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Die Historikerin Gundula Bavendamm übernimmt am Freitag Deutschlands wohl schwierigsten geschichtspolitischen Posten. Sie wird neue Direktorin der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung und damit einer Organisation, die in der Vergangenheit vor allem Zankapfel und Skandalobjekt war. Gelingt ihr die Herkulesaufgabe, die Stiftung zu befrieden und nach vorne zu bringen? Vor dem Alliiertenmuseum in Berlin steht eine Hastings TG 503. Ein sogenannter Rosinenbomber, der 1948 und '49, während der Berlin-Blockade, Versorgungsgüter in die eingeschlossene Stadt brachte. Zum Beispiel Kohle. Das Flugzeug ist zum Symbol für die Berliner Luftbrücke geworden - und zum Wahrzeichen des Alliiertenmuseums, in dem man die Geschichte der Westmächte in Berlin studieren kann. An einem Vormittag im März hat sich hier Kulturstaatministerin Monika Grütters angemeldet; auch sie ist in den Rosinenbomber gestiegen, versucht sich an einem der schweren Kohlesäcke. Das Alliiertenmuseum an der Berliner Clayallee liegt nicht gerade auf einer der typischen Touristenrouten, es gehört nicht zu den erstrangigen Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt. Dass die Kulturstaatministerin nun vorbeischaut und der Name des Museums zuletzt öfter in der Zeitung zu lesen war, hat mit der Frau zu tun, die hier sechs Jahre lang Chefin war. Auf Fotos ist sie oft vor ihrem Rosinenbomber zu sehen: Gundula Bavendamm, 51 Jahre alt, promovierte Historikerin, zu ihren Schwerpunkten gehört die Nachkriegsgeschichte. Doch vom Alliiertenmuseum muss sie sich nun verabschieden. Am Freitag übernimmt sie Deutschlands wohl schwierigsten geschichtspolitischen Posten. Gundula Bavendamm ist die neue Direktorin der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. "Ich bin generell offen für Veränderungen, das ist etwas, was dem Leben Würze gibt, auch dem Berufsleben. Und von daher war meine erste Reaktion erstmal: Aha. Es ist ja auch angenehm, so etwas gefragt zu werden, dass einem das zugetraut wird." Gundula Bavendamm sitzt jetzt in ihrem Büro im Alliiertenmuseum; der Rücken ist schnurgerade, die Hände hat sie auf dem Tisch übereinander gelegt. Seitdem ihr Wechsel zur Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung bekannt ist, musste sie viele Interviews geben. Alle wollen wissen, warum sie sich diesen Job antut, warum sie ihr kleines, feines Museum verlässt für eine Stiftung, über die ständig gestritten wird. Und für einen Posten, von dem ein Direktor bereits geschasst wurde und ein anderer zurücktrat, bevor er überhaupt angefangen hatte. Die Aufgabe reize sie, sagt Bavendamm. Die Stiftung soll die Geschichte der Vertreibungen im20. Jahrhundert dokumentieren, wobei das Schicksal der 12 bis 14 Millionen Deutschen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Heimat verlassen mussten, einen Schwerpunkt darstellt. "Wir sind an dieser Nahtstelle zwischen Opfer- und Täterdiskurs bzw. Täter und Opferdiskurs und diese Nahtstelle ist eben weich bei diesem Thema Vertreibungen: insofern, als sich auch die Täternation Deutschland mit ihrer ganzen schrecklichen NS-Vergangenheit, dem Zweiten Weltkrieg, dem Holocaust, in diesem Zusammenhang eben auch gestattet, an eigene Opfer und Verluste zu denken. Und das hat eine Brisanz, die ist innenpolitisch spürbar gewesen, aber auch außenpolitisch und an dieser Nahtstelle in Zukunft zu operieren, als Historikerin, als Leiterin solch einer Einrichtung, das ist schon eine fantastische Herausforderung, der ich mich gerne stelle." Die Rolle Erika Steinbachs Die Historikerin ist keine