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Die
größte Schiffskatastrophe Vor 70 Jahren starben 9.343 Menschen beim Untergang der „Wilhelm Gustloff“ am 30. Januar 1945. Während jedoch der Untergang der „Titanic“ noch heute Massen bewegt, werden diese Opfer der größten Schiffskatastrophe der Geschichte immer noch als bedauerliche Kriegsverluste angesehen. Die „Wilhelm Gustloff“, in Friedenszeiten einst Flaggschiff und Stolz der „Kraft durch Freude“-Flotte, wurde während des Zweiten Weltkrieges erst als Hilfsschiff der Kriegsmarine, dann als Lazarettschiff und schließlich als Wohnschiff der 2. Unterseebootslehrdivision (2. ULD) in Gotenhafen eingesetzt. Nachdem Großadmiral Karl Dönitz am 21. Januar 1945 die Evakuierung von Ostpreußen befohlen hatte, sollte die 2. ULD in einen westlicheren Ostseehafen verlegt werden. Bedeutsam bei dem Befehl war aber, dass freie Schiffskapazitäten zum Abtransport der „nicht kampffähigen Bevölkerung“ genutzt werden durften. Innerhalb von 48 Stunden wurde die „Wilhelm Gustloff“ zum Transportschiff umgerüstet, um Platz für mehr als 5.000 Menschen zu schaffen. Neben den jungen U-Boot-Soldaten waren Marinehelferinnen, Schwerverwundete, die Handelsschiffsbesatzung und tausende Flüchtlinge an Bord. Tatsächlich waren es über 10.000 Menschen, denn auch nachdem die Anbordnahme von 7.956 gezählten Flüchtlingen offiziell abgeschlossen war, kamen weitere an Bord. Noch beim Auslaufen wurden von einem kleinen ankommenden Dampfer einige hundert Flüchtlinge übernommen. Den Geleitschutz stellte eigentlich die 9. Sicherungsdivision. Als die „Wilhelm Gustloff“ auslaufbereit war, stand jedoch nur das Torpedoboot „Löwe“ der 2. ULD zur Verfügung. Als drittes Schiff gehörte der ebenfalls voll beladene Dampfer „Hansa“ zum Konvoi, der allerdings wegen eines Maschinenschadens an der Halbinsel Hela zurückblieb. Wegen der Gefahr von sowjetischen Luftangriffen entschieden der Handelsschiffskapitän Friedrich Petersen und Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, der militärisch verantwortlich war, die Reise allein fortzusetzen. Es gab zwei Routen, den minenfreien Tiefwasserweg, auf dem U-Boote lauerten oder den verminten Küstenweg, wo aufgrund der geringen Wassertiefe keine U-Boote drohten. Ein Minentreffer hätte das Schiff zwar beschädigt, aber im flachen Küstenwasser nicht versenkt. Schließlich wurde der Tiefwasserweg gewählt, allerdings nicht mit der Höchstgeschwindigkeit von 15 Knoten befahren, sondern nur mit zwölf. Kapitän Petersen befürchtete, dass das Schiff, das seit über vier Jahren nicht in Fahrt gewesen und 1943 außerdem bei einem Luftangriff beschädigt worden war, die höhere Geschwindigkeit in dem überladenen Zustand nicht aushalten würde. Aufgrund einer Funkmeldung, dass ein Minenverband auf Gegenkurs sei, wurden kurz Positionslichter gesetzt, um eine Kollision zu verhindern, wohl wissend, dass die Gefahr der Entdeckung durch feindliche U-Boote sehr groß war. Als der Ausguck des sowjetischen U-Boots S 13 die
Lichter des großen Schiffs entdeckte, war das Todesurteil der „Wilhelm Gustloff“
gefällt. Kapitän Alexander Marinesko ließ drei Bugtorpedos abfeuern, die
backbords trafen. Das Licht verlöschte, und für die Menschen begann in der
Dunkelheit ein Todeskampf, um aus dem sinkenden Schiff herauszukommen. Kurz vor
dem Untergang ging die gesamte Beleuchtung noch einmal an, bevor die „Wilhelm Gustloff“ mit hochaufragendem Heck am Abend des 30. Januar 1945 endgültig
versank. Tausende fanden in der „Wilhelm Gustloff“ ihr Grab, aber auch in der
eiskalten Ostsee gab es nur wenige Überlebenschancen. Nur 1252 Menschen wurden
