Westpreußisches Landesmuseum verlässt den Wolbecker Drostenhof
WOLBECK.
Das Westpreußische Landesmuseum wird den Drostenhof in Wolbeck wohl schon bald
verlassen: Nachdem der Kulturausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
der geplanten Kürzung der Mittel zugestimmt hat, sieht die Trägerstiftung keine
Grundlage mehr, den Standort Wolbeck aufrecht zu erhalten. Der Museumsdirektor
sorgt sich derweil um die Früchte der langjährigen Arbeit.
Kürzt der Verband seine Mittel, so wie es dessen
Fachausschuss nun vorgeschlagen hat, zieht der Bund nach. So wäre ein Betrieb
nach derzeitigem Modell nicht mehr möglich. Der Bund müsse die Ausstellung zwar
per Gesetz erhalten, ab 2010 plant die Trägerstiftung aber ohne den Standort
Wolbeck, betont deren Sprecher Christoph Nehring: „Wir haben die Nase voll.“
Das Hauptproblem ist nicht die Lücke, die die LWL-Kürzung in das Budget reißen
würde: Die bewegt sich je nach Perspektive zwischen 30.000 und 50.000 Euro: Nach
einem seit 1982 gültigen Vertrag stünden dem Museum etwa 100.000 Euro zu, diese
Summe hatte der Verband bereits auf gut 80.000 Euro gekürzt. Ab 2010 soll es
einen neuen Vertrag und damit lediglich 50.000 Euro im Jahr geben. Viel
schwerwiegender ist die Ankündigung des Bundes, weiterhin auf die Kostenteilung
im Verhältnis von vier zu eins zu bestehen.
Der Bund würde ebenfalls kürzen
Der Bund zahlt derzeit mit 433.000 Euro etwas mehr als vier mal so viel wie der
Landschaftsverband nach dem alten Vertrag und würde bei einer Kürzung prozentual
nachziehen - im Klartext also seinen Beitrag zum Westpreußischen Landesmuseum
ebenfalls halbieren. Damit wäre das Gesamtloch im Museumshaushalt fast 270.000
Euro groß. Zu viel für den Betrieb im Wolbecker Drostenhof.
Noch ist die LWL-Kürzung zwar nicht entschieden - der Kulturausschuss hat die
Vorlage lediglich beraten. Entscheiden soll der Landschaftsausschuss am 8. Mai.
Das Votum des Fachausschusses dürfte aber kaum ohne Absprache innerhalb der
jeweiligen Fraktionen zustande gekommen sein - und hat auch dadurch eine große
Signalwirkung für die endgültige Entscheidung.
Große Mehrheit für die Kürzung
Für die Vorlage haben sich im Kulturausschuss mit der CDU und der SPD die beiden
weitaus größten Fraktionen ausgesprochen. Die zwei Abgeordneten der Grünen
enthielten sich der Stimme, lediglich der FDP-Vertreter stimmte wie angekündigt
gegen die Vorlage.
Doch egal, wie die Entscheidung des Landschaftsausschusses letztendlich
ausfällt: Für die Kulturstiftung Westpreußen, die das Museum trägt, ist der
Standort Wolbeck offenbar gestorben: "Wenn man uns in Wolbeck nicht haben will,
machen wir eben das Licht aus, die Tür zu und gehen zum Jahresende woanders
hin", sagt ein wütender Stiftungs-Sprecher Christoph Nehring gestern nach der
für ihn enttäuschenden Ausschuss-Entscheidung.
Schon vor Jahren war diskutiert worden, das Westpreußische Landesmuseum zu
seinem Ostpreußischen Pendant nach Lüneburg zu verlegen. Münster konnte es in
seinem Stadtteil Wolbeck halten. Später wurde diskutiert, das Museum zwar in
Münster zu halten, es aber in anderen, moderneren Räumen - einem Neubau in
Hiltrup oder der ehemaligen Bundesbankfiliale an der Geiststraße etwa -
unterzubringen. Es blieb im historischen Drostenhof. Auch auf politischen Druck.
Kein idealer Standort
So schön das "Schloss" in Wolbeck auch ist, für
die museale Arbeit waren die Räume nie ideal, sagt Nehring. Der geplante Umbau
im Bestand, für den Träger nur ein Kompromiss, keine Ideallösung.
Zumal auch die Mittel dafür immer mehr zusammengekürzt wurden. Nehring verhehlt
nicht, dass die Museumsträger lieber in ein moderneres Gebäude im Stadtgebiet
umgezogen wären: "Man hat uns gezwungen, im Drostenhof zu bleiben und nun
schlägt man uns die Tür dort zu."
Da der Bund die gesetzliche Aufgabe hat, ein Westpreußen-Museum zu unterhalten
und da ihm die meisten Ausstellungsstücke gehören, wird die Ausstellung selbst
wohl auf die eine oder andere Art und Weise überleben, meint Nehring. Das Museum
in Wolbeck, soviel scheint nach den jüngsten Entwicklungen klar zu sein,
schließt zum Jahresende seine Pforten.
Gute Arbeit wird in Frage gestellt
Museumsdirektor Dr. Lothar Hyss fürchtet in einer ersten Stellungnahme um die
Zukunft der guten Museumsarbeit. Steigende Besucherzahlen, die immer weiter
ausgebauten Kontakte nach Polen und nicht zuletzt die Arbeit des 200 Mitglieder
starken Förderkreises – das alles werde nun in Frage gestellt: "Ich fühle mich
gerade wie ein Kind, das gute Arbeit macht und dafür von den Eltern bestraft
wird."
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