ausgewiesene Expertin für die Themen Flucht und Vertreibung, doch das stand bei der Besetzung dieser Stelle wohl auch nicht im Vordergrund: Gesucht wurde eine Person, die mit Politik und Medien umgehen, ein Teamführen und Budgets verwalten kann. "Und das sind Fähigkeiten, die habe ich nun wirklich zur Genüge unter Beweis gestellt, ich leite seit sechs Jahren eine Einrichtung und im Übrigen gehört es zur Jobdescription eines jeden Kurators – und ich bin seit 15 Jahren Kuratorin in Museen in Deutschland – sich innerhalb von kürzester Zeit zu Themen sprechfähig zumachen, sie zu erkennen in ihrer Dimension, ihre Problemstellungen zu erkennen, die neuralgischen Punkte zu erkennen, sich einzuarbeiten, zielorientiert und schnell und das werde ich tun und insofern sehe ich überhaupt gar kein Problem." Die Kandidaten für diesen Posten standen nicht gerade Schlange, gibt Monika Grütters zu, die als Kulturstaatsministerin für die Stiftung verantwortlich ist. Eine von ihr eingesetzte Findungskommission hatte Gundula Bavendamm vorgeschlagen; der Stiftungsrat hat sie einstimmig zur neuen Direktorin gewählt. Die Kulturstaatsministerin wirkt erleichtert. "Frau Bavendamm ist eine erfolgreiche Museumsmanagerin, sie ist Zeithistorikerin, sie hat das Alliiertenmuseum in einer sehr schwierigen Phase übernommen und sehr weit nach vorne gebracht." Und nach vorne bringen soll Gundula Bavendamm jetzt auch die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, kurz: SFVV. Das ist auch bitter nötig, denn in der Vergangenheit war die Stiftung vor allem Zankapfel und Skandalobjekt. Gestritten wurde eigentlich von Anfang an, und das hat wohl auch mit der Urheberin der Stiftungs-Idee zu tun. Erika Steinbach, kampfeslustige CDU-Politikerin und damalige Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, formulierte 1999 erstmals die Forderung nach einem sogenannten "Zentrum gegen Vertreibungen"; im Deutschlandfunk sagte sie dazu einmal: "Es soll eine Einrichtung sein, in der auf der
einen Seite die Vertreibung der Deutschen sichtbar wird, auf der anderen auch
gezeigt wird, dass das 20. Jahrhundert ein Jahrhundert der Vertreibungen gewesen
ist, von dem Genozid und der Vertreibung des armenischen Volkes zu Beginn des
Jahrhunderts bis hin zu der Vertreibung der Kosovo-Albaner und heute umgekehrt
das, was die Kosovo-Albaner den Serben in ihrem Land antun. Zu zeigen, dass
Vertreibung kein Mittel von Politik sein darf."
Ein Zentrum gegen Vertreibungen –mitten in Berlin: Kritiker, vor allem in Polen und Tschechien, sahen darin einen revisionistischen Versuch, das Leid der deutschen Heimatvertriebenen in den Mittelpunkt zu rücken und die deutsche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg abzuschwächen. Die damalige Große Koalition übernahm die Konzeption dann auch nicht, entschied aber 2005, in Berlin ein sogenanntes "Sichtbares Zeichen" zu setzen; und drei Jahre später wurde im Bundestag die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung beschlossen. Für diesen Teil deutscher Erinnerungskultur sollte eben nicht allein der Bund der Vertriebenen zuständig sein, sondern eine vom Parlament eingesetzte Stiftung. Doch Fakt ist auch: Ohne den BdV gäbe es die Stiftung nicht. Erika Steinbachs Nachfolger an der BdV-Spitze, der CSU-Politiker Bernd Fabritius, sieht in der geplanten Dauerausstellung über Flucht und Vertreibung... "...ein fehlendes Puzzlestück in der Gedenkstättenkonzeption des Bundes. In der bisher alle Opferkreise im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg den angemessenen Rahmen zum Gedenken bekommen haben, dieser Bereich hat bisher nur