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Historischer Hintergrund: 8. Oktober 1862 Schon das ganze Jahr schwelt zwischen Regierung und Parlament ein schwerer Konflikt. Das liberale Parlament verweigert den Haushalt für die von Regierung und König Wilhelm I. erwünschte Heeresreform. Aus dem Heereskonflikt wird ein Verfassungskonflikt, denn ein Regieren ohne genehmigten Haushalt ist mit der Verfassung unvereinbar. Dennoch ist der König dazu entschlossen. Als jedoch die Minister die äußerste Zuspitzung des Konflikts vermeiden wollen, glaubt der König, sich auf die Regierung nicht mehr verlassen zu können und denkt an Abdankung. Am 21. September 1862, einem Sonntag, sucht der junge preußische Kriegsminister Albrecht von Roon nach dem Gottesdienst den König in Babelsberg auf und schlägt ihm vor, den bisherigen preußischen Gesandten in Paris, Otto Eduard Leopold von Bismarck zum Ministerpräsidenten zu berufen. König Wilhelm fragt Bismarck, ob er auch willens sei, die Militärreorganisation zu übernehmen und gegen die Majorität des Parlaments und deren Beschlüsse zu regieren. Bismarck bejaht. Wie ein kurbrandenburgischer Lehnsmann wolle er seinem Herrn in Not und Gefahr mit „Rat und Hilfe“ beistehen. "Ich fühle mich wie ein kurbrandenburgischer Vasall, der seinen Lehnsherrn in Gefahr sieht. Was ich vermag, steht Eurer Majestät zur Verfügung." Wilhelm jedoch, eigentlich kein Freund einer Konfrontationspolitik, bleibt skeptisch: „Ich sehe ganz genau voraus, wie das alles enden wird. Auf dem Opernplatz, vor meinen Fenstern, wird man ihnen den Kopf abschlagen, und etwas später mir.“ Bismarck: „Ja, dann sind wir tot. Aber sterben müssen wir früher oder später doch, und können wir anständiger umkommen? Ich selbst für die Sache meines Königs, und Eure Majestät, indem Sie ihre königlichen Rechte von Gottes Gnaden mit dem eigenen Blut besiegeln...“ Der Appell an den Soldatentod überzeugt den durch und durch soldatisch denkenden König. Ein Bund ist geschlossen, der 26 Jahre währt. Der wankelmütige, oft entschluss- und mutlose König hat im Grunde einen solch entschlossenen Politiker wie Bismarck herbeigesehnt. Gerade noch rechtzeitig, denn erneut stehen Konflikte mit dem widerspenstigen Parlament ins Haus: Am Tag vor Bismarcks Ernennung lehnt das Abgeordnetenhaus den Haushaltsentwurf für das Jahr 1862 ab. Der Ministerpräsident tritt die Flucht nach vorn an. Vor der Budgetkommission des Preußischen Abgeordnetenhauses hält er seine berühmt-berüchtigte „Blut und Eisen“- Rede. Der Inhalt von Bismarcks Rede ist nur sinngemäß durch einen Zeitungsbericht überliefert: „Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht; Bayern, Württemberg, Baden mögen dem Liberalismus indulgieren, darum wird ihnen doch keiner Preußens Rolle anweisen; Preußen muß seine Kraft zusammenfassen und zusammenhalten auf den günstigen Augenblick, der schon einige Male verpaßt ist; Preußens Grenzen nach den Wiener Verträgen sind zu einem gesunden Staatsleben nicht günstig; nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen –, sondern durch Eisen und Blut.“
Informationen zum Film Bismarck ist ein deutscher Spielfilm des Regisseurs Wolfgang Liebeneiner aus dem Jahr 1940. Die Filmbiografie Otto von Bismarcks ist als NS-Propagandafilm zu Anfang des Zweiten Weltkriegs anzusehen. Inhalt Obwohl er bei der Königin Augusta und dem Landtag unbeliebt ist, wird Graf Otto von Bismarck von König Wilhelm I. auf Anraten seines Kriegsministers von Roon ins Kabinett berufen. Es hagelt innenpolitische Angriffe im Landtag und von Seiten des Kronprinzen Friedrich. Vor allem der preußische Abgeordnete und Mediziner Rudolf Virchow ist sein schärfster Gegner. Bismarck löst den Landtag auf und unternimmt die verfassungswidrige Heeresreform. Er verbündet sich mit Österreich gegen Dänemark. Es kommt zu einem kurzen deutsch-dänischen Krieg. Dann kommt es zum Krieg gegen Österreich. Nach der siegreichen Schlacht von Königgrätz kämpft Bismarck anfangs vergeblich gegen eine Weiterführung des Krieges. Der König, im Siegesrausch, ist besessen von dem Ziel, in Wien einzumarschieren. Mit Hilfe des Kronprinzen Friedrich, der sich zum ersten Mal auf Bismarcks Seite schlägt, kann der Friedensplan doch noch durchgesetzt werden. Kritiken Otto von Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten 1862 bis
zum Vorfrieden von Nikolsburg 1866, um an dieser Epoche den genialen Diplomaten
und „eisernen Kanzler“ zu porträtieren, dem allein die
Reichsgründung 1871 zu verdanken
sei. Bei sorgfältiger Darstellung war dies ein Versuch, Entwicklungslinien bis zu
Hitler zu konstruieren.“ „Bismarck erscheint als makelloser Held, der seine Gegenspieler
Napoleon (W. F.) und Kaiser Franz Joseph (K. S.) mühelos überspielt und eigentlich
nur den blinden Unverstand preußischer Liberaler zu fürchten hat. Seine einsamen
Entschlüsse werden verherrlicht, seine innenpolitischen Gegner karikiert und verkleinert.
Das große Werk, das er geschaffen hat, rechtfertigt ihn.“ Auszeichnungen Die Filmprüfstelle gab dem Film die Prädikate „staatspolitisch und künstlerisch besonders wertvoll“ sowie „jugendwert“. Hintergrund Goebbels wollte im ersten Kriegsjahr einen anti-englischen Stoff, nach Möglichkeit einen friderizianischen. In mehreren Besprechungen mit dem Tobis-Produktionschef von Demandowisky einigte man sich schließlich auf Bismarck. Es sollte aber nicht der Rücktritt dargestellt werden, sondern der Ausbruch des Deutschen Krieges von 1866, weil dies die einsame Größe des Genies darstelle und einen aktuellen Bezug zum Jahre 1940 habe. Es handelt sich bei Bismarck und dem späteren Die Entlassung um NS-Propagandafilme. Gedreht wurde vom 10. Juni 1940 bis zum September 1940 in Plau, Wien und Bad Gastein. Uraufführung war am 6. Dezember 1940 in Berlin, Ufa-Palast am Zoo. Der Film wurde von der alliierten Militärregierung verboten, nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland aber nicht als Vorbehaltsfilm eingestuft. Darsteller: Paul Hartmann, Friedrich Kayßler, Lil Dagover, Käthe Haack, Eduard
von Winterstein, Maria Koppenhöfer, Ruth Hellberg, Margret Militzer, Werner Hinz,
Harald Paulsen, Walter Franck, Karl Schönböck, Günther Hadank, Hellmuth Bergmann,
Karl Haubenreißer, Karl Meixner, Otto Gebühr, Jaspar von Oertzen, Hans Junkermann,
Otto Graf, Franz Schafheitlin, Bruno Hübner, Paul Hoffmann, Otto Stoeckel, Otto
Below, Karl Fochler, Wilhelm P. Krüger, Bernhard Goetzke, Herbert Weissbach, Wolfgang
Liebeneiner.
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