Seit über 70 Jahren auf der Suche nach Vermissten
1947 wurde die Suchdienst-Verbindungsstelle des Roten Kreuzes gegründet
30. Juli 1947: In Berlin wird die
Suchdienst-Verbindungsstelle des Roten Kreuzes gegründet. Der Grund: Die
Besatzungsmächte einigen sich nicht auf einen gemeinsamen Suchdienst für
Vermisste des Zweiten Weltkrieges.
Der Krieg ist noch nicht vorbei, da treffen im
Frühjahr 1945 zwei ehemalige Ostfrontkämpfer eine zukunftsträchtige
Entscheidung. In Flensburg richten die Wehrmachtsoffiziere Helmut Schelsky und
Kurt Wagner einen Suchdienst für Vermisste ein. Damals sind 30 Millionen
Deutsche voneinander getrennt. Schelsky und Wagner gehen davon aus, das jeder
Suchende auch selbst vermisst wird. Daher bekommen in ihrer Kartei beide eine
entsprechende Karte. Ihren Dienst nennen sie "Deutsches Rotes Kreuz,
Flüchtlingshilfswerk, Ermittlungsdienst, Zentral-Suchkartei".
Der so entstandene DRK-Suchdienst des Deutschen
Roten Kreuzes spürt bis heute Vermissten in aller Welt nach. In den ersten
Jahren waren es vor allem Plakate, Rundfunkdurchsagen und Heimkehrerbefragungen,
die Getrennte wieder zusammenbrachten. Von Online-Datenbanken und digitalen
Bildern konnten die DRK-Mitarbeiter nur träumen. Die Situation nach Kriegsende
erschwert die Arbeit nicht nur durch die chaotischen Zustände und die
unzureichenden Werkzeuge; auch administrativ werden den Suchern durch die
Besatzungsmächte Steine in den Weg gelegt.
50 Millionen
Suchkarten wurden inzwischen digitalisiert
Flucht, Vertreibung und
Katastrophen
Besonders heikel ist die Situation in der
Vier-Sektoren-Stadt Berlin. Hier können sich die Besatzer nicht auf einen
gemeinsamen Suchdienst einigen. Um die Arbeit der beiden Einrichtungen im
amerikanischen und im sowjetischen Sektor zu koordinieren, richtet das DRK am
30. Juli 1947 eine "Suchdienst-Verbindungsstelle" in Berlin-Dahlem ein. Seit
1949 arbeitet der Suchdienst des DRK im Auftrag der Bundesregierung.
Diese Arbeit lässt sich das Innenministerium im
Jahr 11,5 Millionen Euro kosten. "Wir helfen Menschen, die infolge von Flucht,
Vertreibung und Katastrophen von ihren Angehörigen getrennt wurden", sagt
DRK-Präsident Rudolf Seiters. "Jeder Mensch hat das Recht zu erfahren, was mit
vermissten Angehörigen geschehen ist und einen Anspruch, mit ihnen wieder
Kontakt aufzunehmen" - damals wie heute.
Deutsche Kinder suchen nach ihren Eltern, Geschwistern und Bekannten
Jüngerer Konflikte
Der Zweite Weltkrieg ist seit über 70 Jahren
vorbei. Die Ungewissheit, die er hinterlassen hat, dauert für viele Menschen an.
Nicht alle Familien, die in den Kriegswirren ihre Angehörigen verloren, haben
diese wiedergefunden. Die Nachforschungen des DRK-Suchdienstes gehen weiter. Im
vergangenen Jahr gingen fast 9.000 Suchanfragen zu Vermissten des Zweiten
Weltkrieges ein. Im ersten Quartal 2017 waren es bereits 2.240. Die Suchenden
sind zumeist Kinder und Enkel der Verschollenen.
Der Fokus der Arbeit liegt inzwischen allerdings
auf Betroffenen jüngerer Konflikte. Seit 2015 ist der DRK-Suchdienst stark mit
Anfragen von Menschen beansprucht, die auf der Flucht aus aktuellen
Krisengebieten getrennt worden sind. 2016 gab es rund 2.800 solcher Anfragen -
ein neuer Höchststand. Die Tendenz ist steigend: Im ersten Quartal diesen Jahres
wurde der Dienst bereits über 600 Mal angefragt. Die Suchenden und Gesuchten von
heute forschen nicht mehr zwischen Ostfront und Deutschland.
Hauptherkunftsländer sind nunmehr Afghanistan, Syrien und Somalia.
Die Suche nach Vermissten des Zweiten Weltkrieges
läuft im Jahr 2023 aus. Erst kürzlich unterzeichneten Bundesinnenminister Thomas
de Maiziere (CDU) und der DRK-Chef eine entsprechende Vereinbarung. Die Arbeit
des Suchdienstes aber geht weiter, bekräftigt der DRK-Präsident: "Die
andauernden weltweiten Konflikte mit Millionen von Flüchtlingen zeigen, wie
unverzichtbar eine international vernetzte Institution wie der DRK-Suchdienst
auch in Zukunft ist."
Mit solchen
Bildlisten forschte der DRK-Suchdienst dem Schicksal verschollener
Soldaten nach (Jörg F. Müller / DRK)
1945
- Die Deutsche Wochenschau - DRK Suchdienst
Deutsche Kinder suchen nach ihren Eltern, Geschwistern und Bekannten
In diesem Vorspann
zur Wochenschau wurden 1945 durch den Suchdienst des
Deutschen Roten Kreuzes Vermisstenmeldungen und geflüchtete Kinder vorgestellt.
Quelle:
www.youtube.com/watch?v=h6YGTB-RtNw
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