gerettet. - Britta Heitmann Eines von 250 Schiffen Kurz nach dem Untergang der „Wilhelm Gustloff“ war die Anzahl der bei eisiger Kälte ausharrenden Menschen in der ostpreußischen Hafenstadt Pillau auf über 30.000 gestiegen. Da die Fluchtwege über Land durch die Rote Armee abgeschnitten waren, blieb der Seeweg die einzige Hoffnung, trotz des Wissens um seine Gefährlichkeit. Am 8. Februar 1945 kehrte die „Steuben“ nach der 20. erfolgreichen Transportfahrt gen Westen wieder nach Pillau zurück. Die „Steuben“, ein vormaliges großes Passagierschiff, war nun ein Verwundetentransportschiff, das speziell für die sachgemäße Lagerung und Versorgung von Verwundeten ausgerüstet und mit Flakgeschützen gegen Luftangriffe bewaffnet war. Bei dieser Fahrt wurden vorrangig Verwundete mit medizinischem Versorgungspersonal an Bord genommen, aber auch einige hundert Flüchtlinge waren dabei. Es gab keine namentliche Erfassung mehr, an Bord waren mindestens 4.500 Menschen. Die Geleitsicherung bestand aus dem alten Torpedofangboot TF 1 und Torpedoboot T 196, das selbst 200 Flüchtlinge auf dem Oberdeck transportierte. Bei der Abfahrt wurden die Schiffe von zwei sowjetischen Flugzeugen erfolglos bombardiert. Um weiteren Luftangriffen zu entgehen, wurde entschieden, mit Höchstgeschwindigkeit im Zick-Zack-Kurs den schnellen minenfreien Weg zu nehmen. Auf diesem Weg lauerte jedoch wieder das sowjetische U-Boot S 13 von Kapitän Alexander Marinesko. Die „Steuben“ sank am 10. Februar 1945 nach zwei Torpedotreffern. Nur 659 Menschen überlebten, über 3.800 starben in den eiskalten Fluten der Ostsee. Am 16. April 1945 gab die Ankunft des Frachters „Goya“ auf der Halbinsel Hela vielen Menschen die Hoffnung auf Rettung. Die „Goya“ war ein großes schnelles Schiff, das für den Transport von 5.000 Menschen umgerüstet worden war. Beim morgendlichen sowjetischen Luftangriff wurde auch die „Goya“ beschädigt und wurden das so wichtige U-Boot-Peilgerät und die Minen-Eigenschutz-Anlage zerstört. Das Schiff war zwar fahrbereit, aber jetzt wie jedes andere Schiff voll auf den Geleitschutz angewiesen. Die Beladung erfolgte während eines weiteren Luftangriffs, bis das Schiff mit über 7.000 Menschen völlig überfüllt war. Mit einem Geleitzug ging die Fahrt Richtung Westen, anfangs noch mit elf Knoten, dann, nach dem Motorausfall eines anderen Dampfers, nur noch mit sieben Knoten. Die „Goya“ fuhr am Schluss des Geleitzugs und wurde dort von zwei Torpedos des sowjetischen U-Boots L 3 getroffen. Sie sank nach nur vier Minuten am 17. April 1945 in dem Seegebiet, wo auch schon die „Wilhelm Gustloff“ und die „Steuben“ russischen Torpedos zum Opfer gefallen waren. Nur 147 Menschen überlebten den Untergang. Bei der Flucht über die Ostsee kamen über 40.000 Menschen bei 250 Schiffsuntergängen ums Leben. Für über zwei Millionen Menschen war sie jedoch die Rettung - B.H. Verbrechen oder rechtmäßig? Die Sowjetunion hatte das Genfer Abkommen von 1929 nicht ratifiziert und in einer Note gegenüber der Reichsregierung 1941 noch einmal bestätigt, dass deutsche Lazarettschiffe grundsätzlich nicht anerkannt werden würden. Daher wurden in der Ostsee keine unbewaffneten weißen Lazarettschiffe mit Rot-Kreuz-Flagge eingesetzt, die bei Dunkelheit soweit beleuchtet sein mussten, dass der Anstrich erkennbar war und so eine perfekte Zielscheibe für sowjetische U-Boote waren. Nachdem Großadmiral Karl Dönitz am 21. Januar 1945 die Evakuierung von Ost- und Westpreußen eingeleitet hatte, begann der Massenabtransport Richtung Westen über die Ostsee. Es gab weder für Verwundete noch für Zivilisten eine Chance, mit einem sicheren, von sowjetischer Seite anerkannten Transportmittel zu entkommen. Sie konnten nur auf Schiffen fliehen, die teilweise selbst armselig bewaffnet waren oder von bewaffneten Geleitschiffen eskortiert wurden. Daraus abzuleiten, dass ein gegen U-Boot-Angriffe
ungeschütztes Passagierschiff wie die „Wilhelm Gustloff“ oder das
Verwundetentransportschiff „Steuben“ abgeschossen werden durften, ist zynisch.