für die deutschen Heimatvertriebenen gefehlt." Das Deutschlandhaus am Anhalter Bahnhof in Berlin: Hier soll die Stiftung einmal einziehen, mit der Dauerausstellung, einem Archiv, einer Bibliothek, Räumen für Wechselausstellungen. Noch ist das denkmalgeschützte Gebäude aus den 20er-Jahren eine große Baustelle, es wird umgebaut und erweitert. Im Jahr 2018 könnte es fertig sein. Gleich neben dem Deutschlandhaus liegt einer der meistbesuchten Erinnerungsorte in Berlin: die Topographie des Terrors, und zwar genau an der Stelle, wo sich zur NS-Zeit die Zentralen von Gestapo und SS befanden. Diese unmittelbare Nachbarschaft ist Teil des Konzepts und hat symbolische Bedeutung: Wer in Deutschland an das Schicksal der Heimatvertriebenen erinnern will, darf die Nazi-Diktatur nicht unerwähnt lassen. Diesem Grundsatz fühlt sich auch die neue Stiftungsdirektorin Gundula Bavendamm verpflichtet: "Es ist verankert in den Gründungsstatuten der SFVV, dass wir nur über Flucht und Vertreibung sprechen können in Anerkenntnis unserer historischen Verantwortung für das Dritte Reich, für den Zweiten Weltkrieg, für alles, was mit dieser Epoche zusammenhängt, also dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte, das ist selbstverständlich, das wird überhaupt nicht in Frage gestellt. Aber es muss vor diesem Hintergrund auch möglich sein zu benennen, dass es Flucht und Vertreibung gegeben hat, was es bedeutet hat für die Millionen von Menschen, die das erlitten haben." Die Vertreibung von 12 bis 14 Millionen Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs und der Verlust der Ostgebiete markieren eine tiefe Zäsur in der deutschen Geschichte. Dass den Schicksalen der Heimatvertriebenen ein fester Platz in der öffentlichen Erinnerungskultur zusteht, gilt mittlerweile als unumstritten. Zuletzt ging es bei diesem Thema allerdings mehr um Politik und Personen als um Erinnerung und Gedenken. Vor fast anderthalb Jahren musste Gründungsdirektor Manfred Kittel gehen, weil er offenbar das Vertrauen seiner Chefin, der Kulturstaatsministerin, verloren hatte. Ganze sechs Monate brauchte Monika Grütters dann für die Auswahl eines Nachfolgers. "Es ist üblich, solche Positionen auch auszuschreiben, einfach mal die Bewerberlage kennenzulernen und zu wissen, wo gibt es einschlägige Persönlichkeiten und Interessen an dieser anspruchsvollen und politisch ja nicht ganz einfachen Aufgabe." Die Wahl traf auf den Geschichtsprofessor Winfrid
Halder, der in Düsseldorf das Gerhart-Hauptmann-Haus leitet, eine vom Land
Nordrhein-Westfalen getragene Stiftung, die auch der Erinnerung an Flucht und
Vertreibung dient.
Halder gilt als erfahrener Ausstellungsmacher, er hat einschlägig publiziert und das Gerhart-Hauptmann-Haus genießt einen tadellosen Ruf. Trotzdem löste seine Wahl einen Eklat aus. An Halder wurde kritisiert, dass er eine Institution leitet, die nach dem Bundesvertriebenengesetz finanziert wird – damit galt er einigen als bevorzugter Kandidat des BdV. Mehrere Mitglieder des wissenschaftlichen Beraterkreises der Stiftung traten aus Protest zurück, so auch der Vorsitzende Stefan Troebst: "Unser international zusammengesetztes Gremium hatte ein primäres Interesse daran, diese zu einem gesamtstaatlichen Lern- und Erinnerungsort und zu einer Forschungsbörse von internationalem Ruf zu machen. Also sie vom Image eines provinziellen Verbandsmuseums wegzubringen. Und das ist auch der Grund, diese Personalentscheidung, warum ein Teil des Beratergremiums seine Arbeit niedergelegt hat." Zum Beispiel Krysztof Ruchniewicz, Professor für Geschichte an der Universität Breslau in Polen: "Wir