Deutsch-polnische
Geschichte
Stolz von Oberschlesien
Der Vater von Miroslav
Klose will nur eines nicht: als Pole gelten Von Thomas Urban
Am
Sitz der "Sozial-kulturellen Gesellschaft" der
deutschen Minderheit im oberschlesischen
Oppeln (Opole) wie auch im Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in der sechzig
Kilometer südöstlich gelegenen Industriestadt Gleiwitz (Gliwice) herrscht geradezu
Jubelstimmung: Die Oppelner sind stolz auf den in ihrer Stadt geborenen Miroslav
Klose, sein Vater Josef stammt aus einer deutschen Familie. Die Gleiwitzer sind
nicht minder stolz auf den von dort kommenden Lukas Podolski; seine Großmutter wohnt
noch dort, ihre Muttersprache ist Deutsch.
Die Familien Klose und Podolski sind in den achtziger Jahren als Spätaussiedler
in die Bundesrepublik gekommen. Sie hatten Anspruch auf die Aufnahme in die Bundesrepublik,
weil die Großeltern vor dem Krieg Reichsbürger waren. Das kommunistische Regime
in Warschau bestritt zwar offiziell, dass in Oberschlesien noch Deutsche lebten.
Doch war es auf Kredite aus dem Westen angewiesen.
Von Bonn gab es eine Milliarde Mark, als Gegenleistung durften mehrere Hunderttausend
Oberschlesier im Rahmen der so genannten "Familienzusammenführung" ausreisen. Dabei
mussten sie aber einen Großteil ihres Eigentums zurücklassen. Auch war dies oft
mit jahrelangen Schikanen verbunden, ähnlich wie bei DDR-Bürgern, die einen Ausreiseantrag
gestellt hatten: Verlust des Arbeitsplatzes, Drangsalierung durch den Geheimdienst,
Nachteile für die Kinder in der Schule.
Die Zurückgebliebenen organisierten sich nach dem Ende des kommunistischen Regimes
in den "sozial-kulturellen Gesellschaften". Entsprechend ist man bei der Minderheit
in Oberschlesien - im Bezirk Oppeln zählt sie rund ein Drittel der Einwohner, im
Industriegebiet um Gleiwitz und Kattowitz rund fünf Prozent - zufrieden, dass die
Region nun dank der beiden Stürmer Klose und Podolski endlich einmal internationale
Aufmerksamkeit erfährt.
Doch wenn die Presse im fernen Warschau einfach schreibt, "ohne die Polen" wäre
die deutsche Mannschaft bei weitem nicht so gut, ist die Empörung groß. Josef Klose,
einst Linksaußen des Erstliga-Clubs Odra Opole, jedenfalls reagierte im Warschauer
Boulevardmagazin Fakt leicht gereizt: "Ich bin Schlesier und Europäer. Alles, was
Mirek im Fußball erreicht hat, verdankt er deutschen Clubs und mir."
Das Haus für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit in Gleiwitz nahm die Fußball-Weltmeisterschaft
zum Anlass, eine Ausstellung über oberschlesische Fußballspieler in den Nationalmannschaften
Polens und Deutschlands zu zeigen. In der vergangenen Woche wurde sie im Pressesaal
des Schlesischen Stadions von Chorzow (früher: Königshütte) bei Kattowitz eröffnet
(www.haus.pl), unter anderem weisen die Ausstellungsmacher darauf hin: "Von den
acht Toren der deutschen Mannschaft wurden bisher fünf von Oberschlesiern erzielt
(vier von Klose, eins von Podolski)!" Und das war nur der Stand von Samstagnachmittag,
17 Uhr.
Die Schau schildert auch die verwickelte und tragische Geschichte der Region - Kattowitz
war im 20. Jahrhundert deutsch, polnisch, deutsch und wieder polnisch. Und jedes
Mal hat die Seite, die gerade oben war, die andere unterdrückt. "Die Konfrontation
gehört der Vergangenheit an", sagt nun heute einer der Organisatoren der Ausstellung.
"Heute sind wir gemeinsam auf unsere Jungens stolz!" Dann fügt er hinzu: "Und Warschau
sollte endlich lernen, dass die Menschen in Oberschlesien anders ticken."
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weitere Hinweise:
Bei umfangreichen Forschungen in der Gegend um Slawentzitz im Kreis Cosel in
Oberschlesien
sind die Vorfahren von Miroslav Klose sozusagen als Nebenergebnis
angefallen.
http://www.fitzek-genealogie.info/KloseVorfahren/html/frames.htm.
Viele der Vorfahren von Lukas Podolski kommen übrigens aus denselben
Dörfern um Salesche, Slawentzitz, Alt Cosel herum, wie jene von Miroslav Klose.
Die Podolski-Vorfahren sind allerdings noch nicht veröffentlichungsreif
bearbeitet.
Herzliche Grüße aus Wien - Christoph (Fitzek);
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