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Ostpreußen nicht ausblenden Am letzten Mai-Wochenende wird die Messe in Erfurt ganz im Zeichen der Elchschaufel stehen. Dann werden sich Tausende Ostpreußen aus nah und fern treffen, um ein Bekenntnis zu ihrer Heimat abzulegen. Neben politischen und kulturellen Veranstaltungen werden auf dem traditionellen Deutschlandtreffen auch zahlreiche Informationsstände auf großes Interesse stoßen. Zu den Ausstellern gehört das Ostpreußische Landesmuseum. PAZ-Redakteurin Silke Osman sprach mit dem Direktor des Museums, Joachim Mähnert. PAZ: Herr Dr. Mähnert, Sie sind mit einem Stand des Ostpreußischen Landesmuseums auf dem Deutschlandtreffen in Erfurt vertreten. Wie kann man auf etwa zwölf Quadratmetern die Arbeit eines Museums deutlich machen? Joachim Mähnert: Selbstverständlich kann ein solcher Stand nicht einen Besuch unseres Hauses mit zirka 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ersetzen. Aber neben unserem Stand zeigen wir in Erfurt zwei Ausstellungen, mit denen wir zum einen über das Leben und Werk des Naturschriftstellers und Fotografen Walter von Sanden die wunderbare Landschaft Ostpreußens thematisieren, zum anderen mit einem Kunstzyklus an Flucht und Vertreibung erinnern. Unser eigentlicher Stand dient der Information und Kommunikation. Unser Museum wird und muss sich bekanntlich in den kommenden Jahren modernisieren, das werden wir vorstellen. Diesen Weg wollen wir mit den Ostpreußen gemeinsam gehen. Aber natürlich hat unser Stand auch ein Thema: Dieses Mal steht Trakehnen im Mittelpunkt. PAZ: Viele Landsleute kennen das Haus in Lüneburg. Was können Sie denen Neues präsentieren? Mähnert: Dank vieler Gespräche habe ich immer wieder erfahren, dass viele zwar unsere Ausstellungen schon gesehen haben, aber doch eigentlich sehr wenig über unsere Arbeit wissen. Ostpreußens Kulturgüter sind durch die Schrecken des Krieges, durch Flucht und Vertreibung, viel stärker vernichtet worden als andere Landesteile Deutschlands. Wir sammeln das, was gerettet wurde, um diese so reiche Kulturregion nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir sind auch ein wichtiger Ansprechpartner für Heimatstuben, insbesondere, was deren Zukunft angeht. Unsere Arbeit ist schließlich ein Sprachrohr für Ostpreußen: Wir wollen informieren, wir wollen Aufmerksamkeit erzielen, wir wollen faszinieren. Es wäre schön, wenn dies aus Erfurt mitgenommen würde, wenn all den Ostpreußen klar würde, wie wichtig wir für die Zukunft ihrer Heimat sind. PAZ: Die Erlebnisgeneration ist mehr als 60 Jahre nach dem Krieg deutlich weniger geworden. Wie wollen Sie der nachwachsenden Generation Flucht und Vertreibung sowie das Leben in der Heimat der Eltern und Großeltern anschaulich machen? Mähnert: Es ist unsere ureigenste Aufgabe, die deutsche Geschichte Ostpreußens kommenden Generationen zu erzählen und sie für Land und Leute zu begeistern. Wir können feststellen, dass gerade bei den Jüngeren das Interesse an Ostpreußen wieder wächst, sei es, weil sie das Land als Touristen erleben, sei es, weil diese unsinnigen Vorurteile zu Flucht und Vertreibung der Deutschen glücklicherweise langsam weniger werden. Nicht zuletzt setzt sich – wenn auch mühsam – die Erkenntnis durch, dass auch in einer globalisierten Welt eine nationale Kulturidentifikation Bedeutung hat. Hierbei kann Ostpreußen nicht ausgeblendet werden. PAZ: Sehen Sie eine Chance, auch die Menschen zu interessieren, die keine Wurzeln im Osten haben? Mähnert: Kultur und Geschichte Ostpreußens sind reich und vielfältig. Um auch die anzulocken, die bislang ohne Beziehung zum Land sind, werden wir immer wieder Brückenschläge versuchen, mit denen wir die enge Verquickung Ostpreußens mit der deutschen Geschichte aufzeigen und klar machen, wie viele bereichernde Impulse vom Osten ausgingen. PAZ: Mit welchen Mitteln wollen Sie dies erreichen? Mähnert: Wir werden Geschichten erzählten, den Menschen und seine Erfahrungen in den Mittelpunkt rücken. Flucht und Vertreibung lassen sich am besten durch die vermitteln, die diese Schrecken selbst durchleben mussten. Hierfür sammeln wir noch Material.
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