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Bärenfang
und Heimatklang
2.000 Ostpreußen beim 19. Landestreffen
in Mecklenburg-Vorpommern
Rostock. – Weithin sichtbar grüßten große Ostpreußenfahnen vor der Stadthalle die 2.000 Besucher des 19. Landestreffens der Ostpreußen am 27. September 2014. Diese landesweite Veranstaltung findet seit 1996 im jährlichen Wechsel auch in Schwerin und Neubrandenburg statt – in Rostock nun zum 7. Mal. Die Organisatoren hatten kräftig eingeladen und alles gut vorbereitet. 40 Helfer aus Anklam, Rostock und Neubrandenburg sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Mit Bussen reisten wieder ganze Heimatgruppen an, viele Autos reihten sich auf den Parkplätzen, einige sogar aus Hamburg, Kiel, Leipzig, Köln und Stuttgart. So füllte sich die große Stadthalle bis zum letzten Platz und hinauf zu den Rängen. Ganz selbstverständlich strebten die Besucher ihren Tischen zu, die jeweils mit großen Tafeln aller 40 ostpreußischen Heimatkreise ausgeschildert waren - von Memel bis Neidenburg, von Elbing bis Goldap. Dazu lagen Besucherlisten aus, die das Auffinden anhand der Eintragungen erleichterten. Die weiteste Anreise mit 85 Jahren hatte Gerhard Weiss aus Swakopmund / Namibia, der bis 1948 bei Laukischken / Kreis Labiau lebte. Wie er nahmen 300 Gäste erstmals an diesem Landestreffen teil. Radio M-V und das NDR-Nordmagazin sendeten jeweils kurze Berichte.
Zum Auftakt intonierte das Blasorchester der Hansestadt Rostock einen Festmarsch. Sichtlich erfreut über die vielen Besucher eröffnete Landesvorsitzender Manfred Schukat das nunmehr 19. Landestreffen. Er hieß alle Teilnehmer und Ehrengäste herzlich willkommen, darunter fast 100 Landsleute aus allen drei Teilen Ostpreußens. Unter preußischen Marschklängen und mit stehendem Applaus begrüßt, zogen 66 Heimatfahnen feierlich in die Halle ein, fast alles Geschenke der polnischen, russischen und litauischen Verwaltungen in Ostpreußen, welche die alten deutschen Wappen wieder verwenden. Das geistliche Wort sprach Propst Gerd Panknin vom Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis über das „Dennoch des Glaubens“ (Psalm 73, 23). Er erinnerte an eine alte Ostpreußin, die aus dem Vertrauen zu Gott bis zuletzt ihre Kraft und Hoffnung schöpfte. So kann man sogar seinen Feinden vergeben und ist offen für Neues. Zum Vaterunser und Totengedenken, begleitet vom Orchestersatz „Ich bete an die Macht der Liebe“, erhoben sich die Teilnehmer und stimmten gemeinsam in das Ostpreußenlied ein. - Der Bundessprecher der Ostpreußen, Stephan Grigat, erlebte zum 3. Mal ein Landestreffen in Mecklenburg-Vorpommern mit. Auch er freute sich über den hervorragendenen Besuch und sparte nicht mit Anerkennung. In seiner Festrede rief Stephan Grigat die Ostpreußen auf, der Heimat treu zu bleiben und ihr Wissen an Kinder und Enkel weiterzugeben, denn nur so hat Ostpreußen Zukunft. Es folgten offizielle Grußworte von Peter Stein MdB sowie Torsten Renz MdL, der seinen Vater aus Ortelsburg mitgebracht hatte. Beide Politiker lobten das Treffen und die Verständigungsarbeit der Ostpreußen. Justizministerin Uta-Maria Kuder hatte als Schirmherrin das Landestreffen gefördert, ihre Grüße überbrachte MR Ulrich Hojczyk aus Schwerin. Dr. Fred Mrotzek von der Universität Rostock trug seinen Protest gegen die Ilja-Ehrenburg-Straße vor, die in Rostock immer noch den Namen dieses sowjetischen Hasspropagandisten trägt. An die friedliche Wende vor 25 Jahren, ohne die es solche Treffen nicht gäbe, erinnerten Heinrich Hoch und Barbara Rużewicz vom deutschen Dachverband in Ermland und Masuren. Herzliche Dankesworte der Memelländer fand Magdalena Piklaps. Von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge gab es eine Auszeichnung, weil die Ostpreußen aus M-V dieses Jahr wieder 20 Kriegsgräberstätten im Osten besuchten. Der Volksbund sammelte 1.600 Euro Spenden ein. An seinem Info-Stand erfuhr z.B. Siegfried Laszus aus Barth endlich, wo das Grab seines Vaters ist. Den Reigen der Grußworte beschloss in unverfälschtem Ostpreußisch Paul Gollan aus Bischofsburg. Er bewirtschaftet dort noch den elterlichen Hof und hat 1991 den ersten deutschen Verein in Ermland-Masuren gegründet. Alle Referenten erhielten ostpreußische Präsente und viel Beifall. Die gemeinsam gesungene Nationalhymne und ein Konzert des Blasorchesters beendeten die Feierstunde.
Noch am Vormittag eröffnete der russische Kant-Chor Gumbinnen in festlichen Kostümen das ostpreußische Kulturprogramm mit deutschen und russischen Chorälen. Die Gastronomie der Halle war auf die Mittagspause gut gerüstet; die Königsberger Klopse waren schmackhaft und preiswert. Dicht umlagert wurden auch die Anklamer Verkaufsstände mit Heimatbüchern und Landkarten. 6.000 kleine und 300 große Flaschen Bärenfang wurden umgesetzt und damit ein Teil der Unkosten bestritten. Den Nachmittag moderierte Heimatsänger Bernstein. Erstmals trat das Mecklenburg-Pommeraner Folkloreensemble Ribnitz-Damgarten bei den Ostpreußen auf. 50 Kinder, Jugendliche und Erwachsene begeisterten die Besucher eine Stunde lang mit den schönsten Volkstänzen der Region. Aber auch die deutschen Vereine aus Ostpreußen hatten kurze Programme einstudiert. Mit Chorliedern und dem Gumbinner Tanz grüßten die Landsleute aus Heydekrug und Memel, Lötzen und Heilsberg. Viel Applaus erhielt auch die Tanzgruppe SAGA aus Bartenstein in ihren ostpreußischen Trachten. Zuletzt brachte der Shanty-Chor „De Klaashahns“ aus Rostock die Stimmung zum Überlaufen. Zu den schönen Liedern von Heimat und Meer bildete sich eine endlose Polonaise durch den Saal, der sich spontan viele begeisterte Landsleute anschlossen. Die meisten Besucher blieben daher bis zum Großen Finale. Sämtliche Mitwirkende auf der mit leuchtenden Sonnenblumen üppig geschmückten Bühne stimmten noch einmal gemeinsam mit den Gästen das Ostpreußenlied an und reichten sich zum Zeichen der Verbundenheit die Hände. Manfred Schukat dankte allen fleißigen Helfern und lud die Ostpreußen zum 20. Landestreffen in der Kongresshalle Schwerin am 26. September 2015 ein. Für das nächste Jahr sind auch wieder zahlreiche Heimatfahrten geplant. So ging ein Tag zu Ende, der den Ostpreußen viel gegeben hat: Große Wiedersehensfreude, neue Kontakte und viele Anregungen. Messen und zählen lässt sich das sicher nicht - es war einfach wieder nur schön.
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Video-Berichte
von Ostpreußen-TV:
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