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Das Massaker von Swinemünde Am 12. März 1945 wurde die pommersche Hafenstadt Swinemünde – nordwestlich von Stettin gelegen – Opfer eines Angriffs der achten US-Bomberflotte. Bei diesem Tagesangriff, der mittags gegen 12 Uhr begann und nur rund 60 Minuten andauerte, setzten die Amerikaner 642 Bomber ein. Zielpunkte für die Bombardierung Swinemündes waren der Hafen, der Bahnhof und die Kurparkanlagen. Das Ostseebad war an jenem Tag im März 1945 voller Flüchtlinge aus Ostpreußen, Danzig, Westpreußen und Hinterpommern. Die meisten kamen über See und hatten Schreckliches durchgemacht. Mit dem Landgang in Swinemünde war zwar die Flucht noch nicht zu Ende, die Menschen meinten jedoch, das Schlimmste überstanden zu haben. Sie waren der Roten Armee der Sowjets entronnen. Der Bombenkrieg der Westalliierten gegen die Städte in West- und Mitteldeutschland war den Menschen des Ostens nur unzureichend bekannt. Diesbezüglich eigene Erfahrungen hatten die allermeisten nicht. Die Amerikaner und Briten waren über die Infrastruktur der Halbinsel Usedom, an deren östlichem Ende Swinemünde liegt, bestens informiert. Peenemünde, ebenfalls auf Usedom gelegen, wegen der dortigen Raketenversuchsanstalt für die Alliierten ein wichtiges militärisches Ziel, wurde immer wieder durch Luftaufklärer ausgespäht. Diese Aufklärung erstreckte sich auf die ganze Insel. Peenemünde wurde in den Jahren 1942 bis 1944 wiederholt bombardiert. Erster Zielpunkt der Bomber beim Tagesangriff am 12. März 1945 war der Hafen. Sechs große Handelsschiffe, die seit Januar als Flüchtlingsschiffe im Pendelverkehr zwischen Pillau und Danzig nach Swinemünde oder Kiel eingesetzt waren, sanken. Einige der Schiffe hatten die „Menschenfracht“ noch an Bord. Das Schiff „Andros“ war am 5. März in Pillau mit 2.000 Menschen in Richtung Dänemark in See gestochen. Stürmische See behinderte die Überfahrt. Unplanmäßig legte die „Andros“ am Morgen des 12. März in Swinemünde an. Das Schiff kam in den Bombenhagel, brach auseinander und ging mitsamt seiner „Menschenfracht“ zugrunde. Im Kurpark von Swinemünde warteten Tausende auf ihren Weitertransport nach Westen. Die Markierer der Bomberverbände hatte den Park genau gekennzeichnet. „Der Bombenteppich fiel besonders eng, so dass es kein Entrinnen gab. Die Lage im Kurpark war den Amerikanern bekannt, weshalb sie reichlich ,Baumkrepierer‘ geladen hatten, Bomben mit Berührungszündern, die detonierten, sobald sie mit Ästen in Berührung kamen“, schreibt Jörg Friedrich („Der Brand“, 2004, S. 172). Die Flüchtlinge im Kurpark Swinemünde waren am 12. März 1945 wehr- und schutzlos. Die Amerikaner wussten um die Folgen der Bombardierung Swinemündes. Der Angriff war ein Verbrechen, bei dem rund 23.000 Menschen zu Tode kamen. Das Massaker von Swinemünde steht in den Annalen der achten US-Flotte nicht als Massaker verzeichnet, ebenso nicht in den Annalen der Zeitgeschichte. Die US Air Force verbuchte es als Verkehrsangriff auf Rangierbahnhöfe („Der Brand“, 2004, S. 176). Für die Toten von Swinemünde wurde auf dem Golm – ein Höhenzug westlich von Swinemünde gelegen – eine würdige Gedenkstätte geschaffen. Das dort jährlich am 12. März stattfindende Totengedenken erzeugt bis heute bei vielen Unmut, weil die historische Wahrheit – wie in diesem Bericht geschildert – unausgesprochen bleibt. Mehrere Tausend Opfer fanden ihre letzte Ruhestätte auf der Kriegsgräberstätte Golm Nach dem Bombenangriff wurden mehrere Tausend Opfer mit Pferdegespannen und Lastkraftwagen zum Golm, der höchsten Erhebung auf der Insel Usedom, gebracht, wo bereits im Sommer des Vorjahres ein Soldatenfriedhof eingerichtet worden war. Etwa 500 identifizierte tote Zivilisten setzte man links vom heutigen Eingang der Kriegsgräberstätte bei, der weitaus größere Teil musste anonym in Gemeinschaftsgräbern bestattet werden. Nur einzelne Angehörige