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Kritik an Video BERLIN. Pünktlich zu ihrem 60. Geburtstag hat die Bundeszentrale für politische Bildung das Thema Linksextremismus entdeckt. Die Behörde veröffentlichte vor einigen Wochen weitgehen unbemerkt ein Video im Internet, in dem sie über Links- und Rechtsextremismus sowie Islamismus informiert. In diesem heißt es unter anderem „Es herrscht Bombenstimmung in Deutschland. Die Linken fackeln Luxuskarossen ab und die Rechten kontern mit den sogenannten Dönermorden. Dazu kommen Sprengstoffgürtel aus einer ganz anderen Ecke.“ Rechtsextremisten und Linksextremisten fänden sich an den Rändern der Gesellschaft. Es handle sich zwar nur um wenige, diese seien dafür aber um so lauter und aufmerksamkeitsbedürftiger. Optisch könnten beide Gruppen nicht mehr so genau auseinandergehalten werden, allerdings röchen die Linken laut der Bundeszentrale etwas besser, „weil sie bei den häufigen Demonstrationen eine kostenlose Ganzkörperdusche genießen“.
Linke riechen etwas besser Was offenbar als Witz gemeint war, stieß in der linken Szene auf wenig Gegenliebe. „Ein krasses Beispiel dafür, wie einfach sich eine rassistische Mordserie im Land der Extremismustheorie verklären läßt“, empörte sich der Antifa-Journalist Roland Sieber am vergangenen Freitag im Internet. So werde die „rassistische Mord- und Terrorserie des NSU als vermeintlich rechtsextreme Antwort auf das vermeintlich linksextreme Abfackeln von Luxuskarossen verharmlost“, kritisierte Sieber gleich auf mehreren Seiten, darunter auch der Antifa-Blog der Zeit, „Störungsmelder“, sowie das „Netz gegen Nazis“. Letzteres arbeitete mit der Bundeszentrale in der Vergangenheit auch schon zusammen – wenn es gegen Rechtsextremisten ging, oder besser gesagt, wen das „Netz gegen Nazis“ als solche ausgemacht zu haben glaubte. „Jede Form des Altersstarrsinns ist uns fremd“ Bei der Bundeszentrale nahm man sich die Kritik aus dem linken Lager nicht nur umgehend zu herzen, sondern das geschmähte Video auch gleich aus dem Netz. „Wir werden zwar bereits 60, aber jede Form des Altersstarrsinns ist uns fremd. Unsere Intention bezüglich des Videos ist offensichtlich nicht verstanden worden und insbesondere die Formulierung ‘kontern’ mißverständlich“, gab sich die Redaktion selbstkritisch. Aus diesem Grund habe man sich entschieden, das Video zu überarbeiten. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT wollte die Bundeszentrale sich nicht weiter zu dem Vorgang äußern. Laut dem Sprecher der Behörde, Daniel Kraft, lagen die Kosten für das Video bei 3.500 Euro. (krk)
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