wissen bis heute nicht, nach welchen Kriterien man damals auch gehandelt hat. Das fand ich nicht richtig gut und ich habe das eher politisch verstanden, man will sich nicht richtig mit dem Thema auseinandersetzen, sondern Personen nennen, die dem Stiftungsrat gewogen sind, die von den Vertriebenen auch akzeptiert werden. Da ist unsere Expertise, die da überhaupt nicht gefragt worden ist, die ist da obsolet. Ich war in der Tat in der Erklärungsnot. Ich konnte es den polnischen Medien nicht mehr erklären, wie es dazu gekommen ist." Halder: "Das Gespräch war dann teilweise sehr kontrovers" Winfrid Halder sagte damals im Interview mit dem Deutschlandfunk, er hätte trotz all dieser Kritik in Berlin angefangen. Dass er dann doch einen Rückzieher machte, begründete er mit unprofessionellen und schwierigen Vertragsverhandlungen. Die Angebote seien hinter die Ausschreibungsbedingungen zurückgefallen; Monika Grütters sei für ihn kaum erreichbar gewesen – oder erst zu einem Zeitpunkt, als es eigentlich schon zu spät war: "Das Gespräch war dann teilweise sehr kontrovers. Und ich werde selten laut, aber da bin ich dann auch mal laut geworden, weil ich sehr verärgert war über all das, und auch immer noch verärgert bin." "Ich bedaure, dass Herr Halder hinterher, nach vielen Verhandlungsetappen, den Schritt aber nicht nach Berlin gewagt hat. Aber man muss jedem zugestehen, seine Meinung zu ändern." Für die CDU-Politikerin Monika Grütters war Halders Rückzug eine herbe Niederlage, das Medienecho war verheerend. Jetzt will sie darüber eigentlich nicht mehr sprechen. Zumindest versucht ihr Pressesprecher, der beim Interview aufmerksam neben ihr sitzt, zu viele Fragen zur Causa Halder zu verhindern: "Können wir jetzt bitte mal ... ", Grütters: "Die
Geschichte von Halder ist so was von Vorgestern, Sie können gerne nochmal nach
Herrn Halder fragen, aber ich glaube, es ist redundant, was versprechen Sie sich
davon?"
Tatsächlich brachte die Causa Halder einen schon lange schwelenden Streit in der Stiftung ans Tageslicht: Der Stiftungsrat hatte sich mit dem wissenschaftlichen Beraterkreis überworfen. Im Zentrum dieses Konflikts geht es um die Frage, wie mächtig der BdV sein darf. Schon bei der Gründung der Stiftung wurde darüber gestritten, ob Erika Steinbach, die in Polen als untragbar galt, einen Sitz im Stiftungsrat bekommt. Sie bekam ihn nicht. Allerdings wurden dem BdV sechs von 21 Sitzen im Stiftungsrat zugesprochen – neben Vertretern aus Bundestag und Kabinett, den beiden großen Kirchen und dem Zentralrat der Juden. "Es ist keine Vertriebenenstiftung, das ist eine unzulässige Verkürzung. Es ist eine Bundesstiftung, sie ist überparteilich, und eine Anspruchsgruppe – und eine historisch mit einem besonderen Gewicht - sind die Vertriebenen selbst oder der Bundesverband, der diese repräsentiert. Das ist eine Stimme unter mehreren, nicht mehr und nicht weniger. Wenn sich einzelne Leute drüber aufregen, dann stehen auch dahinter wieder einzelne kulturpolitische, programmatische Ideen, bestimmte Befindlichkeiten, möglicherweise auch Absichten, das immer wieder zu streuen, und für ein schiefes Bild zu sorgen. Und ich bin auch dafür da, dieses Bild zu korrigieren." Bavendamm wünscht sich intellektuelle Querdenker als Mitarbeiter Zu Gundula Bavendamms ersten und schwierigsten Aufgaben dürfte es also gehören, einen neuen wissenschaftlichen Beraterkreis zusammenzustellen, mit bis zu 15 Experten aus dem In- und Ausland, die die Stiftungsarbeit fachlich begleiten sollen. Ärger wie in der Vergangenheit, als das Beratergremium scharfe Kritik an Stiftung und Direktor äußerte