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Vertreibung WARSCHAU. Das polnische Außenministerium hat Pläne der Bundestages, einen nationalen Gedenktag für die Vertriebenen einzurichten, abgelehnt. Die Charta der Vertriebenen enthielte viele „aus polnischer Sicht beunruhigende Elemente“. Der Text würde die „Gesamtheit des historischen Kontextes des Zweiten Weltkrieges“ nicht beachten und diene deshalb nicht der deutsch-polnischen Verständigung. Ähnlich äußerten sich polnische Medien. Die konservative Zeitung Rzeczpospolita bemängelte es gäbe im Bundestagsbeschluß keinen Hinweis auf die Ursachen des Zweiten Weltkriegs. Die Vertreibung sei eine Konsequenz des von Deutschland ausgegangenen Weltkrieges, schrieb die liberale Gazeta Wyborcza. Sie warf der Bundesregierung vor, in Anbetracht der anstehenden Landtagswahlen konservative Wähler an sich binden zu wollen. Kritik auch von internationalen Historikern „Eine groteske Verzerrung“ nannte eine Gruppe von internationalen Historikern die Diskussion um das Leid der deutschen Vertriebenen. Die 68 Wissenschaftler aus Israel, Polen, der Tschechei, den Vereinigten Staaten und Deutschland, bezeichneten die Entscheidung als „falsches Signal“. Die Historiker um Wolfgang Benz, Norbert Frei und Jürgen Kocka verwiesen auf das Fehlen des Wortes „Versöhnung“ in der Charta. Es fände sich auch kein Hinweis auf die deutschen Pläne, Millionen „slawischer Untermenschen“ nach dem „Endsieg“ zu vernichten oder zu vertreiben. Daß die Charta auf „Rache und Vergeltung“ verzichtete, ließen sie nicht gelten. Darauf hätte es nie einen Anspruch gegeben. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte gegenüber Spiegel Online, die Bundesregierung werde den Antrag der Regierungsfraktionen genau prüfen. Sie bekennt sich jedoch „zu einer eher zurückhaltenden Position gegenüber Forderungen nach einem neuen nationalen Gedenktag“. Es gäbe jetzt bereits den Volkstrauertag und den Tag der Heimat, an dem man der Vertreibung gedenken könnte. (ho)
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