Sassen. Das
Land Sassen entspricht ungefähr den beiden Kreisen Osterode und Neidenburg,
reichte aber in der frühesten Ordenszeit noch ziemlich weit über die spätere
Grenze nach Süden hinaus. Dieser Teil jenseits der Grenze ist 1343 vom Orden an
Masovien abgetreten worden und führte (urk. seit 1384) den Namen Zakrze (sprich
Saksche), der somit der mitteldeutschen Aussprache des Namens Sachsen
entspricht, während Sassen die niederdeutsche Form ist. Dies Gebiet ist keine
altpreußische Landschaft; es wird beim Ordenschronisten Peter v. Dusburg nicht
als solche genannt. Der Name ist auch nicht prußischer Herkunft, da die
versuchten Ableitungen von sause (trocken) und sasins (Hase) für eine wasser-
und großwildreiche Gegend durchaus nicht passen. Der Sassenpils an der
Westgrenze ist urk. ein vallum, ein Grenzwall, wohl erst aus der Ordenszeit, und
hat erst damals den Namen von den preußischen Einwohnern erhalten. Die frühe
volkstümliche Übersetzung Hasenberg dürfte auf Mißverständnis beruhen. Sie ist
auch in bezug auf die Wiedergabe von pils als Berg (richtig: Burg) verkehrt.
Würde sie stimmen, hätte auch der Orden das Land Hasen und nicht Sassen genannt.
Es handelt sich um eine Namenswanderung, die wohl auch durch landschaftliche
Ähnlichkeit bedingt ist. Die Umgebung der alten Welfenburg Osterode am Harz
zeigt viel Übereinstimmung mit der um die gleichnamige Ordensburg von 1302.
Offenbar ist nach der Ankunft des Ordens das zwischen dem Orden, Masovien und
Kujawien strittige Gebiet östlich des Kulmerlandes und der Löbau so bezeichnet
worden, angeregt von den zahlreichen niedersächsischen Kreuzfahrern, die sich
durch das äußere Bild an ihre Heimat erinnert fühlten. Es setzte sich aus Teilen
von drei preußischen Landschaften zusammen: Pomesanien, Pogesanien und Galinden
und war deshalb ohne neue Bezeichnung zu umständlich zu umschreiben. Sassen ist
also keine Stammes-, sondern eine Siedlungslandschaft.
Als die intensive Aufsiedlung des
Urwaldgebiets 1320 begann, waren wieder niedersächsische Edelleute überwiegend
daran beteiligt, insbesondere der Kulmer Landkomtur Graf Otto v.
Lauterberg-Scharzfeld (bei Osterode i. H.). Träger der großangelegten Planung
war der Komtur von Christburg, Herzog Luther v. Braunschweig. Im Norden bei
Liebemühl legte er damals drei Hagendörfer nach schaumburg-lippischem Muster an:
Gr. Altenhagen, Nikkelshagen und einfach Hagen, später Bienau. 1325 erreichte
die Siedlung ihren Höhepunkt. Im folgenden Jahre wurde neben dem Ordenshaus die
Stadt Gilgenburg angelegt; zwischen 1327 und 1330 entstand die Stadt Osterode.
1331, als Luther Hochmeister wurde, war der Westen des Landes Sassen bis nach
Soldau hinunter in einer Breite von 25-30 km aufgesiedelt. Unter den
ritterlichen Siedlungsunternehmern finden sich die niedersächsischen Namen v. d.
Wense (Wonsin), Ülzen (Ülsen) und Sachse. Noch 1589 kennt der Hamelner
Schulrektor Hannibal Nullejus eine »Nova Saxonia«, wohin die Hämelschen Kinder
von einem als Rattenfänger in die Sage eingegangenen Werber für die Ostsiedlung
entführt sein sollen. An die verfallene Dziergunkenmühle bei Kurken knüpft sich
ebenfalls eine Rattenfängersage, die einzige in Ostpreußen. Neben diesem, 1257
urk. zum ersten Male genannt, gibt es kein anderes neues Sachsen im Osten, wohl
aber bietet sich eine Parallele in der 1338 geplanten Übertragung des Namens
Bayern auf ein neu zu errichtendes Erzbistum in Litauen. — Als Ortsname kommt
Sassen ebenfalls vor, nordwestlich der oben gen. Hagendörfer, neben einem
gleichnamigen See. Auch bei Tiefenau, nördlich Marienwerder, wo der
niedersächsische Edelherr v. Depenow aus Heeßel östlich Hannover siedelte, gibt
es einen Sassensee, ganz außerhalb dieses Gebietes.
Quelle:
Handbuch der historischen Stätten Ost- und Westpreußen,
Kröner Verlag Stuttgart, 1966-1981, Seite 199-200
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