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Grußwort des Generalsekretärs Triest, den 11. Juli 2010 Sehr geehrter Herr Landesgruppenvorsitzender, ich möchte Ihnen für die Einladung zur Teilnahme an der Gedenkveranstaltung für die im Gefolge des ungerechten und als Strafmaßnahme gedachten Versailler Vertrags vor 90 Jahren durchgeführte Volksabstimmung danken, mit der am 11. Juli 1920 die Bevölkerung des Ermlands und Masurens im Regierungsbezirk Allenstein und des Bezirks Marienwerder die Möglichkeit der freien Wahl hatte und sich fast einstimmig für die Zugehörigkeit zu Ostpreußen und nicht zur Zweiten Polnischen Republik entschied. Leider kann ich wegen zahlreicher beruflicher Verpflichtungen an Ihrer Veranstaltung nicht wie geplant teilnehmen. Ich möchte jedoch im Namen der Europäischen Union der Flüchtlinge und Vertriebenen sowie im Namen der Unione degli Istriani, deren Vorsitzender ich bin, allen Teilnehmern meine herzlichsten Grüße übersenden. Ihre Veranstaltung ist von grundsätzlicher Bedeutung nicht nur, weil Sie damit an eine Volksabstimmung erinnern, die in die Geschichte Ostpreußens eingegangen ist und die Geschicke dieser Regionen bestimmt hat, die andernfalls sofort einer drastischen „Polnisierung“ zum Opfer gefallen wären, sondern weil es sich gleich denen, die fast zur selben Zeit etwa in Oberschlesien, in Schleswig, in Kärnten stattfanden, um eine der ersten Anwendungen des Prinzips der Selbstbestimmung handelte, das von Woodrow Wilson feierlich verkündet worden war und das im Rahmen des Versailler Vertrags richtungweisend sein sollte aber in Wirklichkeit nicht konsequent sondern mit schamloser Willkür angewandt wurde. Riesige Gebiete, die fast ausschließlich oder mit großer Mehrheit von Deutschen besiedelt waren, wurden auf diese Weise von Deutschland abgetrennt, ohne irgendjemanden zu fragen – eine Ungerechtigkeit die fast die ganze Provinz Posen, Westpreußen, das Memelgebiet, Elsass und Lothringen, das Sudetenland, Südtirol betraf. So wie es mit der Zerstückelung des Königreichs Ungarn geschah, das über neun Jahrhunderte bestanden hatte und wo – mit Ausnahme von Ödenburg (Sopron) das den Volksentscheid erhielt – große Regionen, die hauptsächlich von Ungarn aber auch von Deutschen besiedelt waren, unter den neuen Staaten, die sich gebildet hatten, aufgeteilt wurden. In diesem Sinn glaube ich, dass diese Gedenkveranstaltung ein bedeutendes Zeichen setzen, ein klares Zeugnis dafür ablegen muss, dass das von Millionen erlittene Unrecht - auch nach dem Zweiten Weltkrieg durch wilde Vertreibungen und Massenmassaker, denen Tausende Frauen und unschuldige Kinder zum Opfer gefallen sind - nicht einfach einer heute anachronistisch gewordenen, alles rechtfertigenden Logik untergeordnet werden kann und darf. Jede Vertreibung ist ein Verbrechen gegen die Menschheit und nur durch die Anerkennung dieses Prinzips, das in das Erbe der Europäischen Union eingehen muss und wofür sich die EUFV einsetzt, können jene Lösungen erreicht werden, auf die alle Flüchtlinge und Vertriebene Europas warten. Aus dieser Überzeugung heraus, die durch die mit der Gründung der EUFV, zu der auch die Ostpreußen beigetragen haben, bereits erzielten guten Ergebnisse bestärkt wird – hierzu kann ich Ihnen bekannt geben, dass die EUFV vor kurzem als Organisation zur Vertretung von Interessen von der Europäischen Kommission formell anerkannt wurde – möchte ich Ihnen noch einmal danken und Ihnen und Ihren Gästen für diese schöne Initiative einen guten Erfolg wünschen. Dr. Massimiliano Lacota
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