Der Tod von über 10.000 Menschen wurde nicht durch ein tragisches Unglück
ausgelöst, sondern durch die gezielten Torpedo-Abschüsse auf Schiffe mit einer
wehrlosen Menschenfracht, deren Tod beabsichtigt war. Die damalige Abspeisung
von Kapitän Alexander Marinesko mit einem Standardorden zeigt, dass diese
Abschüsse nicht als „heldenhaft“ galten. Umso unverständlicher ist die posthume
Ehrung 1990 ausgerechnet durch Präsident Michail Gorbatschow, der das Ende des
Kalten Krieges eingeleitet hatte. - B.H. Zeitzeugen Alexander Marinesko – Der Kommandant des sowjetischen U-Bootes S-13 versenkte am 30. Januar 1945 die „Wilhelm Gustloff“ und am 10. Februar 1945 die „Steuben“. Er galt als unzuverlässig und wurde später unehrenhaft aus der Marine entlassen. 1990 ernannte ihn Präsident Michail Gorbatschow posthum zum „Helden der Sowjetunion“, und in Königsberg wurde ein Teil des Pregelufers nach ihm benannt. Auch setzten ihm alte Marinekameraden mit einer überlebensgroßen Bronzebüste auf einer Granitsäule auf seinem Grab in St. Petersburg ein Denkmal. Wilhelm Gustloff – Der Leiter der NSDAP-Landesgruppe Schweiz wurde 1936 von einem jüdischen Studenten erschossen. Adolf Hitler entschied nach seiner Beerdigung, dass der erste Schiffsneubau der KdF-Flotte den Namen „Wilhelm Gustloff“ erhalten sollte. Seine Witwe taufte das Schiff beim Stapellauf am 5. Mai 1937. Friedrich Petersen – Der Kapitän brachte die „Wilhelm Gustloff“ schon 1938 auf der Jungfernreise zurück nach Hamburg, nachdem der damalige Kapitän plötzlich verstorben war. 1944 kam er dann im Alter von 62 Jahren wieder als „Wohnschiff-Kapitän“ an Bord. Als im Januar 1945 die „Wilhelm Gustloff“ wieder in Fahrt gehen sollte, kamen zur Unterstützung noch zwei junge aktive Kapitäne an Bord. Er überlebte den Untergang. Heinz Schön – Der Zahlmeister-Assistent überlebte den Untergang der „Wilhelm Gustloff“. Er wechselte auf die „General San Martin“ und nahm an weiteren Rettungsfahrten über die Ostsee teil. Nach Kriegsende wurde die Dokumentation des Unternehmens „Rettung über die Ostsee“ sein Lebenswerk.
Karl
Dönitz – Der Großadmiral und Oberbefehlshaber der deutschen Kriegsmarine gab
am 21. Januar 1945 den Befehl zum „Unternehmen Hannibal“, der Evakuierung von
Soldaten, Verwundeten und Flüchtlingen aus Ost- und Westpreußen, insgesamt etwa
2,5 Millionen Menschen. Vorrangig dabei war das Wehrmachtspersonal, allerdings
durften frei gebliebene Kapazitäten zum Abtransport von Zivilisten genutzt
werden.
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