Merkel auf der Westerplatte:
Opfer-Hierarchie erhalten
Posen -
Die Gedenkfeiern des 1. September auf der
Westerplatte in Danzig gingen am Dienstag Abend mit einem Konzert zu ende.
Auszüge aus Trauerreden von teilnehmenden Politikern an der Hauptfveranstaltung
wie Vladimir Putin, Donald Tusk, Angela Merkel oder des polnischen Präsidenten
Lech Kaczynski werden allerdings auch noch spät am Abend weltweit kommentiert
und zitiert. Allgemein fanden vor allen Dingen die Worte Angela Merkels in
Hinsicht auf eine "Universaltäterschaft" Deutschlands großen Zuspruch, wogegen
die Ansprache Vladimir Putins vor allen Dingen die Meinungen der Polen teilte,
ansonsten aber weltweit begrüßt wurde. Der polnische Premier Tusk, ebenso von
sichtbarer Nervosität gezeichnet wie schon Putin und Merkel, hatte aus diesem
von über eintausend Journalisten aus aller Welt begleitenden Großereignis das
Beste gemacht und in seiner Rede auf eine notwendige und weitreichende
Versöhnung mit Russland und Deutschland, ohne negative politische Einflüsse,
gesetzt.
Die ersten Bilder
eines sonnigen 1. September aus dem Ostseeseebad Zoppot bei Danzig waren denn
auch erwartungsvolle Aufnahmen von Vladimir Putin und Donald Tusk beim
gemeinsamen Spaziergang auf der Mole des Badeortes. Sie wirkten entspannt und
lachten, nicht nur für die Fotografen. So war man gespannt, wie diese netten
Szenen sich denn auf die Reden der beiden Regierungschefs auf der
Westerplatte
auswirken würden. Der russische Premier überraschte schon vor seinem Auftritt
auf der Westerplatte nicht wenige politische Größen und Berichterstatter, als er
den Molotow-Ribbentrop-Pakt als unmoralisch verurteilte und den Massenmord von
Katyn, bei dem bis zu 20.000 polnische Offiziere, Ärzte und Lehrer durch den
NKWD erschossen wurden, mit einem ähnlichen Verbrechen durch Polen an Russen in
den 20er Jahren verglich, womit er zweifellos darauf hinwies, dass Russland
schon zu seinen Verbrechen stehe, wenn es denn auch die damaligen Gegner tun.
Putin bezeichnete alle mit Nazi-Deutschland abgeschlossenen Verträge als
moralisch inakzeptabel und fügte hinzu, dass man nicht objektiv über die
Geschichte sprechen könne, wenn man nicht wisse, dass alle Beteiligten damals
Fehler gemacht haben. Er liess hierbei auch nicht unerwähnt, dass es vor allen
Dingen Polen gewesen sei, was sich mit Hitler vertraglich schon vor den Sowjets
gebunden hatte und in der Folge sogar in die in der Nachbarschaft liegende
Tschechoslowakei einmarschiert sei. Putin zeigte sich aber auch erstmals
gegenüber Polen öffentlich versöhnungsbereit und bot polnischen Historikern im
Zusammenhang mit Katyn den Zugang zu bisher verschlossenen russischen Archiven
an. Insgesamt wurde die Rede Putins und sein Vorspann, während einer
Pressekonferenz an der auch Donald Tusk teilnahm, weltweit begrüßt. Selbst der
ehemalige polnische Präsident Aleksander Kwasniewski und Polens
höchstdekorierter Emigrant in den USA, Carters Sicherheitsberater Zbigniew
Brzezinski, lobten den russischen Premier für seine offenen Worte die einer
Geschichtsfortschreibung über die Wahrheit diene und den beiden ehemals
verfeindeten Nationen die Versöhnung bringen muss.
