS, sich von diesen extremen
Rechten zu distanzieren. Aber bei seinem Marsch könne er jede Unterstützung
gebrauchen, sagt Klosowski, es gehe um die Sache. Die Sache - das sind für die
Vertreter der deutschen Minderheit nichts weiter als ein paar längst aus der
Welt geschaffte Konflikte. Für Fehler habe er sich entschuldigt, sagt Norbert
Rasch, etwa für die Schule, die zwei polnische Kinder nicht aufnehmen wollte.
Auch die meisten Oppelner halten einen Marsch gegen die Minderheit für unnötig
oder gar schädlich. So Natalia Sorociuk, eine 22-jährige Wirtschaftsstudentin,
die in der Fußgängerzone auf ihre Verabredung wartet.
"Wenn
man durch die schlesischen Dörfer fährt, sieht man überall zweisprachige
Ortsschilder auf Polnisch und Deutsch. Ich finde das schön, das macht unsere
Region doch zu etwas Besonderem. Ich habe überhaupt nichts gegen die deutsche
Minderheit."
Trotzdem könnte sich die Stimmung in der Stadt verschlechtern, wenn es
tatsächlich zu einem Marsch kommt, mein Norbert Rasch. Er ist enttäuscht, dass
bisher nicht mehr Polen gegen die Idee protestiert haben. Das hätte er sich vom
Minderheitenbeauftragten des Bezirks erwartet oder auch von der Katholischen
Kirche.
Deshalb will Norbert Rasch nun selbst etwas tun und schreibt eine Antwort auf
das Weißbuch des Abgeordneten Klosowski. Es wird darlegen, was die Minderheit
schon für die Region getan hat.
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