und somit zum viel beachteten Gegenspieler des Stiftungsrates wurde, will man sich künftig wohl ersparen. BdV-Chef Bernd Fabritius: "Das war offenkundig, dass der Beraterkreis seine eigene Agenda verfolgt hat. Er wollte bis in Personalentscheidungen hinein entscheiden, das alles ist nicht Aufgabe des wissenschaftlichen Beraterkreises, das ist Aufgabe des Stiftungsrates, so war es immer und so wird es auch bleiben." Der Stiftungsrat ernennt die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates. Doch Gundula Bavendamm, die neue Direktorin, will ein Wort mitreden, das hat sie schon deutlich gemacht. Auch in Polen und Tschechien will sie wieder Kollegen für dieses Gremium gewinnen – auch wenn sie weiß, dass die Vorbehalte in diesen Ländern derzeit groß sind. Außerdem wünscht sie sich im Beirat nicht nur Fachhistoriker, sondern auch Museumsleute und intellektuelle Querdenker. "Und meine Auffassung von diesem wissenschaftlichen Beraterkreis ist: Es ist ein dienendes Gremium, das zum Wohle der Stiftung zu agieren hat." "Wissen Sie, ich bin ein Wissenschaftler, ich diene keinem, um ehrlich zu sein. Das ist nicht meine Art und Weise, wie ich kommuniziere. Ich kann beraten, ich kann gerne helfen, aber nicht dienen." Krysztof Ruchniewicz, der Historiker aus dem polnischen Breslau, steht diesem Gremium nicht mehr zur Verfügung. Und so lange sich an der Struktur der Stiftung nichts ändere und der BdV weiterhin so mächtig bleibe, werde er auch keinem Kollegen aus Polen empfehlen, im wissenschaftlichen Beraterkreis mitzuarbeiten. "Eine Angst habe ich schon, dass dieses Thema, wenn es irgendwie falsch geht, oder wenn doch der Eindruck entsteht, hier wird jetzt im Vordergrund die Vertreibung der Deutschen stehen und das Leid der Vertriebenen, ohne jeglichen Kontext für diese Ereignisse, dann wird das in der Tat in Polen zu der Wiederaufnahme der alten Debatten führen. Und da kann ich mir vorstellen, dass es dann zu der Verschlechterung der Beziehungen kommen kann." "Das genaue Gegenteil ist der Fall. Einige Strömungen in Polen müssen eher Angst haben, dass durch die Klarheit der Dauerausstellung, dieses in Polen innenpolitisch transportierte Angstdenken keinerlei Grundlage mehr hat. Ich bedaure, dass so sensible Themen in Nachbarländern innenpolitisch instrumentalisierend präsentiert werden. Derartige Ängste waren nie gerechtfertigt und werden es auch in Zukunft nicht sein. Dafür wird schon alleine der BdV sorgen." Dafür sorgen muss aber vor allem Gundula Bavendamm als neue Direktorin der Stiftung. Sie weiß, dass sie unter großem Erfolgsdruck steht und dass alles, was sie sagt und tut, beobachtet und bewertet wird. In Deutschland, aber auch im osteuropäischen Ausland. Die Dauerausstellung muss gut werden, sagt sie. Sie will, dass dort auch Besucher ohne einschlägige Kenntnisse etwas über das Drama der Vertreibungen erfahren, über die Vertreibung der Deutschen im Kontext der Nazi-Diktatur und über Zwangsmigration im 20. Jahrhundert. Aber auch auf die aktuelle Flüchtlingskrise soll die Stiftung ihrer Meinung nach reagieren – zum Beispiel mit Vorträgen oder Wechselausstellungen: "Diese allgemeine menschliche Erfahrung des
Flüchtens, die Heimat verlassen müssen, nicht wissen wohin, die Ungewissheit,
die 1.000 Fragen, die Ungewissheit, die sich auftürmen, wenn man am neuen Ort
ist. Das bewegt einen. Das hat sich auch nicht geändert, diese Trauma-Dimension,
die grundmenschliche Erfahrung, auf dem Weg zu sein, die klingt im Historischen
an und mit der haben wir heute wieder zu tun und das bewegt auch mich."
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