Die Rede der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der
Danziger
Westerplatte kommentierte die ehemaliger Leiterin des Instituts des Westens in
Posen, Prof. Anna Wolff-Poweska:" Angela Merkel hat die richtigen Worte gefunden
um die Hierarchie der Opfer zu wahren. Sie kniete vor allen nieder und gab
hierbei eine ganz besondere Ehre den Polen. Gleichwohl verband Frau Merkel das
Engagement Polens des Jahres 1939 mit dem von 1989 und zeigte Dankbarkeit.
Bemerkenswert war auch ihre Aussage am Ende ihrer Rede zum Thema der deutschen
Vertriebenen "deren Leid man auch gedenken solle, ohne hierbei die Ursachen und
deren Folgen aus den Augen zu verlieren"- sagte Frau Wolff-Poweska und bemerkte,
dass im Gegensatz zu Merkel der polnische Präsident Kaczynski in seiner Rede
eine neue Ebene des Konfliktes schuf, indem er Katyn mit dem Holocaust verglich.
"Die Vernichtung der europäischen Juden war von einer rassistischen Ideologie
und Entmenschlichung der Juden geprägt. die Nürnberger Gesetze, Pogrome und
schließlich der industrielle Völkermord. Katyn war sicherlich ein großes
Verbrechen, aber die Absicht des stalinistischen Regimes war nicht die
Vernichtung der polnischen Nation. Auschwitz war kein Ersatz für Katyn" -
erklärte Anna Wolff-Poweska.
Wenn man von Katyn spricht und dieses Verbrechen mit dem Holocaust vergleicht,
auf der anderen Seite aber die unvergleichlich höheren Opferzahlen unschuldiger
deutscher Frauen und Kinder unerwähnt lässt die nach dem zweiten Weltkrieg durch
Verhungern, Krankheiten oder Gewalttaten in über eintausend polnischen Lagern
grausam ihr Leben verloren, dann fehlt einem nicht nur Moral und Menschlichkeit,
sondern auch der Wille zum Erhalt des Friedens und der Versöhnung in Europa.
Angela Merkel hat diese Genozide "ohne hierbei die Ursachen und deren Folgen aus
den Augen zu verlieren" nun einmal mehr legalisiert. Sie hat diese Verbrechen an
deutschen Zivilisten, die meist nach Kriegsende stattfanden und auch nicht durch
die Potsdamer Verträge abgesichert waren, einfach vom Tisch gefegt, indem sie
diese ebenso als legale Kriegsfolgen bezeichnete. Damit hat Merkel einer
Versöhnung über die Wahrheit, wie sie z.B. zuletzt deutsche und polnische
Bischöfe forderten, erst einmal die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Dagegen hat sich aber ein Russe, Namens Vladimir Putin, auf der
Westerplatte
deutscher gezeigt als die Kanzlerin: "Die Demütigung Deutschlands durch den
unglücklichen Versailler Friedensvertrag von 1919 war ein großer Fehler" Hiermit
wollte er zu verstehen geben, dass die Deutschen keinen Hitler wählten um Juden,
Russen oder Polen zu töten, sondern aus dem Schmerz der Teilung ihres Landes
heraus. Niemand hatte an diesem Tage hiergegen Einspruch eingelegt. Angela
Merkel ist unbestritten eine gute Politikerin und Diplomatin, aber im Umgange
mit den Gefühlen der Menschen in ihrem Lande hat sie erhebliche Defizite in
Menschlichkeit und Moral aufzuweisen. Das dieser Massenmord, in polnisch
verwalteten Gebieten, in den Jahren 1945 bis 1950 nicht im Zeichen einer
Versöhnung unter dem Tisch gefegt werden kann, muss ihr einleuchten. Es geht
nicht um Gebietsansprüche oder Immobilien, sondern um grausame ungeklärte
Schicksale von bis zu 2 Millionen Menschen, liebe Frau Merkel ....
Diese Netzseite ist optimiert für
800x600 / 1024x768 oder höher und 24 Bit Farbtiefe sowie MS-Internet Explorer 11.x
oder höher.
Netscape ab 7.x oder andere Browser mit Einschränkungen verwendbar. - Soundkarte
für Tonwiedergabe erforderlich.