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Opfer politisch Korrekter Sicherlich gehörten sie zu den treuesten Wählern der CDU, die inzwischen in die Jahre gekommenen Pommern und Ostpreußen, die bei Kriegsende ihre Heimat verlassen mussten und in großer Zahl in Schleswig-Holstein landeten. Und daher glaubten sie wohl, dass es unproblematisch sei, wenn sie die vom Heimatpolitischen Arbeitskreis der Pommerschen Landsmannschaft entwickelte Ausstellung „Vertrieben und vergessen?“ dem Kieler Landtag anbieten, damit sie einige Tage lang im Landeshaus in Kiel der Öffentlichkeit präsentiert wird, zumal der Landtagspräsident, der CDU-Politiker Klaus Schlie, als konservativ gilt. So stellten sie bereits im Frühjahr beim damaligen Landtagspräsidenten Torsten Geerdts, ebenfalls CDU, einen Antrag, das Landtagsgebäude für die Ausstellung nutzen zu können. Umgehend erhielten sie einen Nutzungsvertrag. Vom 5. bis zum 9. August 2013, also zum „Tag der Heimat“, sollte die Ausstellung, bestehend aus 30 Tafeln, gezeigt werden. Auf ihnen sollte die pommersche Geschichte dargestellt werden, beginnend mit den ersten Besiedlungen durch germanische und slawische Volksstämme, über die deutsche Ostsiedlung, die Schwedenzeit, schließlich bis zur Einbettung Pommerns in den preußischen und deutschen Staatsverband. Im zweiten Teil wollten sie die Vorgeschichte der Vertreibung dokumentieren und dann im dritten Teil die Nachkriegsgeschichte der geflohenen und vertriebenen Pommern in West- und Mitteldeutschland. Dabei lag der Schwerpunkt auf sechs Zeitzeugenberichten, „welche die Schrecken der Vertreibung veranschaulichen“, wie es in dem Konzept der Landsmannschaft hieß. Anstandslos war die Ausstellung bereits im von Grünen und Sozialdemokraten regierten Baden-Württemberg sowie im ebenfalls von der SPD regierten Nordrhein-Westfalen gezeigt worden. Zur Verblüffung der Pommern erhielten sie aus Kiel die Aufforderung, sie mögen zunächst das Prospektblatt dem Landtag zur Kontrolle vorlegen, mit dem zur Ausstellung eingeladen werden sollte. Das taten sie und erfuhren, dass der Landtag das Werbemittel nicht genehmigen werde. Was darin zu lesen ist, stehe der deutsch-polnischen Versöhnung entgegen. Landtagspräsident Schlie befürchtet, dass Dokumente über Vertreibung durch die Polen Abgeordnete der Partnerstädte brüskieren wird Anstoß genommen hatten, das ging aus einem Gespräch hervor, die im Namen des Landtagspräsidenten Schlie (CDU) fungierenden Angehörigen der Landtagsverwaltung, dass in der Ausstellung auch auf die Vorgeschichte der Vertreibung eingegangen werden sollte. Besonders empfindlich reagierte man auf die in der Einladung genannten Ursachen: „Deutsche Ambitionen vom neuen Siedlungsraum im Osten und der Unterdrückung slawischer Völker gehören ebenso in diese Darstellung wie polnische Träume von einem großpolnischen Reich bis zur Elbe.“ Gegen den ersten Teil der Aussage − die Geschichte von den deutschen Ambitionen − hatte das Landtagspräsidium keinen Einwand, während die Erwähnung der polnischen Großmachtträume auf heftigen Widerspruch stieß. Offenbar auf den Wink des im Urlaub weilenden Landtagspräsidenten − was sind heute schon Entfernungen? − verlangten seine Mitarbeiter plötzlich, nun müssten die Pommern auch alle Bilder der Ausstellung zur Prüfung vorlegen ebenso wie die Texte, die zu den Bildern gehörten. Ein Haar in der Suppe entdeckten die Landtagsbediensteten, dass in der Ausstellung festgestellt wird, die Polen hätten mit der Vertreibung bereits vor dem sogenannten Potsdamer Abkommen begonnen, eine Tatsache, die jedem, der sich mit der jüngsten osteuropäischen Geschichte befasst hat, bekannt ist. Das müssten die Pommern erst einmal beweisen, so die Landtagsverwaltung. Die Pommern verwiesen auf das von ihnen erarbeitete Begleitbuch zur Ausstellung, in dem viele Quellen für diese historische Tatsache benannt werden. Leider sei das Buch noch nicht fertig .... Antwort: Dann könne man die Ausstellung erst recht nicht genehmigen, es sei denn, die Landsmannschaft erkläre sich damit einverstanden, dass der schleswig-holsteinische Landtag in Gestalt des Präsidenten Klaus Schlie jedes Bild der Ausstellung kontrolliere und gegebenenfalls die in seinen Augen nicht korrekten aussortiere. „Auf bestimmte Themen müsse man dann eben verzichten“, erfuhren die Pommern. Sie wurden belehrt, dass der schleswig-holsteinische Landtag Partnerschaften geschlossen habe mit den Parlamenten in Stettin und Danzig, und deren Abgeordnete dürfe man nicht vergrätzen. Als die Landtagsverwaltung auf der Zensur beharrte, hatten die Pommern Charakter genug zu antworten, dass die Ausstellung nicht zu den Auflagen des Landtages zur Verfügung stehe „Die Ausstellung kann nur komplett mit allen Tafeln gezeigt werden; eine Herausnahme von einzelnen oder mehreren Tafeln würde die Geschichte des Landes Pommern und der Vertreibung der Pommern nur verfälscht wiedergeben,“ erwiderten sie. Der Landtag beziehungsweise der Landtagspräsident verwies auf sein Recht, die Ausstellung auf ihren Inhalt zu prüfen und Teile aus der Ausstellung auszuschließen. Die Preußische Allgemeine Zeitung bat den Landtagspräsidenten Schlie um eine Stellungnahme, erhielt aber keine Antwort. Nun fällt die Ausstellung „Vertrieben − und vergessen?“ in Kiel aus. Der Landtagspräsident braucht nicht mehr zu befürchten, dass der Fraktionsvorsitzende der SPD, der wegen seiner rüden Art gefürchtete Abgeordnete Ralf Stegner, ihn des Revanchismus beschuldigt.
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