kümmerten sich in den ersten Nachkriegsjahren um die Gräber, da die meisten Überlebenden als Flüchtlinge weiter nach Westen gezogen waren. Seit 1950 bemühten sich Vertreter der evangelischen Kirche um den in der Zwischenzeit stark verwilderten Friedhof und rangen mit regionalen staatlichen Stellen der DDR um eine angemessene Form des Gedenkens auf dem Golm sowie eine würdige Gestaltung der Anlage. Die 1952/53 von dem Bansiner Bildhauer Rudolf Leptien angefertigte Skulptur „Die Frierende“ durfte nicht aufgestellt werden, weil die künstlerische Aussage nicht der Linie der Partei entsprach. Erst 1984 fand die Skulptur des schon 1953 nach Westberlin geflohenen Künstlers durch eine spontane private Initiative ihren Platz auf dem Golm. „Unbekannte Täter“, so die offizielle Verlautbarung, sägten im Frühjahr 1954 ein kurz zuvor auf kirchliche Initiative installiertes 13 Meter hohes Holzkreuz ab und zerstörten es. Ende der 1960er Jahre ließ der Rat des Kreises Wolgast die gesamte Kriegsgräberstätte mit den vier Gräberfeldern als weiträumige Rasenfläche ohne christliche Symbolik einheitlich neu gestalten. Zwischenzeitlich auf Betreiben des Demminer Superintendenten Herbert Achterberg aufgestellte Granitkreuze und Namensteine ließ man 1969 beseitigen, die verbliebenen Einzelgräber einebnen und die Abgrenzungen zwischen den vier Friedhöfen entfernen. Für die Stelle, an der einst das Kreuz gestanden hatte, gestaltete der Rostocker Künstler Wolfgang Eckardt im staatlichen Auftrag einen zweigeteilten Rundbau aus Beton als zentralen Punkt der Anlage und „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“. Der Bau setzt bewusst einen Kontrast in der lieblichen Landschaft und will ausdrücken, dass alle Kriegstoten – Soldaten und Zivilisten – hier auf dem Golm vereint sind. Das Denkmal mit dem mühsamen Aufstieg über zwölf Betonstufen, die für die Jahre der NS-Herrschaft stehen, blieb unvollendet. Ein auf der Innenseite geplantes Relief kam nicht zur Ausführung. Die am 12. März 1992 von einigen Kamminkern und dem Zirchower Pastorenehepaar Simon gegründete Interessengemeinschaft Gedenkstätte Golm e. V. setzte frühere Gestaltungsideen anlässlich des 50. Jahrestages der Zerstörung Swinemündes um. Am Wegeaufgang weist nun ein fünf Meter hohes Holzkreuz auf die Gedenkstätte hin und mahnt in Sichtweite der polnischen Grenze zur Versöhnung über Gräber und Grenzen hinweg. Symbolkreuzgruppen aus Granit und Holz und Bronzetafeln mit inzwischen fast 2.000 Namen erinnern an die Genannten, aber ebenso an die vielen unbekannten Toten, die hier und unter den Trümmern der Stadt Swinemünde ihr Grab fanden. Am 1. März 2000 ist die größte Kriegsgräberstätte des Landes Mecklenburg-Vorpommern in die Trägerschaft des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) übergegangen, der damit die Pflege und Erhaltung dieses Friedhofes übernommen hat. Eine Dauerausstellung ist im 2001 errichteten Informationsgebäude zu sehen. Jährlich führt der Volksbund am 12. März und am Volkstrauertag Gedenkstunden auf dem Golm durch.
___________________________________ Swinemünde: Die Gedenkstätte Golm http://erwin-rosenthal.de/swinemuende/gedenkstätte_golm.htm; Helmut Schnatz: Dresden des Nordens? Der Luftangriff auf Swinemünde am 12. März 1945 www.historicum.net/themen/bombenkrieg/themen-beitraege/staedte-regionen/art/Dresden...; Bischof erinnert an Opfer der Bombardierung von Swinemünde 1945 http://www.mvregio.de/nachrichten_region/hgw/9881.html; Swinemünde: Inferno am Ostseestrand www.stern.de/politik/historie/:Kriegsende-Besiegt,-Deutschland-1945-48/53759...: Pädagogisches Konzept für die Jugendbegegnungsstätte Golm (Insel Usedom) www.volksbund.de/jugend_schule/begegnungsstaetten/konzept_golm.asp; Wahrheit bleibt unausgesprochen - Das Massaker von Swinemünde http://forum.digitalfernsehen.de/forum/showthread.php?t=69288;
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